Katholische Soziallehre - revisited
Im Mai stehen Jubiläen wegweisender päpstlicher Sozialenzykliken an: Am 1. Mai vor 25 Jahren veröffentlichte Johannes Paul II. "Centesimus annus", am 15. Mai vor 125 Jahren erschien die "Mutter aller Sozialenzykliken" - "Rerum novarum" von Leo XIII. Aus diesem Anlass beleuchtet katholisch.at die bleibende Bedeutung dieser Lehrschreiben und wie aktuell bzw. relevant die 1891 begründete Katholische Soziallehre insgesamt ist. Fachleute aus Kirche und Ökonomie sind sich weitgehend einig: Die Katholische Soziallehre ist bis heute ein Markstein.
Es braucht eine ganzheitliche Ökologie, die der Gerechtigkeit dient: Mit dieser zentralen Forderung aus seiner Enzyklika "Laudato si" hat sich Papst Franziskus laut dem Kärntner Bischof Alois Schwarz in die Reihe jener Päpste gestellt, die mit ihren Sozialenzykliken immer wieder besondere Verwerfungen in der gesellschaftlichen Entwicklung markierten. Sie hätten beginnend mit Leo XIII. und "Rerum novarum" immer wieder wegweisende Impuls für das soziale Zusammenleben gesetzt - in Herausforderungen wie der Arbeiterfrage, der totalitären Systeme der 1920-er und 1930-er Jahre, dem Kalten Krieg mit seiner atomaren Bedrohung, der Verelendung des globalen Südens oder dem Zusammenbruch des Kommunismus. Franziskus werbe nun für einen "prophetischen und kontemplativen Lebensstil" nach dem Grundsatz "weniger ist mehr", so Schwarz.
Die Wiener Sozialethikerin Ingeborg Gabriel nannte es "faszinierend, dass ein aus der mittelalterlich-thomistischen Ethik entwickeltes Denken ideologiekritisch so aktuell sein kann": Wenn Papst Leo XIII. in seiner bereits vor 125 Jahren erschienenen Sozialenzyklika "Rerum novarum" beklagt, dass "das Kapital...in den Händen einer geringen Zahl angehäuft (ist), während die große Menge verarmt", könnte dies "aktueller nicht sein".