Schönborn unterstützt Fischer-Appell
Kardinal Christoph Schönborn und Bundespräsident Heinz Fischer appellieren an die Bevölkerung, sich auch weiterhin in der Flüchtlingshilfe zu engagieren und für eine Willkommenskultur einzutreten. Der Widerspruch zwischen Asyl und anderen Grundrechten auf der einen und der drohenden Überlastung durch eine rapid anwachsende Zahl von Flüchtlingen auf der anderen Seite sei nicht zu übersehen, räumte Fischer am Montag im Rahmen des diesjährigen Benefizsuppenessens der Aktion Familienfasttag der Katholischen Frauenbewegung Österreichs (kfbö) in der Wiener Hofburg ein, "aber er ist auf der Basis gemeinsamer Anstrengungen nicht unlösbar".
Zustimmung erhielt er von Kardinal Christoph Schönborn. Genau solche "Worte der Ermutigung" brauche es jetzt. "Ich hoffe, dass die Worte, die sie hier gesagt haben, ein starkes Echo finden und dass sie Mut machen", betonte der Wiener Erzbischof.
Fischer kritisiert, dass der Begriff Willkommenskultur offenbar zu einem Kampfbegriff geworden sei, "mit dem man den Eindruck erwecken will, dass Flüchtlinge wie Luxustouristen behandelt werden, die man nach Österreich einlädt und ihnen einen roten Teppich ausrollt, was aber weder in Deutschland noch in Österreich noch sonst wo der Fall ist".
Was viele Flüchtlinge auf dem Weg von zerbombten syrischen Städten über gefährliche Zwischenstationen und Zwischenstrecken bis zu den Flüchtlingslagern oder Auffanglagern in Mitteleuropa erleben und erleiden, sei wahrscheinlich gerade jenen nicht bewusst, die eine "angebliche Willkommenskultur ironisieren und kritisieren". Es sei besser, einem verängstigten Flüchtlingskind am Wiener Westbahnhof einige aufmunternde Worte zu sagen, als wegzuschauen oder sich feindselig zu verhalten, so der Bundespräsident.
Fischer für "Flüchtlingspolitik mit Augenmaß"
Fischer plädiert für eine "Flüchtlingspolitik mit Augenmaß", die auch einen "sachlich begründeten 'Richtwert'" ermögliche, der auf Erfahrungswerten und Vergleichszahlen beruhe. Zugleich warnte er davor, dass Europa gerade Gefahr laufe, "die Ziele solidarischer Zusammenarbeit aus den Augen zu verlieren". Grund dafür sei die problematische Flüchtlingspolitik einiger Mitgliedsländer, die das Staatsoberhaupt jedoch nicht konkret benannte. Die Flüchtlingsdebatte dürfe nicht dazu dienen, "Augen, Ohren, Herzen und Grenzen gegenüber Flüchtlingen so dicht wie möglich zu verschließen und das Asylrecht pauschal zu negieren, wie das manche europäische Länder zulasten aller anderen tun."
Quelle: kathpress