Pflegende Angehörige brauchen mehr Hilfen
Für mehr Hilfen und Angebote der Entlastung für Menschen, die demenzkranke Angehörige pflegen, hat sich die "Interessengemeinschaft pflegender Angehöriger" (IG-Pflege) ausgesprochen. Schwerpunkt ihrer diesjährigen Jahreskonferenz - der Auftakt fand am Donnerstag in Wien statt - ist das Thema Demenz. Pflegende Angehörige sind die "stärkste Säule des Pflegesystems", so der Tenor der Beiträge, zumal würden durch private Pflege weit weniger Kosten anfallen als es durch den Heimaufenthalt einer dementen Person der Fall wäre.
Der durchschnittliche pflegende Angehörige ist weiblich und knapp 61 Jahre alt. In Österreich werden 84 Prozent der 452.800 Pflegebezieher in den eigenen vier Wänden von Angehörigen betreut. "Menschen als pflegende Angehörige stehen unter enormem Belastungsdruck" betonte Birgit Meinhard-Schiebel, Präsidentin der IG-Pflege, am Donnerstag beim Pressegespräch. Besonders schwierig sei die Situation bei demenziellen Erkrankungen für Pflegende, weil der Erkrankte nicht nur die Fähigkeit einbüßt, seinen Alltag unabhängig zu bestreiten, sondern nach und nach seine Persönlichkeit verliert.
Hilfen für pflegende Angehörigen sollten vor allem niederschwellig, also mit wenig finanziellem und bürokratischen Aufwand, verbunden sein, betonte Norbert Partl, Leiter der Angehörigenarbeit im Pflegebereich der Caritas Wien. Die Caritas habe dahin gehend bereits einen ersten Schritt getan und vor ein eineinhalb Jahren das Projekt "Treffpunkt Zeitreise" ins Leben gerufen. Im Zuge dessen werden Nachmittagsprogramme für Menschen mit Demenz und deren Angehörige organisiert. Ziel dabei ist es, psychosoziale Hilfe für beide Personengruppen anzubieten und gleichzeitig einen Rahmen zu schaffen, in dem die Krankheit keine große Sache ist.
Gerade im öffentlichen Bereich sei es mit dementen Personen nämlich oft schwierig, weil deren krankheitsbedingtes Verhalten oft missgedeutet wird, berichtete Hanna Fiedler, selbst pflegende Angehörige. Wichtig sei deswegen vor allem, die Gesellschaft für die Thematik zu sensibilisieren, betonte Werner Kerschbaum, Generalsekretär des Österreichischen Roten Kreuzes; erkrankten Personen solle das Gefühl gegeben werden, dass auch sie dazugehören und dass sie "einen Stellenwert in der Gesellschaft" haben.
Quelle: kathpress