Österreichweite Feiern beenden "Jahr der Orden"
Mit Gottesdiensten und Festveranstaltungen ist dieser Tage in ganz Österreich der "Tag des geweihten Lebens" und zugleich der Abschluss des "Jahres der Orden" begangen worden. Ordensangehörige und Bischöfe begingen diese Anlässe gemeinsam. In der Steiermark waren am Wochenende beispielsweise mehr als 150 Ordensfrauen und Ordensmänner der Einladung in die Abtei Seckau gefolgt, um beim Begegnungstag und einer Wallfahrt einen Schlusspunkt zum Ordensjahr zu setzen. Die Wiener Pastoraltheologie Prof. Regina Polak deutete dabei in ihrem Vortrag das Ordensleben als "Zeichen der Hoffnung auf Zukunft". Sie stellte zudem einen Konnex zwischen dem aktuellen Flüchtlingsthema mit dem Lebensentwurf der Ordensleute her.
Polak: "Flüchtlinge machen die weltweite soziale Ungleichheit und Ungerechtigkeit sichtbar. Sie zeigen auch die europäische geistige und geistliche Erschöpfung, eine ausgehöhlte Gläubigkeit". Die Theologin verwies u.a. auf die Prozesse globaler Exlusion, auf die gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit, die Folgen des Klimawandels und den verbreiteten Nihilismus. "Flucht und Migration sind ein Spiegel oder Fenster in eine neue sich aufbauende Welt. Orden können den Menschen dieses Fenster öffnen helfen", so Polak wörtlich. Die solidarische Praxis der Orden könne für die Kirche eine Korrektur sein. Die Pastoraltheologin sprach wörtlich gar von einer "Schocktherapie aus dem Heiligen Geist".
Bischof Wilhelm Krautwaschl sah das Ordensleben in seinem Impulsvortrag als "einen großen Schlüssel, mir das Evangelium ganz aufzuschließen". Die neue Gestalt von Kirche sei heute oft "mit dem Weniger und dem Mangel konnotiert". Das Neue komme nicht ohne Schmerzen und Reibungen. Krautwaschl: "Bleibendes und Veränderung ergänzen einander immer durch die Geschichte." Ordensgemeinschaften lebten aus dem Ursprung des Evangeliums und der Charismen und seien gerade deshalb immer offen für Neues, zeigte sich der Bischof überzeugt. Die Menschen bräuchten den "Erfahrungsschatz aus Beten und Arbeiten" der Ordensgemeinschaften.
In seiner Predigt beim Wallfahrtsgottesdienst in der vollen Abteikirche ließ sich der Bischof von drei Ordensleuten unterstützen, die ihren Weg und ihre Berufung in den Orden schilderten. Syrische Flüchtlinge, die in der Abtei wohnen und betreut werden, musizierten beim Gottesdienst.
Eine positive Bilanz zum "Jahr der Orden" zog in Seckau der Mediensprecher der Ordensgemeinschaften Ferdinand Kaineder. Die Wahrnehmung und das Interesse der Medien habe den Ordensgemeinschaften gut getan. Die Anfragen von außen hätten auch positive Impulse für die eigene Identitätssuche der Orden mit sich gebracht.
Die beiden Regionalverantwortlichen der Ordenskonferenzen in der Steiermark, Sr. Sonja Dolesch und Abt Benedikt Plank, brachten ihren Dank und ihre Freude zum Ausdruck, dass im "Jahr der Orden" ein so kräftiges Zeichen für das Ordensleben in der Steiermark gelungen sei.
Linz: Spiritualität und Gerechtigkeit
In der Diözese Linz feierten die die Ordensgemeinschaften und die Mitglieder der Säkularinstitute am Wochenende gemeinsam mit Bischof Manfred Scheuer in der Basilika Pöstlingberg den "Tag des geweihten Lebens" und den Abschluss des "Jahres der Orden". Im Mittelpunkt der vorher anberaumten Begegnung sowie beim anschließenden Gottesdienstes stand die Enzyklika "Laudato si" von Papst Franziskus. Rund 180 Ordensangehörige waren zum "Jahr der Orden"-Abschluss nach Linz gekommen.
Sr. Paloma Fernandez de la Hoz, Sozialhistorikerin und Mitarbeiterin der Katholischen Sozialakademie Österreichs, unterstrich in ihrem Vortrag u.a., dass christliche Spiritualität untrennbar mit sozialer und ökologischer Gerechtigkeit verbunden sei. Papst Franziskus stehe für eine froh und authentisch gelebte ganzheitliche Ökologie, so die Ordensfrau.
Bischof Manfred Scheuer betonte in seinen Ausführungen die Notwendigkeit einer Grundhaltung der Wertschätzung gegenüber allen Geschöpfen. Dabei bezog er sich auf die Enzyklika "Laudato si" und den "kleinen Weg" der Heilgen Therese von Lisieux, der darin bestehe, im Alltag keine Gelegenheit zu verpassen, die Frieden und Freude bereitet. Ganzheitliche Ökologie brauche einfache Gesten. Die Evangelischen Räte würden widerspiegeln, wie aufbauend der Umgang mit der Schöpfung und mit den anderen sein könne, so Bischof Scheuer.
Innsbruck: "Rote Ordenscouch" im Einsatz
In der Diözese Innsbruck fand das "Jahr der Orden" bereits am 27. Jänner im Dom seinen Abschluss. Auf Einladung durch die Tiroler Ordensgemeinschaften stand auch hier noch Bischof Manfred Scheuer dem Gottesdienst vor. Vor dem Dom war zum letzten Mal auch die "Rote Ordenscouch" im Einsatz.
Während des gesamten vergangenen Jahres hatten Vertreter der Orden diese Couch in belebten Zentren aufgestellt und so versucht, ins Gespräch mit assanten zu kommen - u.a. in Landeck, Lienz und Innsbruck. Zum Abschluss empfing die "Rote Ordenscouch" am Eingang vor dem Innsbrucker Dom die Menschen nochmals symbolisch und lud zur Teilnahme am Gottesdienst ein.
Schönborn: Ordensleute sind "Zeugen der Barmherzigkeit"
Mit einer feierlichen Pontifikalvesper im Stephansdom beendeten die Wiener Ordensgemeinschaften vor kurzem das "Jahr der Orden". Dem Gottesdienst stand Kardinal Christoph Schönborn vor. Er dankte in seiner Predigt den Mitgliedern in den Ordensgemeinschaften für ihre Präsenz und ihren wertvollen Dienst in der Erzdiözese. "Viele der Gemeinschaften waren und sind echte Zeugen der Barmherzigkeit auf den vielen Feldern des sozialen und pastoralen Dienstes der Kirche", sagte Schönborn, der selbst der Ordensgemeinschaft der Dominikaner angehört. Und weiter: "In unserer Ordensberufung erfahren wir Gottes Barmherzigkeit, auch die Barmherzigkeit der Gemeinschaft, die uns aufnimmt und in der wir leben, und wir selbst schenken diese Barmherzigkeit weiter."
Die Abschlussfeier zum "Jahr der Orden" stand unter dem Motto "Barmherzigkeit" und war damit zugleich der nahtlose Übergang zum "Jahr der Barmherzigkeit", das heuer die Kirche prägt. Rund 300 Ordensleute und Vertreter von Säkularinstituten waren zur Abschlussfeier in den Stephansdom gekommen.
Vorarlberg: "Netzwerke der Hoffnung"
In der Diözese Feldkirch ging das "Jahr der Orden" am Sonntag mit einer Lichtfeier und Marienvesper in der Liebfrauenbasilika Rankweil zu Ende. Neben Bischof Benno Elbs feierten u.a. auch Altbischof Elmar Fischer, Abt Anselm van der Linde und P. Georg Gantioler, Vorsitzender der Vorarlberger Superiorenkonferenz, die Vesper mit.
Elbs bezeichnete die verschiedenen Ordensniederlassungen in der Diözese Feldkirch als "Netzwerk der Hoffnung". "Wären alle hier, die Ihnen im Gebet und in der Sorge anvertraut sind, so wären mit Sicherheit viele tausend Menschen hier", sagte der Bischof in seiner Predigt.
Eisenstadt: "Experten der Barmherzigkeit"
Mit einem Festakt und einer Vesper in Eisenstadt ist am Wochenende auch im Burgenland das "Jahr der Orden" offiziell beendet worden. P. Lorenz Voith, Bischofsvikar für die Orden, hob in seinen Ausführungen u.a. die Internationalität der Orden hervor. Ordensleute aus dem In- und Ausland, jung und alt, würden im Burgenland gemeinsam leben und wirken. Auch wenn es im Land keine großen Stifte gibt, gebe es doch viele "lebendige Zellen".
Voith bezeichnete die Orden als einen "Lungenflügel der Kirche". Ordensleute seien zudem "Experten der Barmherzigkeit". Viele Gemeinschaften seien als Antwort auf ein aktuelle Not geschaffen worden.
Der Bischofsvikar rief die Ordensleute zu einem einfachen und damit auch ökologischen Lebensstil auf, was vielfach auch schon der Fall sei. Zugleich brauche es neue Anstrengungen um ein gelingendes Gemeinschaftsleben. "Das ist unser erstes Zeugnis: Barmherzigkeit beginnt in der eigenen Gemeinschaft", so P. Voith wörtlich. Schließlich müssten sich die Orden auch durch Wachsamkeit auszeichnen, nämlich "Wachsamkeit im Gebet und im kritischen Blick auf die gesellschaftlichen Entwicklungen und aktuelle Nöte".
Küng: "Ordensleute sind Kostbarkeit"
In der Diözese St. Pölten feierte Bischof Klaus Küng mit den Ordensleuten seiner Diözese zum Abschluss des "Jahres der Orden" einen Gottesdienst in der Basilika Maria Taferl. In seiner Predigt bestärkte der Bischof die Ordensleute zu einem mutigen Bekenntnis ihrer Lebensform. Denn "es fehlt auch heute nicht am Zeugnis von Menschen, die ihre Hingabe in Treue zu Christus leben". Und es gelte "Gott zu danken für alle Ordensleute in der Diözese, die in den verschiedensten Belangen tätig sind. Sie sind eine Kostbarkeit, ein Schatz. Sie dienen Gott in guten und in schlechten Tagen".
Küng erinnerte an den Aufruf von Papst Franziskus, dass sich jede Gemeinschaft in einem ständigen Missionseinsatz befinden solle. Küng: "Wir müssen alle Müdigkeit abstreifen, auch alle Resignation, die Menschen ansprechen, das Evangelium mutig und unverkürzt verkünden, gleichzeitig mit einer großen Liebe und viel Verständnis unsere Aufgabe wahrnehmen."
"Wir dürfen mit Dankbarkeit auf die Vergangenheit blicken, die Gegenwart mit Leidenschaft leben und hoffnungsvoll in die Zukunft schauen", sagte Generaloberin Sr. Franziska Bruckner von den Franziskanerinnen Amstetten als Leiterin der Regionalkonferenz der Frauenorden in der Diözese St. Pölten bei der Abschlussmesse.
Begonnen hatte die Veranstaltung mit einer Lichtfeier, bei der Ordensleute über ihre Berufung Auskunft gaben. Im Anschluss an den Gottesdienst zogen Bischof, Ordenleute und Gläubige mit Lichtern auf den Platz vor der Basilika. Bischof Küng spendete nach einem Gebet um Frieden in der Welt den Segen.
Kärnten: Einsatz der Orden für Flüchtlinge
Der Kärntner Bischof Alois Schwarz lud am Sonntagnachmittag die Kärntner Ordensleute und Mitglieder der Säkularinstitute zu einem Vortrag, einer Vesper und einem Abendessen ins Bischofshaus. Mit Blick auf das "Jahr der Barmherzigkeit" würdigte der Bischof das vielfältige Wirken der Ordensgemeinschaften im Sinne der "Werke der Barmherzigkeit". Er dankte vor allem den Ordensgemeinschaften für deren Einsatz für arme und benachteiligte Menschen sowie für Flüchtlinge. Rund 100 Ordensleute waren der Einladung des Bischofs nach Klagenfurt gefolgt.
Das "Jahr der Orden" sei, so der Kärntner Bischof, "eine willkommene Gelegenheit für Ordensleute gewesen, einerseits in sich und auch in die jeweilige eigene Gemeinschaft hineinzuhören", gleichzeitig aber auch die Türen zu öffnen und das Wirken der Ordensleute wieder verstärkt sichtbar zu machen.
Den Schlusspunkt der diözesanen Abschlussveranstaltungen zum "Jahr der Orden" setzte am Montagnachmittag in Salzburg Erzbischof Franz Lackner, der zu einer feierlichen Vesper mit anschließender Begegnung und Agape einlud.
(Infos: www.ordensgemeinschaften.at)
Quelle: kathpress