"Habe Angst vor so manchem Bodenpersonal in Moscheen"
Bischof Ägidius Zsifkovics hat keine Angst vor Muslimen und Moscheen - "aber ich habe Angst vor so manchem Bodenpersonal in den Moscheen, das aus gewissen Ecken und Kreisen kommt". Das der Eisenstädter Bischof in einem Interview mit der deutschen Zeitung "Die Tagespost" am Dienstag. Es gebe "durchaus auch Programme zur Islamisierung Europas. Wir dürfen also nicht naiv sein". Den Staat fordert er auf, seine Aufsichtspflicht wahrzunehmen, um radikalen Kräften Widerstand entgegenzusetzen.
Im Dialog mit dem Islam sei es in Österreich schwer einen Partner zu finden, der für alle Muslime sprechen könne. Die "Islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich" (IGGiÖ) decke nur einen Teil der Muslime ab. Immer wieder versuche er, auf verschiedenen Ebenen Kontakt aufzunehmen, "um einzuwirken gegen die radikalen Elemente", denn die Gefahren seien gegeben. Mit dem bosnischen Islam von 1912, der den Hintergrund des ursprünglichen österreichischen Islamgesetzes bildet, könne die Situation heute nicht verglichen werden, "aber Österreich hat durch Jahrhunderte gelernt, die verschiedenen Elemente zu integrieren."
Sorgen bereiten dem Bischof indes Gleichgültigkeit und Müdigkeit nicht weniger Katholiken ihrem eigenen Glauben und der Kirche gegenüber. Das lasse ein Vakuum in der Gesellschaft entstehen. Sorge bereite ihm auch die zunehmende Polarisierung und Radikalisierung in der Gesellschaft, die er vor allem auf Ängste zurückführt. Gezeigt habe sich diese Angst zuletzt bei der Wahl des Bundespräsidenten im April.
Warnung vor Extrempositionen
Die aus der Flüchtlingskrise von der Österreichischen Regierung gezogenen Konsequenzen hält "Europabischof" Zsifkovics für "extrem und polarisierend, dass ich hier wirklich die moralische Integrität in Gefahr sehe". Österreich sei in eine gefährliche Richtung unterwegs, die auch einen "Dominoeffekt auf andere Länder haben könnte" und letztlich das Schlepperwesen und illegale Geschäfte stärke.
Gleichzeitig sieht er die Ängste der Menschen und die Grenzen eines Staates: "Wir können es nicht zulassen, dass unsere Gesellschaft unterwandert wird oder sozial kippt". Von Zäunen hält der Bischof trotzdem nichts: "Wenn ein Mann sechs Stunden im Mittelmeer geschwommen ist, wenn eine Frau in einem kleinen Boot ihr Kind geboren hat, dann lassen diese Leute sich auch nicht von einem Zaun abschrecken."
Der Kirche gehe es in ihrem Engagement stets um jene Menschen, die tatsächlich auf der Flucht sind und verfolgt werden - "dabei denke ich vor allem an die Christen", so Zsifkovics. Zugleich brauche es einen differenzierten Blick: Flüchtlinge sollen laut ihm aufgenommen werden, "so weit es geht". Für Wirtschaftsflüchtlinge brauche es allerdings Rückführungsprogramme. "Wir dürfen nicht naiv sein, sondern müssen differenzieren".
"Das Übel an der Wurzel angehen"
Zugleich mahnt der Bischof mehr europäische Solidarität und Verantwortung ein: "Wir müssen das Übel an der Wurzel angehen", so Zsifkovics. "Wer macht Schluss mit den Waffenlieferungen, die auch aus Deutschland kommen, mit der Ausbeutung der Bauern in Afrika durch unsere Großkonzerne?" Europa habe noch nicht das Mögliche getan und müsse mit der gleichen Intensität an der Bewältigung der Flüchtlingskrise arbeiten, mit der es im Zuge der Krise in Griechenland gearbeitet habe. Solange jedoch in Europa "jeder nur seinen eigenen Vorteil sucht", werde die Flüchtlingswelle "kein Ende finden".
Im Blick auf die ablehnende Haltung vieler osteuropäischer Länder bei der Aufnahme von Flüchtlingen müsse man auch die jeweilige wirtschaftliche und soziale Situation in den betreffenden Ländern im Auge haben: Oft gebe es strukturelle Schwächen und eine nur schwache Wirtschaftsleistung. Daher plädiere er für einen "gerechten Schlüssel" bei der Aufnahme von Flüchtlingen und ein gemeinsames Vorgehen.
Quelle: kathpress