Caritas fordert rasche Umsetzung der Demenzstrategie
Caritas-Präsident Michael Landau hat eine rasche Umsetzung der von der Bundesregierung im Vorjahr präsentierten Demenzstrategie gefordert. "Die Versorgung von Menschen mit Demenz wird eine der größten Herausforderungen für unsere Gesellschaft werden", mahnte er am Mittwoch in einer Aussendung. Bislang sei die Gesellschaft darauf nicht vorbereitet. Die rund 130.000 Betroffenen und ihre Angehörigen hätten "keine Zeit zu verlieren", so Landau im Vorfeld eines Caritas-Symposiums zum Thema Demenz, das am Donnerstag in Wien stattfindet. Schon heute seien Demenzerkrankungen der Hauptgrund für Pflegebedürftigkeit. "Dieser Wandel vollzieht sich schnell, er vollzieht sich nachhaltig und er ist in unseren Senioren- und Pflegewohnhäusern spürbar", so Landau.
Konkret fordert die Caritas die Schaffung zusätzlicher Betreuungsangebote im mobilen und stationären Sektor sowie im Bereich der Geriatrie und Langzeitpflege. Die geplante Demenzstrategie könne nur erfolgreich sein, wenn schon jetzt genügend Ressourcen bereitgestellt würden, um qualifizierte Fachkräfte auszubilden und Unterstützungs- und Entlastungsangebote für Betroffene und Angehörige zu schaffen.
Darüber hinaus seien Änderungen bei der Einstufung zum Pflegegeld und eine Reform der Ärzte- und Pflegeausbildung erforderlich. Die Geriatrie müsse anders als bisher als Spezialfach der Medizin gesehen werden. "In den derzeit bekannten Entwürfen für ein neues Gesundheits- und Krankenpflegegesetz sind noch keine Spezialisierungen für Langzeitpflege und Geriatrie vorgesehen", kritisierte Landau. Dies müsse umgehend geändert werden.
Der Heidelberger Professor Konrad Beyreuther, Gründungsdirektor der Netzwerks Altersforschung, forderte eine Enttabuisierung der Themen Alzheimer und Demenz. "Zum einen, um rechtzeitig vorbeugende Maßnahmen treffen zu können. Zum anderen, weil gerade auch Angehörige Wissen über die Erkrankung benötigen. Das Fortschreiten der Erkrankung mitzuerleben und nichts ändern zu können, ist schwer", so Beyreuther. Da die meisten Menschen mit einer Demenz Zuhause gepflegt würden, sei mehr Hilfe von Außen, etwa durch Selbsthilfegruppen, nötig.
Laut einer aktuellen Studie des Dachverbands Alzheimer's Disease International könnte sich die Zahl der Demenz-Patienten bis 2050 auf weltweit 132 Millionen verdreifachen. In Österreich leben Schätzungen zufolge derzeit 130.000 Betroffene. Auch hier rechnen Experten aufgrund der älter werdenden Bevölkerung mit einer Verdoppelung der Erkrankten bis 2050. Mediziner prognostizieren für diesen Zeitpunkt zwischen 235.000 und 290.000 Betroffene.
Zum zweiten Mal veranstaltet die Caritas am Donnerstag in Wien das sogenannte "Querdenksymposium". Experten, Politiker sowie Praktiker befassen sich dabei mit dem Thema Demenz, das sich laut Caritas quer durch Politik, Gesellschaft, Forschung, Lehre und Praxis zieht.
Quelle: kathpress