Ostern ist Kontrapunkt gegen Kultur des Todes
Österreichs Bischöfe haben zum Osterfest an die Aktualität der Botschaft von Tod und Auferstehung Jesu erinnert. Ostern sei ein Fest des Lebens und der Hoffnung sowie Kontrapunkt gegen eine Kultur des Todes und der Angst in der Gesellschaft, sagten sie in ihren Osterpredigten.
Kardinal Christoph Schönborn warnte im Wiener Stephansdom vor grassierenden Vorurteilen in Köpfen, Herzen und Sprache und wandte sich gegen einen "Generalverdacht" gegen Flüchtlinge nach den jüngsten Terroranschlägen. In Brüssel und Paris sei Schreckliches passiert und, ja, es gebe Fanatiker und Terroristen, sagte Schönborn. Gleichzeitig verwahrte er sich in aller Deutlichkeit gegen einen Generalverdacht, wonach alle Flüchtlinge potenzielle Terroristen seien. Statt mit Vorurteilen gelte es mit Aufrichtigkeit und Wahrheit durch die Welt zu gehen.
Der Kärntner Bischof Alois Schwarz unterstrich im Klagenfurter Dom, das Ostern ein "Fest gegen alle Hoffnungslosigkeiten unserer Zeit sowie gegen jede Form von Terror, Verfolgung und Gewalt" sei. Ostern sei insofern ein "Kontrapunkt gegen eine Kultur des Todes und der Angst"; dies bedeute nicht, Leidsituationen, Nöte und Bedrängnis zu verharmlosen oder schönzureden, sondern diese "anzunehmen und bewusst aus der österlichen Perspektive wahrzunehmen", so Bischof Schwarz.
Europa trägt an Terrorwelle "Mitverantwortung"
Auf die "Mitverantwortung und Mitschuld" Europas an der jüngsten Terrorwelle von Brüssel verwies in seiner Predigt der Eisenstädter Diözesanbischof Ägidius Zsifkovics. "Die Explosion von Brüssel mit ihren tragischen Folgen müssen uns endlich aus unserem Schlaf wecken", so der Bischof; schließlich führten sie deutlich "die Versäumnisse im religiösen Leben, aber auch bei der Integration von Fremden, auch muslimischen Jugendlichen" vor Augen. Idee und Wirklichkeit des europäischen Friedensprojektes klafften dem Bischof zufolge inzwischen weit auseinander: "Wir alle waren nicht in der Lage, auf die Jugend zu achten", die sich schließlich anfällig für "ideologische Rattenfänger" gezeigt habe.
Im Grazer Dom unterstrich Bischof Wilhelm Krautwaschl, dass die Welt derzeit unter großen Problemen leide - angefangen von Fragen des Klimawandels über die Migrationsthematik, das zerbrechliche Miteinander unter den Menschen bis hin zu sozialen Fragen und zum Aufflammen des Terrors in Europa. In dieser Situation seien Christen gewiss nicht die Löser aller Probleme - sie wüssten aber um den Weg Jesu: "Das Kreuz der Welt braucht unsere Schultern, die es tragen, damit es die Menschen nicht erschlägt", sagte Krautwaschl. Christen wüssten sich zutiefst solidarisch mit Armen, Schwachen, Vergessenen oder auch Ungewollten.
Der Salzburger Erzbischof Franz Lackner appellierte seinerseits an die Christen, nicht davor zurückzuscheuen, ihren Glauben an die Auferstehung Christi weiterzugeben und in die heutige Zeit zu übersetzen. "Auferstehung heißt, es gibt eine letzte Instanz der Wahrheit und Gerechtigkeit", sagte er in seiner Predigt am Ostersonntag im Salzburger Dom. Der christliche Glaube an die Auferstehung nähre sich dabei nicht aus einem leeren Grab mit einigen Leinenbinden, sondern aus dem über die Jahrtausende bewahrten Auferstehungszeugnis der Frauen und Männer am Grab Jesu, hob der Erzbischof hervor.
Als "größten Hoffnungsspeicher" und "ungeheure Schubkraft" für das menschliche Handeln bezeichnete der Linzer Bischof Manfred Scheuer den christlichen Auferstehungsglauben. Die Osterbotschaft dürfe keine Behauptung oder nur statische Wahrheit bleiben, sagte Scheuer im Linzer Dom. Sie helfe erst dann, wenn sie im Leben der Menschen "zur Erfahrungen werde und emotionalen Raum bekommt": "Der Glaube an die Auferstehung entscheidet sich im Mitsein mit schwierigen und belasteten Menschen, in finanziellen Desastern, im Zerbrechen von Ehen und Freundschaften, im Tod von Freunden und geliebten Menschen", so Scheuer.
"Explosion der Liebe"
Den Hoffnungskern der Osterbotschaft als Botschaft gegen Gewalt, Terror und Tod unterstrichen in ihren Predigten in der Osternacht auch der Feldkircher Bischof Benno Elbs und der Innsbrucker Diözesanadministrator Jakob Bürgler: Ostern werde immer dann besonders greifbar, "wenn Menschen in Not neue Hoffnung schöpfen, wenn Menschen erfahren dürfen, dass der Karfreitag ihres Lebens, das hoffnungslose Zerstören durch Krieg und Terror, durch Unglück, durch Katastrophen, durch Krankheit verwandelt wird zu hoffnungsvollem Leben, zu Neubeginn und Auferstehung", so Bischof Elbs. Insofern könne Ostern auch als "Explosion der Liebe" verstanden werden - eine Botschaft, aus der auch ein unmittelbarer Imperativ folge: "Auferstehung heißt, sich diesen Menschen zuzuwenden".
Als einen "Haltegriff für ein sinnvolles und menschenwürdiges Leben" hat der Innsbrucker Diözesanadministrator Jakob Bürgler das Osterfest bezeichnet: "Wir feiern Ostern als Kraftakt Gottes gegen die Hoffnungslosigkeit und Verlorenheit der Menschen, gegen den alles bestimmenden Tod", sagte Bürgler bei seiner Predigt in der Osternacht im Innsbrucker Dom. Tatsächlich müsse man sich angesichts der jüngsten weltpolitischen Entwicklungen die Frage stellen: "Können wir Ostern wirklich feiern?" - Das Übermaß an Gewalt und Schreckensnachrichten lasse es einem - auch im Blick auf die Verfolgung von Christen in aller Welt - "kalt über den Rücken fahren", so Bürgler.
Mit einer ungewöhnlichen Aktion wandte sich Militärbischof Werner Freistetter zu Ostern an die Gläubigen: So veröffentlichte die Militärdiözese eigens ein Youtube-Video mit einer Osterbotschaft des Bischofs. Darin betont Freistetter, dass Christen in der Osternacht aufgrund der Auferstehung Jesu "die Nacht zum Tag" machen. Wer aus dieser Hoffnung heraus lebe, der werde zugleich befähigt, Wege zu suchen, um allen Menschen in Not und Gefahr beizustehen, so der Bischof, der die Osternacht in der Sankt Georgs Kathedrale in Wiener Neustadt feierte.
Quelle: kathpress