Schutz vor Menschenhändlern verstärken
Die Hilfsorganisation "Jugend Eine Welt" und das NGO-Bündnis ECPAT (End Child Prostitution, Child Pornography and Trafficking of Children for Sexual Purposes) fordern eine verstärkte Zusammenarbeit aller EU-Länder beim Schutz von Flüchtlingen vor Menschenhandel und Schlepperei. Seinen Beitrag soll auch Österreich leisten, betonten die Hilfswerke und wünschen sich von Innenministerin Johanna Mikl-Leitner einen "Grenzschutz anders". Im Zentrum dürfe nicht der Schutz der Grenzen, sondern jener der Menschen stehen. Ein besonderes Augenmerk müsse dabei auf unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen und Frauen liegen. Die NGOs äußerten sich in einer Aussendung zum Weltfrauentag (8. März).
Konkret wollen die Hilfsorganisationen eine Ausweitung des Auslandseinsatzes österreichischer Polizeibeamter in "von der Flüchtlingskatastrophe am meisten betroffenen Staaten". Dort sollen die zuvor eigenes geschulten österreichischen Beamten dabei unterstützten, "besonders verletzliche Flüchtlinge zu beschützen und in Sicherheit zu bringen". So könnten eigens geschulte Exekutivbeamte, Opfer von Menschenhandel bzw. anderen Formen von Gewalt und Missbrauch so früh wie möglich identifizieren und im Anschluss sicherstellen, "dass für ihre Unterstützung und psychologische Betreuung gesorgt wird und Maßnahmen zur Verfolgung von Menschenhändlern und kriminellen Netzwerken einleiten".
Aktuell befinden sich laut Innenministeriums-Sprecher Karl-Heinz Grundböck bereits sieben österreichische Polizisten am Grenzübergang Gevgelija in Mazedonien. Allerdings seien diese in einem Registrierungszentrum tätig und nicht direkt am Grenzzaun und auch nicht mit der Sicherung der Grenze, sondern nur mit der Registrierung der Flüchtlinge beschäftigt. Bis Mitte April soll die Anzahl der Polizisten auf 20 aufgestockt werden. Eine Ausweitung der Aufgaben sei im Moment aber nicht geplant und "könnte alleine von Seiten Österreichs auch gar nicht unternommen werden. Schließlich handelt es sich hier um bilaterale Verträge", so Grundböck gegenüber "Kathpress".
Mehr als 10.000 Minderjährige verschwanden 2015
"Von mehr als zehntausend Minderjährigen, die vergangenes Jahr in Europa angekommen sind, fehlt laut Interpol jede Spur - viele von ihnen waren ohne den Schutz von Erwachsenen unterwegs", betonte "Jugend Eine Welt"-Vorsitzender Reinhard Heiserer. Gleichzeitig sei bekannt, dass Netzwerke, die Menschen nach Europa schmuggeln, auch häufig Menschenhandel zum Zweck von sexueller Ausbeutung betreiben, wobei Frauen und Kinder besonders gefährdet seien.
ECPAT-Geschäftsführerin Astrid Winkler unterstreicht, dass es wichtig sei, österreichische Grenzpolizisten, aber auch Leiter von Flüchtlings-Betreuungsstellen in Hinblick auf die Problematik von Menschenhandel und sexueller Ausbeutung von Flüchtlingen sowie zu Kinderschutz zu sensibilisieren.
Beide Organisationen begrüßen, dass im April eine neue operative EU-Polizeidienststelle zur länderübergreifende Zusammenarbeit von Ermittlern gegen Schlepperei und organisierten Menschenhandel auf der Balkan-Route in Wien eröffnet werden soll. Sie geben der Hoffnung Ausdruck, dass der europaweite Schutz von minderjährigen Flüchtlingen zu einer ihrer wichtigsten Prioritäten zählen wird.
Quelle: kathpress