Papst-Sonderkollekte in österreichischen Pfarren
Knapp 3.000 österreichische Pfarren folgen am kommenden Sonntag dem Spendenaufruf des Papstes und sammeln für notleidende Menschen in der Ukraine. Prominente kirchliche Unterstützung erhält die Sonderkollekte des Papstes von Wiens Erzbischof, Kardinal Christoph Schönborn und Caritas-Präsident Michael Landau. Mit dem Aufruf zur Sonderkollekte bitte der Papst die Menschen in Österreich um "ein konkretes Zeichen der Solidarität und der Nächstenliebe für unsere ukrainischen Nachbarn", betonte Schönborn gegenüber "Kathpress" am Freitag. Ein Teil der am 24. April in Österreichs Pfarren gesammelten Gelder fließt in bereits bestehende Projekte der Caritas, der Rest geht nach Rom und wird vom Päpstlichen Rat "Cor Unum" für Hilfsprojekte eingesetzt.
In diesen Stunden sind knapp drei Millionen Menschen aus der Ukraine auf der Flucht. Der Großteil von ihnen sucht innerhalb des Landes Schutz und Hilfe. Besonders dramatisch sei die Situation für die Kinder: "1,7 Millionen sind von dem Konflikt betroffen. Mehr als 200 Schulen sind zerstört", so Landau, der vor wenigen Wochen selbst im Osten des Landes war, in einer "Kathpress" vorliegenden Stellungnahme. Es fehle an vielem: An Zugang zu Wasser, Nahrung, Wärmeversorgung und medizinischer Hilfe. Was in der Ukraine aktuell stattfinde ist laut dem Caritas-Präsidenten nicht nur ein politischer Konflikt, sondern "vor allem auch ein humanitäres Drama, das einmal mehr die Schwächsten in besonderer Weise betrifft".
Wenn Papst Franziskus ganz besonders auf das Leid alter Menschen und Kinder hinweist, dann auch deshalb, so Landau, "weil er weiß, wir können diesen Menschen mit unserer Hilfe rasch und unbürokratisch helfen. Kiew ist von Wien nicht weiter entfernt als Paris, Bregenz liegt gleich nah wie die ukrainische Grenze. Wir dürfen und können unsere Nachbarn jetzt nicht im Stich lassen! Bitte spenden auch Sie!".
Ukraine seit 1990er Jahren Caritas-Schwerpunktland
Die Ukraine-Hilfe hat in der Caritas Österreich bereits Tradition: Seit den 1990er Jahren engagiert sich die Hilfsorganisation in dem osteuropäischen Land. Heuer werden knapp 7.500 Menschen in mehr als 50 Projekten in neun Regionen des Landes mit konkreter Hilfe unterstützt. Darüber hinaus hat die Caritas seit März 2014 mehr als 39.000 Personen mit Nothilfeprojekten erreicht. Mit dem Fokus auf Familien stellt die NGO Österreich Wasser, Lebensmittel, Hygieneprodukte, Kleidung und Medikamente bereit. Weiters wurden in Kyiv und Odessa Childfriendly Spaces für traumatisierte Kinder eröffnet und Ferienlager für Kinder von Binnenflüchtlingen in der Westukraine organisiert.
Darüber hinaus wird psychologische Betreuung, Rechts- und Sozialberatung angeboten und temporäre Unterkünfte zur Verfügung gestellt. In Luhansk und Slovyansk wurden zerstörte Gebäude renoviert.
Franziskus hatte die europaweite Sonderkollekte am 3. April beim Regina-Coeli-Gebet auf dem Petersplatz angekündigt. "Ich lade alle Gläubigen ein, sich dieser päpstlichen Initiative mit einem großzügigen Beitrag anzuschließen", so Franziskus Anfang April. Mit dieser Geste wolle er nicht nur die materiellen Leiden lindern, sondern auch seine persönliche Nähe und Solidarität sowie die der gesamten Kirche zum Ausdruck bringen", erklärte der Papst. Er hoffe, dass die Kollekte auch zum Frieden und zur Achtung der Menschenrechte beitrage. Dem "Drama" in der Ukraine seien bereits mehrere Tausend Menschen zum Opfer gefallen, mehr als eine Million hätten ihre Heimat verlassen müssen. Vor allem Alte und Kinder in der Ukraine litten.
Anfang der Woche informierte der vatikanische Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin in einem Brief an die nationalen Bischofskonferenzen über die Verwendung der Kollekte. Eine Sonderkommission des Vatikan soll die humanitäre Notsituation vor Ort prüfen; über die konkrete Mittelvergabe entscheidet der für humanitäre Aufgaben zuständige Päpstliche Rat "Cor Unum". Laut Parolin will der Papst selbst die Aktion mit einer "beträchtlichen Geldsumme" unterstützen.
Quelle: kathpress