"Kirche ist kein Ort vorschneller Antworten"
Der Salzburger Erzbischof Franz Lackner möchte die Kirche als Ort "authentischer Barmherzigkeit" und nicht als "Ort vorschneller Antworten" positionieren. Das betonte er in seiner Ansprache beim Medienempfang der Erzdiözese am Donnerstagabend im Salzburger Bildungszentrum St. Virgil. Es brauche eine neue Übereinkunft zwischen der idealtypischen Rede der Kirche und der konkreten Lebensgeschichte des Einzelnen, betonte Lackner unter Verweis auf Papst Franziskus: "Es braucht eine neue Verantwortlichkeit, Ehrlichkeit und Freiheit, gerade dort, wo das Ideal auf den Einzelnen trifft."
Der Erzbischof verwies u.a. auch auf das päpstliche Schreiben "Amoris laetitia". Dieses Schreiben sei in Anbetracht von so viel Unverständnis, Leid und Enttäuschung von Menschen, deren Geschichten von Lebensbrüchen gekennzeichnet, "wie Balsam - irgendwie sind wir alle Gebrochene, und bedürfen der Barmherzigkeit Gottes". Immer dort, wo Allgemeingültiges mit der je konkreten und nicht wiederholbaren Lebensgeschichte einzigartiger Personen in Berührung kommt, brauche es ehrliches Hinhören.
Das sei auch die Maxime für den Zukunftsprozess der Erzdiözese, der am Pfingstmontag begonnen werden soll, so Lackner: "Wir werden ganz im Sinne von Papst Franziskus Prozesse in Gang setzen und nicht Räume besitzen. Wir wollen Handlungen fördern, die eine neue Dynamik in Gesellschaft und Kirche erzeugen, und dabei möglichst viele Menschen und Gruppen einbeziehen." Dies geschehe ohne Ängstlichkeit, "sondern mit klaren Überzeugungen und Entschlossenheit".
Der Erzbischof rief die Medienvertreter zur kritischen Begleitung dieses Prozesses auf. Er erbat zugleich aber auch Geduld, um "die Spannung, in der wir auf dem Weg in die Zukunftsfähigkeit der Kirche stehen müssen, nicht vorschnell mit herzeigbaren Ergebnissen und Antworten aufzulösen".
Unter dem Titel "Zukunftsprozess 2018" startet die Erzdiözese Salzburg am Pfingstmontag in einen über zwei Jahre dauernden geistlichen und strukturellen Erneuerungsprozess. Im Rahmen von "Zukunftsprojekten" sollen bis Herbst 2018 neue Seelsorge-Formate ausprobiert und bestehende Formate evaluiert werden. Auch um eine Bestandsaufnahme der personellen, finanziellen und materiellen Ressourcen der Erzdiözese gehe es, nach dem Motto: "Was wollen und können wir uns leisten?" Gleichzeitig soll das Wort Gottes stärker als bisher in die Mitte des kirchlichen Handelns rücken.
Der "Zukunftsprozess" gilt als Vorbereitung auf das 50-jährige Jubiläum der Salzburger Diözesansynode, das beim Rupertifest am 24. September 2018 gefeiert werden soll. Eckpunkte des Reformprogramms hatte Erzbischof Franz Lackner bereits zu Beginn der Fastenzeit skizziert. Neue Wege müssten gefunden werden, "um die Menschen heute mit ihren Leiden, Sorgen und Freuden zu erreichen", denn viele fühlten sich von der Kirche nicht mehr verstanden, schrieb er in seinem Hirtenbrief.
Quelle: kathpress