83 Erwachsene empfangen zu Ostern die Taufe
Die Erwachsenentaufe findet in Österreich immer mehr Zuspruch: 83 Menschen über 14 Jahren werden in der Osternacht allein in Pfarren von Wien und des östlichen Niederösterreichs die katholische Taufe empfangen, bundesweit sind es deutlich über 300, Tendenz steigend. Der Taufe geht ein längerer Vorbereitungsprozess voraus, für den die diese Tage gefeierten Taufzulassung durch den Ortsbischof ein wichtiger Meilenstein ist. Die Kirche wird dabei als Gemeinschaft der Glaubenden zu einer "neuen Heimat", legte Kardinal Christoph Schönborn bei diesem Anlass am Donnerstagabend im Wiener Stephansdom dar: "Wir sind einander nicht fremd, sondern können uns in Christus als Brüder und Schwestern ansprechen".
Der Wiener Erzbischof nahm dabei auf die "Exilerfahrung" vieler der Taufbewerber Bezug, die in der Erzdiözese Wien aus 23 Ländern stammen. "Die ganze Welt" sei hier versammelt, zeigte sich Schönborn beeindruckt und erkannte hier ein Sinnbild für "Gottes Familie". Denn auch wenn jeder selbst nach Österreich gekommen sei, gelte: "Gott hat mich hergeholt und gerufen, er wäscht mich in der Taufe rein und schenkt mir ein neues Herz, das mitfühlend ist und sogar den Feind, der mich verfolgt, lieben kann." Christlicher Glaube müsse sich folglich auch in einem "neuen Leben" zeigen, "in dem Hass und Streit überwunden wird durch Vergebung, Mitleid und Barmherzigkeit", so der Kardinal.
Rund die Hälfte der Wiener Taufbewerber stammen aus islamischen Staaten des Nahen Ostens, kleinere Gruppen kommen auch aus Nigeria, der Slowakei und Tschechien, während insgesamt zehn aus Österreich stammen. 39 Taufbewerber waren bislang ohne Bekenntnis, 35 sind Muslime. In der Altersstatistik ist die dominierende Gruppe mit 58 Vertretern jene zwischen 14 und 35 Jahren, bei der Geschlechterverteilung überwiegen leicht die Männer.
Von einem "enormen Interesse" am christlichen Glauben seitens der Taufbewerber berichtete Friederike Dostal, Leiterin des Referats für Erwachsenenkatechumenat in der Erzdiözese Wien, gegenüber "Kathpress". Für betroffenen Pfarrgemeinden sei der Vorbereitungsweg auf das Sakrament meistens eine große Bereicherung, "auch für jene Christen, deren Glauben selbstverständlich und unreflektiert geworden ist". Die feierliche Taufzulassung verdeutlichte dies: Zahlreiche Taufbewerber waren außer von ihren Paten und Priestern auch von Pfarrmitgliedern begleitet.
Die Vorbereitung zur katholischen Erwachsenentaufe dauert mindestens ein Jahr. Dabei werden zunächst Motivation und rechtliche Fragen geklärt, ehe das eigentliche "Katechumenat" beginnt - zunächst mit Bibellesen und der regelmäßigen Gottesdienst-Teilnahme, dann ab der Zulassungsfeier mit einer "unmittelbaren Vorbereitung" bis zur Taufe in der jeweiligen Pfarre, bei der den Erwachsenen gleichzeitig auch Erstkommunion und Firmung gespendet werden.
Quelle: kathpress