Papst will Frauen-Diakonat profund prüfen
Nach Ansicht der deutschen Ordensfrau Katharina Ganz will Papst Franziskus tatsächlich die Zulassung von Frauen zum Diakonenamt profund prüfen lassen. Die Oberin der Oberzeller Franziskanerinnen in Würzburg bestätigte im "Radio Vatikan"-Interview die entsprechende Intention des Papstes. Bei der Audienz für die rund 900 derzeit in Rom tagenden Ordensoberinnen aus aller Welt hätten diese die Frage nach dem Zugang zum Ständigen Diakonat an den Papst herangetragen, Franziskus selbst habe darauf die Idee einer Studienkommission entwickelt, so Ganz.
Vatikansprecher Federico Lombardi sagte am Donnerstag, es sei zu früh, um Aussagen über die genauen Absichten des Papstes zu machen; es habe sich um eine spontane Äußerung von Franziskus gehandelt. Möglicherweise gehe es schlicht darum, die Rolle von weiblichen Diakonen in der frühen Kirche historisch zu untersuchen, so Lombardi. Das Kirchenrecht schreibt vor, dass nur ein getaufter Mann das Weihesakrament empfangen kann.
Oberin Ganz zeigte sich gegenüber "Radio Vatikan" allerdings überzeugt, dass der Papst nicht nur eine rein historische Aufarbeitung des Diakonats der Frau in der alten Kirche anstrebe. "Das ist nicht Papst Franziskus. Er sucht pastorale Antworten auf die Nöte und die Notwendigkeiten der Kirche in der Welt von heute. Er ist ein Mann des Zweiten Vatikanums und es würde aus meiner Sicht keinen Sinn machen, nur rückwärts zu schauen", so Ganz wörtlich.
Seit seinem Amtsantritt hat sich Franziskus wiederholt für eine stärkere Rolle der Frau in der katholischen Kirche ausgesprochen. Am Ende der Begegnung sagte er zu den Ordensoberinnen: "Danke, ihr habt mir neue Anstöße gegeben, über Dinge nachzudenken", zitierte Oberin Ganz den Papst.
Debatte gestartet
Als ein "sehr gutes Zeichen" wertet das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) die Papstäußerungen. Vizepräsidentin Claudia Lücking-Michel verwies auf Anfrage der deutschen Katholischen Nachrichten-Agentur KNA darauf, dass bereits die Würzburger Synode der westdeutschen Bistümer 1975 an den Papst appelliert habe, diese Möglichkeit zu prüfen.
Zugleich betonte die CDU-Bundestagsabgeordnete, dass ein "Diakonenamt light", bei der Frauen keine Weihe, sondern nur einen Segen erhielten, keine Alternative sei. Ein solches Modell hatte Kurienkardinal Walter Kasper bei der Frühjahrsvollversammlung der deutschen Bischöfe 2013 in Trier ins Spiel gebracht. Als Vorbild nannte Kasper die besondere Diakoninnentradition in der Alten Kirche, die auch in den Ostkirchen weiterlebt. Die "Weihe" könnte in diesem Fall kein Sakrament sein wie bei der Priesterweihe, sondern zu den "Sakramentalien" gehören, vergleichbar etwa der Jungfrauenweihe oder der Äbtissinnenweihe.
Diakone dürfen in der katholischen Kirche etwa über die Nottaufe hinaus das Taufsakrament spenden und predigen, nicht aber die Messe feiern oder Beichte hören. Die Diakonenweihe ist die erste der drei Weihestufen in der katholischen Kirche. Danach können die Priester- und Bischofsweihe folgen. Es gibt daneben seit 1968 auch sogenannte Ständige Diakone, die verheiratet sein und einen Zivilberuf ausüben dürfen.
Die Nichtzulassung von Frauen zum Priesteramt wurde von Papst Johannes Paul II. (1978-2005) im Jahr 1994 als unabänderliche kirchliche Lehre definiert. Auch Franziskus hat dies mehrfach bekräftigt. Über eine Öffnung des Diakonenamts für Frauen wird jedoch seit längerem diskutiert. Hierzu gibt es bislang nach Ansicht vieler Theologen keine endgültige lehramtliche Entscheidung. Die Deutsche Bischofskonferenz lehnte eine Diakoninnenweihe mehrfach mit dem Argument ab, eine Teilhabe von Frauen am priesterlichen Weiheamt sei nicht möglich.
Das Wort "Diakon" bedeutet "Diener". In der römischen Kirche der ersten Jahrhunderte wirkten Diakone in der Armen- und Krankenpflege oder als Gehilfen des Bischofs in der Gemeindeverwaltung und beim Gottesdienst. Seit dem fünften Jahrhundert verlor das Amt in der römischen Kirche an Bedeutung. Es wurde zu einer Durchgangsstufe für die Priesterweihe.
Auch Frauen waren in der frühen Kirche als Diakoninnen in speziellen Gemeindediensten tätig, etwa in der Glaubensunterweisung und Armenfürsorge. Sie hatten aber nach Einschätzung vieler Kirchenhistoriker keine Funktion am Altar. In der lateinischen Westkirche sind Diakoninnen vom 6. bis 13. Jahrhundert bezeugt. In der Ostkirche lebte die Tradition der Diakoninnen weiter.
Quelle: kathpress