Chrisammessen im Zeichen der Brüsseler Terrorakte
"Bestürzt und erschüttert" über die jüngsten "Angriffe gegen jede Form von Menschlichkeit" in Brüssel hat sich der Kärntner Bischof Alois Schwarz bei der Chrisammesse im Klagenfurter Dom gezeigt: "Die Aufschreie und die Verzweiflung wegen der jüngsten Terroranschläge werden in Europa immer lauter", sagte er am Mittwoch in seiner Predigt beim Ölweihegottesdienst. Aggression und Angst dürften jedoch nicht die Oberhand gewinnen. Schwarz zitierte dazu einen Satz des Schriftstellers und Philosophen Reinhold Schneider: "Allein den Betern kann es noch gelingen, das Schwert ob unseren Häuptern aufzuhalten und diese Welt den richtenden Gewalten durch ein geheiligt Leben abzuringen."
Bei der anschließenden Recollectio, der geistlichen Zusammenkunft der Priester im Klagenfurter Slomek-Heim, wies Bischof Schwarz u.a. darauf hin, dass mittlerweile 121 Pfarren in der Diözese Gurk Flüchtlinge aufgenommen hätten. Gleichzeitig erinnerte Schwarz die Priester daran, dass es Ziel der Diözese Gurk sei, dass bis Ende dieses Jahres jede der insgesamt 336 Pfarren mindestens ein Flüchtlingsquartier bereitstellt oder zumindest - sollte dies nicht realisierbar sein - eine andere Pfarre dabei angemessen unterstützt. Die Bedrängnisse der Flüchtlinge, aber auch die Ängste und Befürchtungen der einheimischen Bevölkerung gelte es ernst zu nehmen. "Bleiben wir miteinander im Gespräch sowie wachsam und engagiert bei der Integration von Menschen, die unsere Hilfe brauchen", appellierte der Kärntner Bischof.
Religion muss für die Menschen eintreten
"Wenn Religion nicht für die Menschen eintritt, kann das nicht Religion sein": Mit dieser These hat der Salzburger emeritierte Erzbischof Alois Kothgasser bei der Chrisammesse am Mittwoch im Innsbrucker Dom auf die Brüsseler Terrorakte tags zuvor Bezug genommen. Der vormalige Innsbrucker Bischof wies auf den Dienst am Nächsten als zentrale Aufgabe von Kirche hin, die "gerade in dieser schwierigen Zeit" herauszustreichen sei.
In seiner Predigt hob Kothgasser entscheidende Eckpfeiler im kirchlichen Dienst hervor: "Wir müssen uns die Zeit für das Gebet nehmen, sonst fehlt uns die Kraft. Wir sind Vor-, Mit- und Fürbeter für die Menschen." Des weiteren müssten Priester und Diakone mit dem Bischof unter der Führung des Heiligen Geistes die Kirche leiten und Dienst an den Menschen tun. Wem das Amt aufgetragen sei, die Frohe Botschaft zu verkündigen, benötige selbst echte Freude am Evangelium, betonte Kothgasser.
Küng: Beichtsakrament bleibt aktuell
Die Bedeutung des Sakraments der Beichte als Ausdruck der Barmherzigkeit Gottes hat Bischof Klaus Küng hervorgehoben. Zwar sei die Zahl der Beichten hierzulande in den vergangenen Jahren stark zurückgegangen, sagte er bei der Chrisammesse im St. Pöltner Dom am Mittwochabend. Gleichzeitig verwies Küng aber auf positive Entwicklungen: So sei es schön zu beobachten, wie auch Jugendliche das Sakrament wieder neu entdecken.
Die zahlreichen, zur traditionellen Ölweihemesse in der Karwoche im Dom versammelten Priester seiner Diözese rief der Bischof auf, genau auf ihre Beichtpraxis zu achten. Jeder Priester solle sich fragen: "Wie steht es um meine Beichte? Ist sie regelmäßig? Hat sie den nötigen Tiefgang? Führt sie zu einem erneuerten Bemühen aus Liebe zu Gott, zur Kirche und zu den Gläubigen?"
Scheuer: "Nahrung für die Seele"
Das Wort Gottes und die Eucharistie als "Nahrung für die Seele" betonte Bischof Manfred Scheuer bei der Chrisammesse im Linzer Dom. "Brot des Lebens, höchste Richtschnur des kirchlichen Glaubens, Nahrung, Halt, Kraft, reiner unversieglicher Quell des geistlichen Lebens, Glaubensstärke, Seele der Theologie - das alles ist für das Zweite Vatikanische Konzil das Wort Gottes", sagte Scheuer. In der Eucharistie werde das Lebensmittel Brot zum Symbol für das, was Gott an den Menschen tut und von ihnen erwartet. "Es gehört zum Wesen Gottes, dass er sich 'in Brotgestalt' seinem Volk zuwendet und uns durch dieses Brot ernährt", so der Bischof.
Unmittelbar vor Beginn der österlichen heiligen Tage erinnerte Scheuer zudem, dass auch die Seele des Menschen Ruhe brauche. "Sie braucht Zeiten der Stille, Freiräume, in denen wir uns nicht gehetzt und gedrängt fühlen, unter Druck und Zwang", so der Bischof. Mit Hinweis auf den seligen Märtyrer Carl Lampert verwies Scheuer auf die Kraft des Gebets und die damit verbundene innere Kraft: "Hätte er nicht diese innere Kraft gehabt, so wäre es ihm nicht möglich gewesen hinzuschauen, wo andere wegschauten, etwas zu sagen, wo andere schwiegen. Es wäre ihm nicht möglich gewesen, das Unrecht zu benennen, wo andere applaudierten."
Krautwaschl: Priester nicht "Herren des Glaubens"
Auf die "fruchtbare Spannung" in der Kirche zwischen geweihten Klerikern und Gläubigen ging der steirische Diözesanbischof Wilhelm Krautwaschl bei der Chrisammesse im Grazer Dom ein. In der Weihe der Öle für Taufbewerber und Kranke werde deutlich, dass das geweihte Amt "ein Dienst zur Auferbauung für den ganzen Leib der Kirche" ist. "Wir als Geweihte sind nicht für uns in das Amt hineingestellt, es ist ein Dienst für alle, die sich unterwegs wissen in der Nachfolge Jesu Christi", erinnerte Krautwaschl bei dem Gottesdienst vor Priestern und Diakonen seiner Diözese. Ihre Ämter seien auf gelebte Kirche und damit auf Beziehung hin zu den Gläubigen angelegt. "Das ist unsere Identität: nicht Abgrenzung, sondern Beziehung", betonte der Bischof.
Kleriker dürften ihren Dienst am Volk Gottes nicht mit "dem Mäntelchen der Macht" bekleiden. "Wir sind nicht die Herren des Glaubens", sagte Krautwaschl: "Es ist unser Leben, jenen, zu denen wir gesendet sind, auf ihrem je eigenen Weg der persönlichen Nachfolge zu begleiten, sie darin zu stärken und dem gemäß Orientierung zu geben."
Gleichzeitig unterstrich der Grazer Bischof die große Bedeutung des Weiheamtes und rief zur Stärkung der Berufungen auf. Das Volk Gottes brauche den Dienst derer, die durch ihre Berufung Gott "mitten unter uns" sichtbar machen, erinnerte Krautwaschl: "Wir werden im Volk Gottes einander nur gerecht, wenn wir diese innere Verwiesenheit aller aufeinander, in welchem Stand auch immer wir leben, verwirklichen und nicht nebeneinander dahin unsere je eigene Identität krampfhaft zu retten versuchen."
Quelle: Kathpress