Schulen müssen zur Freiheit erziehen
Den Wert von Schulen, an denen eine "Erziehung zur Freiheit" geschieht, hat der emeritierte Weihbischof Helmut Krätzl am Freitagabend bei der 60-Jahres-Feier des Landesverbandes katholischer Elternvereine Wiens hervorgehoben. Katholische Schulen hätten diesen Weg durch mit ganzheitlicher Pädagogik schon früh beschritten. "Nicht nur Wissen, sondern auch die Vermittlung von Persönlichkeit und Verantwortung steht hier im Mittelpunkt", betonte Krätzl, der 20 Jahre als "Schulbischof" tätig war, bei einem Gottesdienst im Wiener Franziskanerkirche, auf den ein Festakt im anliegenden Kloster folgte.
Der 1955 gegründete Verband vertritt über 29.000 Eltern von Kindern auf katholischen Privatschulen in Wien. Katholische Schulen seien "mitten im Leben", betonte Krätzl, wobei Elternvereine ein wichtiges Bindeglied zwischen Schule und Familien seien. Schulen würde aber in der heutigen Zeit "viel zu viel zugemutet": Viele Dinge, die eigentlich Aufgaben der Eltern sind, müssten zunehmend von den Schulen mitübernommen werden. Hier hätten die Elternvereine die Aufgabe, die Familien zu unterstützen.
Gleichzeitig mahnte Krätzl, dass auch katholische Schulen in ihrer Entwicklung niemals stehen bleiben und sich neuen pädagogischen Konzepten und Schulformen nicht verschließen dürften. Wichtig sei jedoch weiterhin, eine "christliche Erziehung im Sinne einer Nächstenliebe ohne Indoktrination" voranzutreiben. Darüber hinaus sollen sich christliche Schulen und auch deren Elternvereine aktiv in Gesellschaft und den bildungspolitischen Diskurs einbringen. Katholische Schulen seien anderen Bildungseinrichtungen in der Vergangenheit oftmals in vielen Dingen voraus gewesen, befand der Weihbischof. Damit dies auch in Zukunft so bleibe, müsse man den Mut haben, neue Wege zu gehen.
Weltweit 60 Millionen Schüler
Von einer großen Vielfalt innerhalb des katholischen Schulwesens auf internationaler Ebene berichtete Christine Mann, die Präsidentin des Europäischen Komitees für das Katholische Schulwesen. Weltweit besuchen über 60 Millionen Schüler katholische Schulen, weshalb auch die Verbände "politische Schwergewichte" seien. Österreich stehe im internationalen Vergleich beim Stellenwert katholischer Schulen "sehr gut" da, den gesamtgesellschaftlichen Herausforderungen müsse man sich deshalb aber genauso stellen, befand die ehemalige Schulamtsleiterin der Erzdiözese Wien.
Eltern zunehmend überfordert
Die enorme Bedeutung der Kooperation von Lehrern und Eltern verdeutlichte Sr. Beatrix Mayrhofer, Präsidentin der Vereinigung der Frauenorden Österreichs und langjährige Leiterin des katholischen Schulzentrums Friesgasse in Wien. In letzter Zeit habe sie aber vermehrt das Gefühl einer großen Überforderung bei den Eltern. "Wir brauchen Unterstützung für die Elterngeneration und müssen Ihnen neben allen anderen Aufgaben der pluralistischen Gesellschaft die Möglichkeit geben, Eltern zu sein", so Mayrhofer.
Man sehe sich nicht nur als Elternverein, sondern als Teil einer echten und gelebten Schulpartnerschaft, betonte der Obmann des Landesverbands katholischer Elternvereine, Christian Hafner. "Wir loben dort, wo es gut läuft, sprechen aber die Dinge auch an, wo es Verbesserungsbedarf gibt." Grundsätzlich hätten jedoch alle Eltern ihre Kinder "mit der vollen Überzeugung, das Beste für ihre Zukunft zu tun", an einer katholischen Privatschule angemeldet. Dass heute viele Absolventen von konfessionellen Schulen zu Entscheidungsträgern zählten, spreche für die Qualität der Bildung, so Hafner.
Im Rahmen der Veranstaltung wurde auch eine Festschrift, die die Geschichte des Verbands in den letzten 60 Jahren beleuchtet, vorgestellt. (Weitere Informationen unter: www.lv-wien.at)
Quelle: kathpress