Gedenkfeier zur Befreiung vor 71 Jahren
Am Sonntag, 15. Mai, findet in der KZ-Gedenkstätte Mauthausen eine Gedenkfeier aus Anlass des 71. Jahrestages der Befreiung des Konzentrationslagers und seiner Außenlager statt. Die Überlebenden wurden Anfang Mai 1945 von US-Truppen befreit. Die Gedenkveranstaltung sei "nicht nur ein Anlass zum Gedenken an die Opfer des nationalsozialistischen Terrors, sondern auch eine Kundgebung gegen jede Art von Intoleranz und Diktatur, gegen Fremdenhass und Antisemitismus, eine Gedenkstunde der Solidarität mit den Opfern von gestern und heute", so Willi Mernyi, Vorsitzender des Mauthausen Komitees Österreich (MKÖ), das jedes Jahr die Feier organisiert.
Seit 2006 widmen sich die Gedenk- und Befreiungsfeiern jedes Jahr einem speziellen Thema, das in Beziehung zur Geschichte des KZ Mauthausen bzw. zur NS-Vergangenheit Österreichs steht. Die diesjährige Veranstaltung steht unter dem Thema "Internationale Solidarität" mit deutlichen aktuellen Bezügen. Der Mangel an internationaler Solidarität werde nämlich gegenwärtig immer deutlicher, so das Mauthausen Komitee in einer Aussendung.
Einer der Ursprünge liege demnach im Verhältnis zwischen Industrie- und Entwicklungsländern und zeige sich immer wieder durch Kriege und damit einhergehende Flüchtlingsströme. Anstatt den Fokus auf internationale Solidarität zu legen, werde die extreme Rechte immer stärker, "die Angst schürt, hetzt und den Wunsch nach Errichtung von Zäunen und Festungen rund um das eigene Land forciert", warnt das Mauthausen Komitee: "Mehr denn je ist es jetzt an der Zeit Solidarität auf internationaler Ebene zu leben."
Eröffnet wird die Gedenkfeier um 9 Uhr mit einem ökumenischen Wortgottesdienst in der Kapelle der Gedenkstätte. Dem Gottesdienst werden der orthodoxe Metropolit Arsenios (Kardamakis), der evangelische Bischof Michael Bünker und Pfarrer Christian Öhler vorstehen. Im Anschluss folgt um 10 Uhr die große gemeinsame Befreiungsfeier am Appellplatz. Anschließend finden Kundgebungen bei den nationalen Denkmälern und die Internationale Jugendkundgebung statt. ORF III überträgt am Sonntag live ab 9.50 Uhr.
Widerstand auf breiter Basis
Das Konzentrationslager Mauthausen galt laut Mauthausen Komitee als das am meisten gefürchtete Lager im gesamten KZ-System, da es für viele Häftlinge die Ankunft in einem Todeslager bedeutete.
Zum Motto 2016 "Internationale Solidarität" hält das Mauthausen Komitee fest, dass für die Häftlinge in den Konzentrationslagern die internationale Solidarität einen wichtigen Stellenwert hatte. Die Häftlinge hätten sehr bald erkannt, dass Widerstand gegenüber der Lager-SS und den Funktionshäftlingen nur erfolgreich sein konnte, wenn auf möglichst breiter Basis und unter Überwindung von nationalen und weltanschaulichen Differenzen kooperiert wurde.
Internationale Solidarität im Konzentrationslager hatte viele Gesichter; beispielsweise wurde versucht, die Bildung illegaler Widerstandsgruppen in den Außenlagern zu forcieren und Kontakt zur Bevölkerung aufzunehmen. Gegensätze zwischen den einzelnen Nationen wurden minimiert, ausländische Rundfunknachrichten abgehört und Informationen über den Kriegsverlauf verbreitet. Die organisierten Häftlinge versuchten, Spitzel der SS zu entlarven, Kriminelle als Funktionshäftlinge zu verdrängen, Kranke mit Lebensmitteln und Kleidung zu versorgen, aber auch Sabotage und einen militärischen Widerstand im Falle einer Massenliquidierung vorzubereiten.
Ende April 1945 wurde durch Heinrich Dürmayer, der im Jänner 1945 aus dem ehemaligen Konzentrationslager Auschwitz nach Mauthausen überstellt wurde, ein Internationales Komitee gegründet. Dieses tagte bis zur Befreiung mehrmals täglich, nach der Befreiung versuchte das Komitee die Verwaltung aufrecht zu erhalten.
Erst in den letzten Tagen vor der Befreiung und während der Befreiungstage im Mai 1945 zeigte diese Organisation, das illegale Internationale Mauthausen Komitee, mit der geordneten Übergabe des Lagers an die Amerikaner, der Mithilfe bei der Erstversorgung und bei der Repatriierung der befreiten Häftlinge seine Qualitäten. Mehrere nationale Komitees wurden vom Tag der Befreiung bis zum 8. Mai 1945 gegründet, die Vertreter in das Internationale Komitee entsandten. Anlässlich des Abmarsches der sowjetischen Häftlinge am 16. Mai 1945 erließ das Internationale Mauthausen Komitee einen sehr eindringlichen Appell, der dazu verpflichtete, in gegenseitiger Achtung und Solidarität am Aufbau einer freien und gerechten Welt mitzuwirken.
Umfangreiches Jugendprogramm
Das Gedenken an die Opfer der Verbrechen des NS-Regimes, insbesondere jene, die im KZ Mauthausen und in den Außenlagern gefangen gehalten wurden, sowie die engagierte antifaschistische und antirassistische Arbeit vor allem mit jungen Menschen bilden den Schwerpunkt der Aktivitäten des Mauthausen Komitee Österreich. In den letzten Jahren führte das MKÖ mit mehr als 63.000 Jugendlichen Zivilcourage-Trainings, Begleitungen durch die KZ-Gedenkstätte Mauthausen sowie an Orten ehemaliger Außenlager, Anti-Rassismus-Workshops sowie weitere anlass- und themenbezogene Jugendprojekte durch. Im Herbst 2016 startet das Projekt "denkmalwien".
(Informationen zu den Gedenkfeiern 2016, zum Programm und Jahresthema: http://www.mkoe.at/befreiungsfeier)
Quelle: kathpress