Verabschiedung mit Dankgottesdienst
Mit einem festlichen Dankgottesdienst und minutenlangem Applaus ist der scheidende Tiroler Bischof Manfred Scheuer am Sonntagabend in Innsbruck verabschiedet worden. Hunderte Gläubige, darunter auch zahlreiche Bischöfe, Ordensleute und Priester sowie Vertreter des öffentlichen Lebens mit Landeshauptmann Günther Platter an der Spitze, nahmen an der Messe im Jakobsdom und einem anschließend Festakt im Innsbrucker Congress teil. Diözese, Land Tirol und Stadt Innsbruck hatten dazu gemeinsam eingeladen. Scheuer, der in genau einer Woche in sein neues Amt als Linzer Diözesanbischof eingeführt wird, bedankte sich in seiner Predigt noch einmal für die Unterstützung in den vergangenen Jahren. "Der Abschied von der Diözese Innsbruck und der Neubeginn in Linz stehen für mich unter dem Vorzeichen von Hoffnung und Zuversicht", sagte er und ließ Höhepunkte wie Herausforderungen seiner 12-jährigen Amtszeit Revue passieren.
"Ich möchte den Menschen danken, die mich begleitet, dir mir ihre Freundschaft geschenkt und die für mich gebetet haben", sagte der Bischof. Es habe "Tage des Segens" genauso gegeben wie "Tage der Klage und der Niederlage". Zu den Höhepunkten seiner Innsbrucker Bischofsjahre zählte Scheuer Begegnungen mit Kindern, mit behinderten Menschen aber auch Feste wie das 50-Jahr-Jubiläum seiner Diözese. Der Bischof dankte zudem u.a. für die große Bereitschaft zur Solidarität mit Flüchtlingen in der jüngsten Zeit, wie überhaupt all jenen, die die Grundvollzüge der Kirche in Verkündigung, Liturgie, Caritas und Gemeinschaft lebten und so mitunter auch zu "Nahversorgern der Solidarität" in ihrem je eigenen Umfeld würden.
Neben Aufbrüchen in der Kirche gebe es aber auch "Erosionen des Glaubens und nicht wenige Verletzungen in der Kirche und durch die Kirche", bekannte Scheuer. Ausdrücklich sprach er etwa die Auswirkungen von Missbrauch und Gewalt in der Kirche an, an denen die Kirche bis heute schwer trage. Auch der gesellschaftliche Wandel bringe große Herausforderungen mit sich.
Er selbst bitte "all jene um Entschuldigung, denen ich Unrecht getan habe oder die sich von mir zu wenig beachtet oder gewürdigt sehen" sowie um die "Heilung der Wunden, die ich zugefügt habe", betonte der für seine bescheidene Lebenshaltung bekannte Bischof.
Die Messe war auf Wunsch Scheuers als "Dankgottesdienst der Vielfalt" gestaltet worden, was u.a. in der musikalischen Gestaltung, an der neben Domchor und Domorchester mehrere Jugend- und Schulchöre mitwirkten, sichtbar wurde. Zahlreiche Ehrenformationen und Fahnenabordnungen boten ein buntes Bild im Innsbrucker Dom.
Mit Scheuer feierten u.a. der Apostolische Nuntius Erzbischof Peter Stephan Zurbriggen, der emeritierte Salzburger Erzbischof und frühere Innsbrucker Bischof Alois Kothgasser, der Südtiroler Bischof Ivo Muser, der Feldkircher Bischof Benno Elbs und die Tiroler Äbte Raimund Schreier (Stift Wilten) und German Erd (Stift Stams). Für die evangelische Kirche nahm Superintendent Olivier Dantine teil, Präsidentin Esther Fritsch vertrat die Israelitische Kultusgemeinde.
Platter: "Seelsorger im umfassenden Sinn"
Landeshauptmann Günther Platter dankte Scheuer in persönlichen Grußworten für die "umsichtige" Leitung der Diözese Innsbruck in den vergangenen Jahren. Er bedauere sehr, dass Scheuer Innsbruck verlasse. Tirol verliere einen Bischof mit einem differenzierten Blick auf die Themen der Zeit, der weit über die Grenzen der katholischen Kirche hinaus geschätzt werde, so Platter in Anwesenheit von Landtagspräsident Herwig van Staa und den beiden Alt-Landeshauptleuten Alois Partl und Wendelin Weingartner.
Scheuer habe im Inneren der Kirche mit viel Sensibilität schwierige Fragen gelöst und sich gleichzeitig nie gescheut, zu brennenden Fragen außerhalb der Kirche Stellung zu nehmen, betonte der Tiroler Landeshauptmann. Scheuers Worte seien dabei "nie oberflächlich, laut oder vorschnell, dafür stets ausgewogen und überlegt". "Bischof Manfred findet immer die richtigen Worte", sei es bei sozialen Fragen, zum Umgang der Religionsgemeinschaften miteinander oder beim Thema Flüchtlinge, so Platter. "Du bist ein Seelsorger im umfassenden Sinn", wandte sich der Politiker direkt an den Bischof: "gescheit, ruhig, beschieden und immer bereit Verantwortung zu übernehmen".
Generalvikar: "Gespür für Menschen in Not"
Nach dem Gottesdienst gab es am Domplatz einen landesüblichen Empfang mit der Schützenkompanie Amras und der Stadtmusikkapelle Amras. Beim anschließenden Festakt im Congress Innsbruck dankten u.a. Generalvikar Jakob Bürgler und die Innsbrucker Bürgermeisterin Christine Oppitz-Plörer dem Bischof. Scheuers bischöflicher Wahlspruch "Der Geist macht lebendig" sei in seinem Wirken in Innsbruck lebendig geworden, er habe "nachhaltige Spuren hinterlassen", sagte Oppitz-Plörer. "Mit Ihrer ruhigen, besonnenen Art und Ihrem Weitblick haben Sie nicht nur die Innsbruckerinnen und Innsbrucker, sondern auch die übrige Tiroler Bevölkerung überzeugt."
Im Namen der Diözese Innsbruck dankte Generalvikar Bürgler dem scheidenden Bischof. Er hob dabei u.a Scheuers "Gespür für Menschen in Not" und dessen solidarische Grundhaltung hervor, die sich zuletzt auch in den öffentlichen Stellungnahmen des Bischofs bei Fragen von Flucht von Asyl gezeigt hatte. Scheuer lebe in seinem bischöflichen Dienst "etwas vom barmherzigen Blick Gottes zu uns Menschen", sagte der Generalvikar. Der Bischof sei "äußerst zurückhaltend mit Urteilen" und habe dennoch die Innsbrucker Diözese durch sein Wort geleitet. "Du bist ein stiller und hörender Mensch. Was du sagst, hat Hand und Fuß", wandte sich Bürgler an Scheuer. Als "herausragender Theologe" habe der Bischof zudem in vielen innerkirchlichen wie auch gesellschaftspolitischen Fragen "mit der Gabe der Unterscheidung und Klugheit Wegmarkierungen gesetzt, die wachsam gehört wurden und Diskussionen geprägt haben".
Quelle: kathpress