Geschlechtergerechtigkeit hat Familien gestärkt
Eine Stärkung der Familien durch die Betonung der Geschlechtergerechtigkeit beobachtet der Männer- und Geschlechterforscher Erich Lehner: Vermehrte Präsenz von Vätern in der Familie habe den Kindern geholfen, sich besser zu entwickeln, erklärte der Psychotherapeut und Theologe am Wochenende bei einem zweitägigen Workshop im Bildungshaus St. Hippolyt, zu dem mehrere Organisationen der Diözese St. Pölten geladen hatten. Mehr Partnerschaft habe auch zu weniger Gewalt in den Familien geführt und helfe somit, diese zu stabilisieren. Ein Wandel der Geschlechterrollen sei letztlich auch innerhalb der katholischen Kirche spürbar, erklärte Lehner in seinem Vortrag zum Thema "Genderlust - Genderfrust!?" Dazu würden nicht zuletzt "neue Töne" von Papst Franziskus beitragen.
Zugleich rief Lehner dazu auf, Menschen nicht auf ihre Geschlechterrollen zu reduzieren. Diese seien vor allem durch soziale Gruppenprozesse etwa in der Familie und Schule, durch Beobachtung und Imitation konstruiert. Solche Prozesse müssten stets beobachtet, begleitet und auch hinterfragt werden, zumal hier auch abgrenzendes Machtverhalten von Männern sowie die Diskriminierung von Frauen ihren Ursprung hätten. Ergebnis sei die Dominanz von Männern, die "anpacken und ökonomisch erfolgreich, gebürtige Österreicher und heterosexuell sind", die ständige Zuordnung von Frauen zu den Männern sowie die materielle Schere zwischen den Geschlechtern.
Für Änderungen im Geschlechterverhältnis sei kein anderes "Mann-Sein" nötig, sondern ein Wandel der Machtstrukturen in Männergruppen, so Lehners These. Eine gestiegene Offenheit dazu sei in der jüngeren Generation bereits vorhanden. Die Umsetzung gelinge jedoch nur über die Politik, wozu der Männerforscher den verstärkten Einsatz von Männern in der Pflege und im Familienbereich, eine Quotenregelung für die Wirtschaft oder nach Vorbild Skandinaviens die gezielte höhere Entlohnung von Niedriglohnsektoren mit mehrheitlich weiblicher Beschäftigung als Beispiele nannte.
Quelle: kathpress