Neuer Wertekompass für Schulen "hilfreich"
Eine "hilfreiche Anregung zur schulischen Auseinandersetzung mit Werthaltungen" sehen die Schulexperten der Diözese Linz im zu Wochenbeginn von Oberösterreichs Vizelandeshauptmann und Bildungslandesrat Thomas Stelzer (ÖVP) präsentierten neuen Wertekompass für Schulen und Kindergärten. "Werte lassen sich nicht einfach verordnen, sondern erschließen und entwickeln sich in einem ernsthaften Dialog", teilte Schulamtsdirektor Franz Asanger am Dienstag auf Anfrage der Nachrichtenagentur "Kathpress" mit. Die Erschließung von Werten brauche Gespräch, Empathie, Diskussionsfähigkeit und authentische Haltungen, so Asanger. In diesem Sinn unterstütze der neue Kompass das Engagement aller Lehrkräfte in der Werteerziehung.
In seiner Stellungnahme betonte der Schulamtsdirektor der Diözese Linz auch den "konstruktiven Beitrag", den Religionslehrer im Dialog um Werte seit jeher leisteten. In diesem Zusammenhang habe auch "die Entfaltung einer schulischen Feierkultur und die Vertiefung christlicher Feste einen hohen Stellenwert", so Asanger.
Angesichts der Herausforderungen im Integrationsbereich hatte Bildungslandesrat Stelzer Ende vergangenen Jahres einen neuen Wertekodex für Schüler angekündigt, der auch das "christliche Fundament" stärken solle. Präsentiert hat die Landesregierung nun am Montag einen unverbindlichen Wertekompass in Form einer einfachen Broschüre, der auch als Orientierungshilfe für Pädagogen gedacht ist. In kurzen Texten werden darin Werte wie Demokratie, Gleichberechtigung und Religionsfreiheit betont. Zum Beginn des neuen Schuljahrs im Herbst sollen auch ergänzende Unterrichtsmaterialien bereitstehen, die die Wertevermittlung durch die Lehrer unterstützen sollen.
"Humanistisch geprägtes Menschenbild"
Der Kompass ist in sieben Themengebiete gegliedert: Humanistisches Menschenbild, Gleichberechtigung aller Menschen vor dem Gesetz, persönliche Freiheit und Verantwortung, Mündigkeit und Demokratie, Rechtssicherheit und Rechtsstaat, Bildungsbereitschaft und kulturelle Begegnung sowie Mensch und Natur.
Das Menschenbild des modernen Europa sei humanistisch geprägt, wird eingangs festgehalten: "Es hat seine Wurzeln im Humanismus der griechisch-römischen Antike, in der jüdisch-christlichen Tradition und in der Aufklärung." Zum Thema "Gleichberechtigung" fordert der Kompass u.a. zum respektvollen Umgang miteinander auf, unabhängig von Geschlecht, Herkunft, sexueller Orientierung oder Religion. "Frauen haben die gleichen Rechte wie Männer", wird beispielsweise ebenso betont wie das Thema Religionsfreiheit. "Jeder gläubige Mensch hat ein Recht auf freie Religionsausübung, solange er dadurch nicht geltendes Recht verletzt. So wie jeder Mensch dazu berechtigt ist, keiner Religion anzugehören", heißt es.
Mit Spannung erwartet wurden die Formulierungen zum Bereich "Feste und Feiern". Erst vor zwei Wochen hatte die schwarz-blaue Landeskoalition im Linzer Landtag eine Novelle zum Kindergartengesetz eingebracht, wonach "traditionelle Feste und Feiern im Jahreskreis" und "regionales Brauchtum" zum Pflichtprogramm im Kindergarten werden sollen.
"So wie in allen Gesellschaften ist auch in der europäischen ein großer Teil der Feierkultur durch kultisch-religiöse Traditionen geprägt, zum Beispiel das Weihnachts- und das Osterfest", heißt es in der Broschüre zu diesem Themenkreis. An Ostern und Weihnachten, die über ihren religiösen Ursprung hinaus Teil der Alltagskultur geworden seien, erfreuten sich auch Menschen, die der christlichen Religion nicht nahe stehen: "Daher ist jeder/jede eingeladen, sie als Ausdruck von Lebensfreude, Mitmenschlichkeit und Hoffnung mitzufeiern, ohne deshalb eigene religiöse Überzeugungen aufzugeben."
KA-Präsident: Schadet nicht
Wirklich Neues enthält der neue Wertekompass nicht. Dennoch sei die "Klarstellung in kompakter Form" wichtig, meinte Vizelandeshauptmann Stelzer bei der Präsentation vor Medienvertretern und verwies auf die in Folge von Migration immer "bunter und vielfältiger" werdenden Klassen und Kindergartengruppen.
"Er ist nicht wirklich notwendig, schadet aber auch nicht", zitierten die "Oberösterreichischen Nachrichten" am Montag auch den Präsidenten der Katholischen Aktion der Diözese Linz, Bert Brandstetter, zu dem neuen Wertekompass. Brandstetter gehörte, wie auch die Journalistin Christine Haiden ("Welt der Frau") und der frühere ORF-Landesintendant und Religionsbeirats-Koordinator Helmut Obermayr, einem Expertenbeirat für die Ausarbeitung der Inhalte der Broschüre an. Federführend erstellt hat sie im Auftrag des Landes der Linzer AHS-Direktor und Schulbuchautor Christian Schacherreiter.
Quelle: kathpress