"Amoris Laetitia" ist wie "Schubumkehr" in Kirche
Das Dokument "Amoris Laetitia" ist für Gerda Schaffelhofer, Präsidentin der Katholischen Aktion Österreich (KAÖ), "wie eine Schubumkehr in der Kirche". Sie sieht in dem am Freitag veröffentlichten Text ein "Papstschreiben, auf das wir seit langem gewartet haben und dessen Saat aufgehen wird". Sie sei Papst Franziskus "zutiefst dankbar dafür", erklärte die KAÖ-Präsidentin in einer Stellungnahme gegenüber "Kathpress".
Franziskus fordere "keinen sturen Gesetzesgehorsam" ein, der alle jene ausschließt, die das christliche Eheideal nicht leben. "Der Geist der Barmherzigkeit atmet aus jeder Zeile dieses Schreibens", so Schaffelhofer. "Getragen von der Liebe und Barmherzigkeit Gottes ist der Mensch herausgefordert, in seinem Gewissen zu klären, was seiner Beziehung zu Gott und zu den Mitmenschen förderlich ist." Der Papst betrachte es als Aufgabe der Kirche, "dieses Gewissen zu bilden, aber nicht zu ersetzen" - also die Gewissensentscheidung des Einzelnen anzuerkennen. Dies sei zugleich eine Absage an eine "kalte Schreibtischmoral", mit der selbsternannte Richter "von oben herab und oberflächlich über verletzte Familien" urteilen.
Die Kirche habe den Menschen in ihrer konkreten Situation und Unterscheidung zu begleiten, sie habe mit den Menschen unterwegs zu sein, erläuterte Schaffelhofer den Duktus des neuen Papstdokuments. Das bedeute nicht, die Ehe als Ideal aufgegeben, setze aber auf Begleitung, auf dem Weg in Richtung des Ideals voranzukommen. Für die KAÖ-Präsidentin ist es vor diesem Hintergrund "nur konsequent, dass die Hilfe der Sakramente auch gegeben werden kann, wenn objektiv gesehen sogenannte 'irreguläre' Verhältnisse vorliegen". Denn für Franziskus sei die Eucharistie "keine Belohnung für die Vollkommenen, sondern ein Heilmittel". Dies ist in der Interpretation Schaffelhofers "so selbstverständlich, dass es in dem Papstschreiben nur in einer Fußnote Erwähnung findet".
Quelle: kathpress