Papst bei ökumenischem Reformationsgedenken
Papst Franziskus wird gemeinsam mit Spitzenvertretern des Lutherischen Weltbundes die ökumenische Gedenkveranstaltung zum 500. Jahrestag der Reformation im schwedischen Lund leiten. Wie der Vatikan und der Lutherische Weltbund (LWB; Genf) am Montag in einer gemeinsamen Erklärung mitteilten, findet die Zeremonie am 31. Oktober dieses Jahres statt.
Das Datum wäre der 499. Jahrestag des Thesenanschlags von Martin Luther (1483-1546) und der 50. Jahrestag des Beginns des offiziellen Dialogs zwischen dem Päpstlichen Sekretariat für die Einheit der Christen (heute: Päpstlicher Rat) und dem LWB. Lund als Feierort wurde gewählt, weil es 1947 der Ort der Gründung des LWB war. Der Papst steht der Zeremonie in Lund zusammen mit LWB-Präsident Bischof Munib Younan (Amman) und LWB-Generalsekretär Martin Junge vor.
Mit dem 31. Oktober 2016 beginnen zahlreiche evangelische Landeskirchen in Europa, Amerika, Asien und Afrika das Jahr des Reformationsjubiläums ("Luther2017"). Andere Landeskirchen beginnen das Festjahr erst am 10. November, dem Geburtstag Luthers.
Details noch nicht bekannt
Der vatikanische Ökumene-Verantwortliche, Kurienkardinal Kurt Koch, sagte, es solle eine Gedenkfeier sein, die nicht in "pragmatischer Weise" erfolgt, sondern "in einem tiefen Sinn des Glaubens an den gekreuzigten und auferstandenen Christus". Möglich sei dies, weil sich Lutheraner und Katholiken auf die Frage nach Gott und einen "christozentrischen Zugang" konzentrierten, zitiert die Erklärung den Präsidenten des Päpstlichen Rates für die Einheit der Christen.
LWB-Generalsekretär Junge erklärte, der Weltbund nähere sich dem Gedenken an die Reformation im "Geiste der ökumenischen Zuverlässigkeit" an. Er sei überzeugt, dass die gemeinsame Arbeit für eine Versöhnung zwischen Lutheranern und Katholiken zugleich Gerechtigkeit, Frieden und Versöhnung in der Welt fördere.
Weitere Angaben zu der ökumenischen Gedenkveranstaltung machten Vatikan und Lutherischer Weltbund zunächst nicht. Die Zeremonie sei aus der Auseinandersetzung mit dem gemeinsamen Studiendokument "Vom Konflikt zur Gemeinschaft" zum gemeinsamen Gedenken an die Reformation 2017 entstanden, das 2013 von Vatikan und Lutherischem Weltbund veröffentlicht wurde.
Einladung kam vom Weltbund
Die katholische Nordische Bischofskonferenz in Kopenhagen äußerte sich überrascht und erfreut über die Zusage des Papstes. Sprecherin Anna Mirijam Kaschner sprach von einem "Riesenschritt für die ökumenische Zusammenarbeit". Der Papstbesuch zeige auch, dass Christen die globalen Herausforderungen gemeinsam angehen wollten. Tatsächlich seien nicht nur die gegenseitigen Beziehungen zwischen den Kirchen in Schweden enger als in anderen Regionen, so Kaschner. Auch liturgisch stünden sich die schwedischen Lutheraner und Katholiken näher als anderswo.
Ob der ökumenisch angelegte Papstbesuch in Skandinavien länger als einen Tag dauern und mit einem Besuch der katholischen Ortskirchen verbunden werden könnte, ist bislang nicht bekannt. Die nun vom Vatikan bestätigte Einladung stammte nach Angaben Kaschners vom Lutherischen Weltbund; einbezogen gewesen sei aber auch der Stockholmer Bischof und frühere langjährige Vorsitzende der Nordischen Bischöfe, Anders Arborelius (66).
Auch ob mögliche Reisepläne des Papstes zum Reformationsgedenken 2017 in Deutschland von dem Besuch in Schweden berührt sein könnten, ist noch nicht bekannt. Lund war 1947 Gründungsort des Lutherischen Weltbundes; heute ist die Organisation in Genf ansässig. Dieser zählt inzwischen derzeit nach eigenen Angaben 145 Mitgliedskirchen mit rund 72 Millionen lutherischen Christen. Am 31. Oktober 1517 schlug der Reformator Martin Luther der Überlieferung nach seine 95 Thesen an die Schlosskirche von Wittenberg. Dies gilt als die Geburtsstunde der Reformation.
Quelle: kathpress