"Dichtmachen" des Brenners falscher Weg
"Die Wiedereinführung von Grenzbalken ist für eine weltoffene Region und in Zeiten der Globalisierung ein Schritt, der viele Errungenschaften zunichtemacht": Mit dieser Kritik hat der Administrator der Diözese Innsbruck, Jakob Bürgler, auf die Diskussionen um die Wiedereinführung von Grenzkontrollen zwischen Österreich und Italien am Brenner reagiert. Aussagen, die vom "Dichtmachen" dieser Grenze sprechen, würden der geschichtlichen Bedeutung des Brenners nicht gerecht, so Bürgler in einer "Kathpress" vorliegenden Stellungnahme.
Der Diözesanadministrator plädierte für ein "intensives, politisches und gesellschaftliches Nachdenken darüber, wie alternative Formen der Bewältigung der ungeahnten und herausfordernden Fluchtbewegung gefunden und verwirklicht werden könnten". Eine zentrale Rolle spiele dabei die europäische Solidarität, ohne deren Weiterentwicklung Europa als Gemeinschaft der Werte und der Freiheit zu scheitern drohe.
Mit Papst Franziskus fordert der Diözesanadministrator eine neue Sichtweise im Blick auf Flucht und Asyl. "Wir bitten die Religionsgemeinschaften, ihre Anstrengungen zu verstärken, Flüchtlinge aller Glaubensrichtungen zu empfangen, zu unterstützen und zu schützen und dass religiöse und zivile Hilfsdienste sich bemühen, ihre Initiativen zu koordinieren", nahm Bürgler auf jene Erklärung Bezug, die Franziskus, der Ökumenische Patriarch Bartholomaios I. und der orthodoxe Athener Erzbischof Hieronymos II. vergangene Woche auf Lesbos gemeinsam verabschiedet hatten.
In Schutz nahm der Administrator jene Demonstranten, "denen die offene Brennergrenze ein Herzensanliegen ist und die für Toleranz, Achtung und Freiheit eintreten und nicht zum Mittel der Gewalt greifen werden". Er danke all jenen, "die sich mit Geduld und Beharrlichkeit für einen zukunftsfähigen, verbindenden und menschenwürdigen Weg der Konflikt- und Problemlösung einsetzen".
Eine klare Absage an Bestrebungen, österreichische Grenzen zu schließen, kam am Donnerstag auch von der Diözese Eisenstadt. Ein von der Landespolizeidirektion Burgenland geplanter, mehrere Kilometer langer Zaun an der Grenze zu Ungarn wird deshalb mit einer Lücke bei Moschendorf entstehen, wo die Grenze über Kirchengrund verläuft. In einem Brief der Liegenschaftsabteilung der Diözese an die betroffene Pfarre begründete Diözesanbischof Ägidius Zsfikovics seine Ablehnung des Ansuchens über die Zaunerrichtung damit, dass der Zaun im Gegensatz sowohl zum Evangelium als auch zur klaren Botschaft von Papst Franziskus an Europa stehe.
Quelle: kathpress