Scharfe KA-Kritik an FPÖ-Buhlen um christliche Wähler
Mit scharfer Kritik hat die Katholische Aktion Oberösterreich auf das Werben der FPÖ um die Stimmen christlicher Wählerinnen und Wähler für FP-Kandidat Norbert Hofer bei der kommenden Stichwahl zum Amt des Bundespräsidenten reagiert. Es sei "ungeheuerlich, wenn sich jemand als Anwalt der christlichen Kultur aufspielt und zugleich christliche Werte mit Füßen tritt", betonte der oberösterreichische KA-Präsident Bert Brandstetter in einer Aussendung am Montag zur Rede von FPÖ-Landesparteiobmann Manfred Haimbuchner bei der 1.-Mai-Feier in Linz. Haimbuchner hatte dabei geworben: "Wenn euch die christliche Kultur so wichtig ist wie mir, dann wählt die FPÖ. Denn die ÖVP und die Amtskirche haben euch schon lange verraten."
Das Christentum dürfe von niemandem missbraucht werden, "weder um parteipolitische Ziele durchzusetzen, noch um gegen muslimische Flüchtlinge Stimmung zu machen", mahnte Brandstetter. Wer sich auf christliche Werte beruft, müsse auch Toleranz, Nächstenliebe und die Solidarität mit den Schwächsten hochhalten. Im politischen Handeln der FPÖ sowie in den Worten des FPÖ-Obmanns sei davon jedoch "oft wenig zu bemerken", heißt es in der KA-Aussendung. Auf jeden Fall müsse Haimbuchners Wortmeldung, wonach die Amtskirche die Gläubigen "verraten" habe, "entschieden zurückgewiesen" werden. Die FPÖ sei gewiss "kein Garant für ein friedliches und respektvolles Miteinander, um das sich die christlichen Religionen bemühen", so Brandstetter.
Theologie gegen Rechtspopulismus
Dass nicht nur die Institution Kirche, sondern auch die christliche Theologie durch die aktuellen politischen Entwicklungen gefordert sei, hat indes den Innsbrucker katholischen Theologen Christian Bauer zu einer Reflexion über die Grundlagen einer freiheitlichen Gesellschaft bewogen. Die Tatsache, dass europaweit rechtsgerichtete Parteien auf dem Vormarsch sind, könne auch die Theologie nicht unberührt lassen, schreibt der Innsbrucker Pastoraltheologe Bauer in einem aktuellen Beitrag für das theologische Debatten-Portal "feinschwarz.net".
Theologie könne "in Zeiten wie diesen, in denen auch die Vernunft, Freiheit und Brüderlichkeit nicht mehr unterhalb eines gewissen Komplexitätsgrades zu haben sind, (...) gar nicht anders, als politisch zu sein", so Bauer. Konkret brauche es eine "komplexitätsfähige 'Negative Politische Theologie'", die die Offenheit der modernen Gesellschaft verteidige gegen jede Vereinnahmung und Vereinfachung, wie sie religiöse Fanatiker ebenso betrieben wie rechtspopulistische Parteien.
Angesichts einer grassierenden "geschichtsvergessenen, weltpolitisch fatalen Kurzsichtigkeit" kann laut Bauer ein Blick in einen "Klassiker" der modernen Gesellschaftstheorie Abhilfe verschaffen: Karl Poppers "Die offene Gesellschaft und ihre Feinde" (1945). Offen sei eine Gesellschaft demnach nur dann, wenn sie die Vorstellungen einer gleichsam homogenen österreichischen Volksgemeinschaft als Ideologie enttarnt und überwindet. Eine Theologie, die vom "Mut zum Wagnis ins Offene" geprägt sei, könne eine solche Kritik der politischen Verblendungen fördern, erklärte Bauer.
Quelle: kathpress