Terror in Brüssel
Mit Betroffenheit und Trauer haben Kirchenspitzen und Politiker weltweit auf die Anschlagserie von Brüssel am Dienstag, dem 22. März, reagiert. Zu den Attentaten bekannte sich der Islamische Staat (IS). Bei mehreren Explosionen am Brüsseler Flughafen und zwei Metrostationen wurden mindestens 35 Menschen getötet und zahlreiche Menschen zum Teil lebensgefährlich verletzt.
Europas Bischöfe beten für die Opfer der Brüsseler Anschläge von Dienstag. Der Vorsitzende der Österreichischen Bischofskonferenz, Kardinal Christoph Schönborn, zeigte sich zutiefst erschüttert: "Ich bete für alle Opfer. Der Hass darf bei uns nicht siegen!" Sein Mitgefühl gelte den Getöteten, den Verwundeten und deren Familien, so der Wiener Erzbischof am Dienstag. Mit Brüssel hätten die Attentäter nicht nur die Menschen dieser Stadt, sondern Europa insgesamt getroffen. Es brauche daher "Besonnenheit und Entschlossenheit", um in dieser Bewährungsprobe der europäischen Wertegemeinschaft die richtigen Antworten auf das "abgrundtief Böse" zu finden, das sich in den Anschlägen manifestiere.
"Diese menschenverachtenden Anschläge stellen einen Missbrauch der Religion und eine Gotteslästerung dar": Das hat der Vorsitzende des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ), Superintendent Lothar Pöll, in einer am Mittwoch veröffentlichten Erklärung zu den Terroranschlägen in Brüssel festgehalten. Die Anschläge führten erneut schockierend vor Augen, dass sich Europa nicht völlig abschotten könne vor dem Krieg und dem Terror in Syrien und im Irak. "Diese feigen Angriffe auf unbeteiligte Menschen sind aufs schärfste zu verurteilen. Den Opfern, den Angehörigen und den Verletzten gehören unsere Anteilnahme und unser Gebet", so der ÖRKÖ-Vorsitzende: "Wir trauern mit den betroffenen Menschen und wissen uns verbunden mit der Bevölkerung in Brüssel."
Auch Papst Franziskus verurteilte die Bluttag und betete für die Opfer des Terroranschlages. Der Papst drücke sein tiefstes Mitgefühl auch all den Verletzten und ihren Familien aus, ebenso allen, die sich an den Rettungs- und Erstehilfe-Maßnahmen beteiligt hatten. Er bitte den Herrn, "ihnen Trost und Beistand in dieser schweren Erprobung zu bringen".
Der Heilige Vater verurteilt erneut die blinde Gewalt, die so viel Leid verursacht. Er bittet und fleht Gott um das Geschenk des Friedens. Auf die hinterbliebenen Familien und alle Belgier ruft er den göttlichen Segen herab
heißt es in dem von Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin gezeichneten Telegramm.
Der Innsbrucker Theologe und Gewaltforscher Wolfgang Palaver warnt vor einer gesellschaftlichen Abschottung gegenüber Muslimen. Eine solche Reaktion sei fatal, so Palaver im Interview mit "Kathpress", da es dem "Islamischen Staat" (IS) und seiner Absicht in die Hände spiele, "die europäische Gesellschaft zu spalten" und so immer neue Kämpfer und Attentäter zu rekrutieren.
Wenn Europa nun harsch mit Abschottung und einer massiven Einschränkung von Freiheit und Demokratie reagiert und es zu einer Steigerung der Islamophobie in den Gesellschaften kommt, hätte der IS sein Ziel erreicht
betonte Palaver. Je angespannter nämlich das gesellschaftliche Klima werde, desto eher würde die Rekrutierung neuer Kämpfer für den IS greifen.
Doch auch Muslime haben sich in einer Stellungnahme zu Wort gemeldet. Mit einer eindringlichen Verurteilung von Terror hat die Islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGiÖ) auf die Anschläge in Brüssel reagiert. Neben Trauer, Betroffenheit und Mitgefühl mit den Opfern der Anschlagsserie von Brüssel mache sich aber auch "Wut unter Muslimen" breit "angesichts der menschenverachtenden Bestialität der Terroristen, denen nichts heilig ist". Jeder "Allahu akbar" (Gott ist größer!)-Ruf der Terroristen "ist eine Gotteslästerung", heißt es in der Presseaussendung der IGGiÖ am Dienstag. Die Attentäter würden "in ihrem Todeskult und zerstörerischen Rausch, Angst und Schrecken zu verbreiten" vor allem ihren "irren Allmachtsphantasien" huldigen.
Das Wiener internationale König-Abdullah-Dialogzentrum (KAICIID) hat die jüngsten Terroranschläge in Brüssel und Istanbul scharf verurteilt:
Nach den verabscheuungswürdigen Terrorattacken trauern wir um die unschuldigen Opfer und sprechen den Angehörigen und Freunden der Terroropfer unser tiefstes Mitgefühl aus
heißt es in einer am Mittwoch verbreiteten Stellungnahme des interreligiös besetzen Leitungsgremiums des Zentrums.
In zahlreichen österreichischen Pfarrgemeinden wird heuer bei den Karfreitags-Gottesdiensten eine zusätzliche Bitte für verfolgte Christen und alle Opfer von Gewalt und Terror in das traditionelle Große Fürbittgebet eingefügt. Die Liturgische Kommission für Österreich hat den Text dieser elften Fürbitte aus aktuellem Anlass erarbeitet und zur Verwendung allen Diözesen vorgeschlagen.