Integration soll Flüchtlinge "fördern und fordern"
Integration soll Flüchtlinge "fördern und fordern": Mit dieser Formulierung haben die österreichischen Bischöfe am Freitag die Dringlichkeit einer "ernsthaften und in die Tiefe wirkenden" Eingliederung der Asylberechtigten in die Gesellschaft unterstrichen. In einer Erklärung im Anschluss an ihre Frühjahrsvollversammlung in Linz bezeichnet die Bischofskonferenz Integration als einen wechselseitigen Prozess: Flüchtlingen und Migranten gebühre eine "menschliche Aufnahme", zugleich müssten sie ihrerseits bereit sein, "die positiven Werte der Gesellschaft, die sie aufnimmt, zu bejahen, ihre Gesetze zu befolgen und am Gemeinwohl mitzuwirken".
Integration gelinge dort am besten, "wo Menschen einander vertrauen und füreinander Verantwortung übernehmen", betonen die Bischöfe. Es sei Aufgabe des Staates und der gesellschaftlichen Institutionen, die Voraussetzungen dafür zu schaffen.
Hinsichtlich der Aufnahme von Flüchtlingen mahnen die Bischöfe erneut Solidarität auf europäischer Ebene ein. "Spät, aber doch" hätten die EU und ihre Mitgliedstaaten erkannt, dass von einer gemeinsamen und menschlichen Antwort auf Flucht und Migration die Zukunft des europäischen Friedensprojekts abhängt. Die Bischöfe fordern eine gerechte Aufteilung jener Verantwortung, "die bislang nur von einigen wenigen Ländern des Kontinents getragen wird". Oberste Priorität komme dabei dem Menschenrecht auf Asyl zu. "Dieses heilige Recht muss überall in der EU durch faire, qualitätsvolle und rasche Verfahren sowie bestmögliche Betreuung der Schutzsuchenden garantiert sein", heißt es wörtlich in der Erklärung. Als wichtig erachten sie Bischöfe, Möglichkeiten für einen sicheren und legalen Zugang zum Schutz in Europa einzurichten, beispielsweise durch Resettlement und humanitäre Aufnahmeprogramme.
Das bisher beispiellose Ausmaß von Flucht, Vertreibung und Migration verdeutliche, dass die Menschheitsfamilie darauf angewiesen sei, "wie in einem gemeinsamen Haus in Frieden und Gerechtigkeit zusammenzuleben". Die Flucht nach Europa sei Ergebnis eines brutalen Krieges im Nahen Osten, aber auch Folge aussichtsloser Lebensbedingen in den Ländern des Südens. Der "größten humanitären Katastrophe seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs" müsse lokal und global gleichermaßen begegnet werden.
Kirche leistet wesentlichen Beitrag
Die katholische Kirche leiste dabei einen wesentlichen Beitrag. In Österreich würden derzeit insgesamt knapp 41.000 Menschen - somit fast jeder zweite der knapp 90.000 Asylwerber des Jahres 2015 - von der kirchlichen Caritas betreut; 32.000 Personen davon mobil, 9.000 in oftmals kirchlicherseits bereitgestellten Caritas-Quartieren im Rahmen der Grundversorgung. "Christliche Nächstenliebe bleibt der Anspruch und das Maß im Umgang mit Menschen in Not, und dazu zählen besonders Verfolgte, Schutzlose und Flüchtlinge", versichern die Bischöfe.
Die Bilder aus der Krisenregion im Nahen Osten sowie jüngst aus dem griechisch-mazedonischen Grenzgebiet "dürfen uns nicht gleichgültig lassen", so ihr Appell. Der Krieg in Syrien müsse endlich beendet werden, ebenso die Verfolgung ethnischer und religiöser Minderheiten, "von der Christen weltweit am stärksten betroffen sind". Für eine lebenswerte Zukunft in den Krisenregionen der Erde seien freilich auch faire Wirtschaftsbedingungen sowie die Bereitschaft zum Teilen erforderlich. Die Bischöfe mahnen Österreich zum wiederholten Mal zum Ausbau der Soforthilfe und der Entwicklungszusammenarbeit auf ein Ausmaß gemäß den internationalen Vereinbarungen.
Österreich habe in den letzten Monaten gezeigt, wie viel es für Flüchtlinge leisten kann, erinnern die Bischöfe an fast 800.000 Durchreisende und die 90.000 Asylanträge. Viele in Kirche und Gesellschaft hätten sich freiwillig für Flüchtlinge und deren Integration engagiert. Dies quittierten die Bischöfe mit einem "tief empfundenen Danke" und schlossen optimistisch: "Dieses Zeugnis gelebter Nächstenliebe gibt Zuversicht, dass wir die Herausforderungen gemeinsam schaffen können."
Quelle: kathpress