"Unbequemer Heiliger" in Zeiten der Zäune
Seine Ablehnung eines Grenzzaunes hat der Eisenstädter Bischof Ägifdius Zsifkovics bekräftigt. Er äußerte sich am Mittwochabend im Rahmen der Eröffnung der Sonderausstellung "Die Welt braucht mehr Martinus" im Diözesanmuseum Eisenstadt, die ganz im Zeichen des burgenländischen Landes- und Diözesanpatrons, des heiligen Martin, steht. Der heilige Martin weise den Weg zum "Angesicht jener, die vor Krieg und Terror flüchten", betonte der Bischof in seiner Eröffnungsrede: "Vor ihrem Anblick kann uns kein Zaun schützen. Martinus führt uns hinaus aus unseren Komfortzonen. Martinus ist ein unbequemer Heiliger."
Der heilige Martin stehe nicht für eine weltfremde Frömmigkeit, sondern sein Lebensbeispiel führe mitten hinein ins konkrete Leben - "zum Angesicht des Nächsten, zum Not Leidenden, zum Schutz Suchenden, der Hilfe und Pflege Bedürftigen, der nach Zuwendung Dürstenden und nach Hoffnung Hungernden", so Bischof Zsifkovics, der zur Ausstellungseröffnung u.a. auch Nuntius Erzbischof Peter Stephan Zurbriggen und den Eisenstädter Altbischof Paul Iby begrüßen konnte.
Für Zsifkovics besteht das aktuelle Vermächtnis des heiligen Martin in einem "anspruchsvollen Lebensstil, der sich aus drei Kraftwerken unseres Menschseins speist: aus Spiritualität, Solidarität und Barmherzigkeit." Ein solches Kraftwerk müsse in der Mitte der Gesellschaft, in den Lebensvollzügen der Menschen ankommen und verankert sein, fernab einer "Musealisierung" und eines Abschiebens in Antiquitätenkästen. Denn gerade in Zeiten der tendenziellen Überforderung und Orientierungslosigkeit, der Verflüssigung und Brüchigkeit von Zukunftshorizonten sei der heilige Martin ein "verlässlicher Wegweiser", so der Bischof.
Eindrucksvolle Exponate aus Nachbardiözesen
Die Schau soll das Jubiläumsjahr "1.700 Jahre heiliger Martin" mit zahlreichen Veranstaltungen in der Diözese Eisenstadt und das von Papst Franziskus ausgerufene Heilige Jahr der Barmherzigkeit verbinden. Zu sehen sind u.a. eine Fülle von Martinsdarstellungen aus dem Burgenland, die in dieser Zusammensetzung noch nie zu sehen waren. Jede Martinspfarre wurde aufgerufen, ein Exponat für die Schau zur Verfügung zu stellen. Zudem konnte das Team des Museums unter der Leitung von Bernhard Weinhäusel wertvolle Leihgaben aus Györ, Szombathely, Pannonhalma und Bratislava nach Eisenstadt bringen.
Neben mittelalterlichen Schriftstücken aus Györ kann ein römischer Votivaltar aus Potzneusiedl als besonderes Highlight der Ausstellung benannt werden. Gotische Bildtafeln mit Darstellungen des Heiligen und eine eindrucksvolle, so noch nie gezeigte Synopsis barocker Goldschmiedekunst aus den Nachbardiözesen geben Einblicke in die reichhaltige pannonische Kunstszene der Vergangenheit und Gegenwart.
Nicht nur das Martinsbrauchtum und die Biographie des Heiligen werden besonders beleuchtet, sondern auch der Weg seiner Bestellung zum Landespatron des Burgenlandes - unter anderem anhand von Dokumenten aus dem Burgenländischen Landesarchiv - wird anschaulich thematisiert.
Über das zentrale Thema der neuen Ausstellung hinaus wird zudem ein Fokus auf zwei berühmte Musiker gesetzt: Gregor Joseph Werner und Johann Nepomuk Fux, also auf Vorgänger und Nachfolger von Joseph Haydn am Hof des Fürsten Esterhazy in Eisenstadt.
Die Ausstellung ist vom 28. April bis 11. November 2016 zu sehen. (Info und Öffnungszeiten: www.martinus.at/dioezesanmuseum)
Quelle: kathpress