Fokus auf Familien und Flüchtlinge
Das Papstprogramm der diesjährigen Kar- und Osterfeierlichkeiten (Settimana Santa/Heilige Woche) steht im Zeichen der Flüchtlinge und der Sorgen und Hoffnungen der Familien. So sind die diesjährigen Meditationen zum Karfreitags-Kreuzweg mit Franziskus am Kolosseum diesen Themen gewidmet. Zudem steht - quasi als Exposition oder Präludium vor Beginn der Heiligen Woche - die Unterzeichnung eines mit Spannung erwarteten Dokuments an: Denn der Papst gibt am Samstag, dem Fest des heiligen Josef, dem nachsynodalen Schreiben über die Familie feierlich seine Unterschrift (veröffentlicht wird der Text dann im April). Außerdem weiht er zwei Kurienmitarbeiter zu Bischöfen, darunter den auch im Wiener Dialogzentrum KAICIID tätigen Missionstheologen P. Miguel Ayuso Guixot.
Bei der Synode 2014/15 hatten 270 Bischöfe aus aller Welt und weitere Kirchenvertreter Fragen zu Ehe und Familie erörtert, darunter den Umgang der Kirche mit wiederverheirateten Geschiedenen und Homosexuellen. Das von den Synodalen verabschiedete Abschlussdokument wurde dem Papst überreicht. Ihm stand es frei, in welchem Umfang er es in sein eigenes verbindliches Schreiben zur Synode, die sogenannte Apostolische Exhortation, einfließen ließ; die Synode selbst hatte nur beratende Funktion.
Palmweihe und römischer Jugendtag
Die Eröffnung der Karwoche erfolgt dann mit der Segnung von Palmzweigen auf dem Petersplatz, einer Prozession und einer Heiligen Messe am Palmsonntag (20. März). Die Feiern, bei denen diesmal die Passion des Lukas-Evangeliums gelesen werden, beginnen um 9.30 Uhr und dauern mehr als zwei Stunden. Gleichzeitig mit den Palmweihfeiern wird in St. Peter und allen Kirchen Roms auch der 31. (diözesane) Weltjugendtag begangen. Die weltweiten Feiern folgen dann im Juli in Krakau.
Am Gründonnerstag (24. März) feiert der Papst morgens im Petersdom die sogenannte Chrisammesse mit der Weihe heiliger Öle. Am Abend findet dann die nichtöffentliche Liturgie mit der Fußwaschung statt. Der Ort blieb bisher geheim, dem Vernehmen nach soll es ein Flüchtlingsheim sein. Die Feier, die zu den wichtigsten Gottesdiensten im katholischen Kirchenjahr zählt, fehlt noch im aktualisierten Terminkalender des Papstes für die Kar- und Ostertage. 2015 hatte Franziskus zu dem Anlass das römische Gefängnis Rebibbia besucht und zwölf Häftlingen die Füße gewaschen. Die Jahre davor feierte er diese Messe in einer Behinderteneinrichtung und in einer Jugendstrafanstalt.
Neue Bestimmungen zur Fußwaschung
Die Demutsgeste der Fußwaschung ging nach dem Bericht des Johannesevangeliums dem Letzten Abendmahl voraus, dabei wusch Jesus seinen Jüngern die Füße. Dass der Papst in den vergangenen Jahren auch Frauen - und sogar einer Muslimin - die Füße wusch, hatte zu Aufregung in konservativen Kreisen gesorgt. Denn damit setzte sich Franziskus über das Kirchenrecht hinweg, das bis vor kurzem nur männliche Katholiken zu diesem Ritus zuließ. Franziskus änderte die betreffende Vorschrift im Februar in einem Punkt: das Kirchenrecht lässt jetzt ausdrücklich auch Frauen zu. Franziskus' Vorgänger Johannes Paul II. (1978-2005) und Benedikt XVI. (2005-2013) hatten ihrer Amtszeit nur Bischöfen und Priestern die Füße gewaschen.
Am Karfreitag (25. März) begeht Franziskus um 17 Uhr im Petersdom die Feier des Leidens und Sterbens Jesu im Petersdom. Abends ab 21.15 Uhr betet er den Kreuzweg am Kolosseum. Kardinal Gualtiero Bassetti, der Erzbischof von Perugia, verfasst die diesjährigen Meditationen zum Kolosseums-Kreuzweg. Franziskus habe ihn darum gebeten, berichtete Radio Vatikan. In den Texten werde das Thema des Leidens im Vordergrund stehen, sagte der Kardinal dem Sender. Bei den 14 Stationen will er demnach auf das Leiden insbesondere von Familien und auf die weltweiten Verfolgungen eingehen. Er schreibe jedoch nicht einfach "negative Beiträge", sondern wolle auch aufzeigen, dass Liebe und Vergebung stärker seien als das Leid, so Bassetti. Die Auferstehung Jesu sei "die große Botschaft der Hoffnung, die wir weitertragen müssen". Der Kreuzweg ist die längste der Kar- und Osterliturgien und dauert beinahe drei Stunden.
Großes Feuer vor dem Petersdom
Die Feier der Osternacht (26. März) beginnt unter der Leitung des Papstes am Samstag um 20.30 Uhr im Petersdom. Zu Beginn wird das Osterfeuer gesegnet. Die große brennende Holzkohlenschüssel steht im Atrium des Petersdoms.
Am Ostersonntag (27. März) feiert Franziskus um 10.15 Uhr auf dem Petersplatz die Ostermesse. Anschließend spendet er von der Loggia der Basilika aus den traditionellen Segen "Urbi et orbi" ("Der Stadt und dem Erdkreis"). ORF 2 überträgt Messe und Segen live.
Den Samstag nach Ostern (2. April) feiert der Papst auf dem Petersplatz ein Abendgebet mit Pilgern des Heiligen Jahres. Die Vigil wie auch eine Pilgermesse am Sonntag ist der "Göttlichen Barmherzigkeit" gewidmet, ein Fest, das Johannes Paul II. (1978-2005) im Jahr 2000 eingeführt hatte. Auch das aktuelle Heilige Jahr steht unter dem Motto der Barmherzigkeit.
Nachösterlicher Kongress mit Schönborn
Die Vigil am 2. April und die Papstmesse am 3. April sind mit dem gleichzeitig in Rom stattfindenden "European Apostolic Congress on Mercy" (EACOM) verbunden. Der Kongress von 31. März bis 4. April wird von Kardinal Christoph Schönborn geleitet; der Wiener Erzbischof ist Präsident des Rates für den Weltkongress und den Europakongress zum Jahr der Barmherzigkeit (WACOM/EACOM). Er reist direkt vom Irak, wo er einen Solidaritätsbesuch bei den vom "Islamischen Staat" vertriebenen Christen absolviert, nach Rom.
Die WACOM-Treffen bestehen unter anderem aus Vorträgen, Gottesdiensten und Gebetswachen. Kardinal Schönborn leitet als Präsident den Rat des Apostolischen Weltkongresses seit 2008. Die Zusammenkünfte fanden bisher drei Mal statt; zuletzt 2014 in Bogota. Sie erinnern besonders an das Pontifikat von Johannes Paul II. (1978-2005), der ähnlich wie Papst Franziskus die Forderung nach Barmherzigkeit zu einem zentralen Thema seiner Amtszeit machte.
Quelle: kathpress