Politik muss Verteilungsgerechtigkeit fördern
Mehr Verteilungsgerechtigkeit ist künftig eine der zentralen Herausforderung für die Politik: Das hat die Leiterin der Katholischen Sozialakademie Österreich (ksoe), Magdalena Holztrattner, in einer Aussendung am Mittwoch betont: "Im Gegensatz zu früheren Zeiten haben wir heute kein Produktionsproblem mehr. Vielmehr stehen wir vor einem Verteilungsparadox: Immer mehr Menschen erleben soziale Unsicherheit und materielle wie soziale Ausgrenzung, obwohl genug für alle da ist." Die Globalisierung der Wirtschaft, die Herausforderungen des Weltklimas und die weltweit wachsenden Flucht- und Migrationsbewegungen zeigten deutlicher denn je, "dass es nur ein gemeinsames Haus für alle Menschen gibt", so Holztrattner.
Die ksoe-Direktorin äußerte sich anlässlich eines runden Jubiläums: Vor 125 Jahren, am 15. Mai 1891, erschien die erste Sozialenzyklika "Rerum Novarum" von Papst Leo XIII. "Wie vor 125 Jahren, stehen wir auch heute vor einem großen Umbruch", so Holztrattner. Mehrere Krisen würden heute gleichzeitig aufeinandertreffen und machten die konsequente und sozialethisch reflektierte Gestaltung des Wandels erforderlich. Zentrale Herausforderungen seien aktuell die wachsende soziale Ungleichheit hier und weltweit wie auch ein weiterhin dominantes Wirtschafts- und Wachstumsmodell, das Mensch und Umwelt schädigt.
Holztrattner: "Die Soziallehre der Kirche lenkt unseren Blick auf das Leid von Menschen, das von ungerechten Verhältnissen verursacht ist. Gleichzeitig nähren die kirchlichen Sozialrundschreiben die Zuversicht, dass die jeweiligen gesellschaftlichen Verhältnisse gestaltbar sind - in Richtung eines guten Lebens für alle." Die Soziallehre der Kirche erinnere an den Primat der Politik und an die Absage jeglichen marktförmigen Extremismus. Die kirchliche Soziallehre weise darauf hin, "dass es im Letzten immer um den Menschen gehen muss".
Anlässlich des Jubiläums "125 Jahren Soziallehre" gibt die ksoe ein Dossier unter dem Titel "Wirtschaft, menschengerecht gedacht?" heraus, das sich dem Thema Menschen- und Gesellschaftsbilder in der Ökonomie widmet. Das Dossier wird am 24. Mai, um 18 Uhr an der Wirtschaftsuniversität Wien präsentiert. Am 2. Juni findet um 18 Uhr in Wien im ÖGB-Catamaran unter dem Titel "Gesellschaft im Wandel. 1891-2016. 125 Jahre Soziallehre unterwegs" eine Abendveranstaltung statt. Veranstalter sind die ksoe, die Fraktion Christlicher Gewerkschafter und die Katholische Arbeitnehmerbewegung. Dazu wird auch die Ausstellung "Wasser ist Leben" präsentiert. (Infos: www.ksoe.at)
Quelle: kathpress