Für Caritas ist Bettelverbot "Akt gegen Menschlichkeit"
Das seit Montag in Teilen der Linzer Innenstadt geltende Bettelverbot kommt für die Caritas der Diözese Linz einem "Akt gegen die Menschlichkeit" gleich. Armut lasse sich nicht verbieten, nur an andere Orte hin verschieben, kritisierte Caritasdirektor Franz Kehrer in einer Stellungnahme auf der Website der Organisation. Um den Übergang für die Betroffenen einfacher zu machen, sind in den nächsten sechs Wochen Streetworker der Caritas in den Linzer City-Zonen entlang der Landstraße, in Seitengassen, auf dem Hauptplatz, im Schillerpark und am Bahnhofsvorplatz unterwegs, um Bettelnde über die neue Regelung aufzuklären.
Das Argument, das Verbot soll Bettler vor der Ausbeutung durch "Bandenchefs" schützen, ist für Kehrer nur "Mittel zum Zweck, um den wahren Grund des Verbotes zu verschleiern: Wir wollen die lästige Armut aus unserem Blickfeld schaffen". Aus der jahrelangen Arbeit mit den Betroffenen wisse man, "es gibt keinen reichen 'Boss'" im Hintergrund. Die vor allem aus Osteuropa kommenden Armutsreisenden organisieren sich in Großfamilien, für die das Betteln oft die einzige Einkommensquelle sei. Der ersehnte Arbeitsplatz in Österreich bleibe vielen aufgrund mangelnder Qualifikation verwehrt, so Kehrer.
Pläne der Stadt Linz, verstärkt in Rumänien selber zu helfen, wertete die Caritas als "sehr begrüßenswert", forderte bis dahin aber auch die notwendige Unterstützung, "damit die Menschen, die zu uns kommen, hier menschenwürdig leben können". Dringend nötig seien vor allem Notschlafstellen, denn bisher "dürfen Menschen aus Osteuropa in keiner Notschlafstelle übernachten".
Die Caritas betreibt in Linz eine Kontaktstelle für Armutsmigranten und eine Wärmestube, in der Obdachlose tagsüber Unterschlupf finden und eine warme Mahlzeit erhalten. "Wenn diese Projekte von der Stadt Linz unterstützt würden, könnten sie auch hier einen Beitrag für Menschlichkeit leisten", sagte Kehrer.
Caritas-Sozialarbeiter informieren
Je zwei Sozialarbeiter werden in den nächsten sechs Wochen für vier Stunden pro Tag unterwegs sein. Bei ihren Rundgängen machen sie Bettler, die sich nicht an die neue Regelung halten, darauf aufmerksam und vermitteln sie bei Bedarf an Hilfseinrichtungen. Treffen werde das Verbot vor allem Armutsmigranten aus Osteuropa, die Caritas-Streetworker sprechen deshalb neben Englisch und Deutsch auch Romanes, Ungarisch, Slowakisch und Rumänisch, kündigte Caritas-Sprecherin Maria Knapp gegenüber "Kathpress" an.
Verstärkt patrouillieren werden in der Innenstadt auch Polizei und der Linzer Ordnungsdienst, denen ein mehrsprachiger Informations-Folder zur Verfügung steht. Dass die Folder ihren Zweck erfüllen, glaubt Knapp allerdings nicht; "viele der Armutsmigranten aus Osteuropa sind schlecht bis gar nicht alphabetisiert". Drastische Geldbußen - die Höchststrafe liegt bei 720 Euro - würden anfangs noch nicht eingehoben. "Die Streetworker sollen zuerst die Gelegenheit haben, die Armutsreisenden auf die neue Situation aufmerksam zu machen", sagte der Linzer Stadtpolizeikommandant Karl Pogutter gegenüber den "Oberösterreichischen Nachrichten".
Quelle: kathpress