Lob aus Kirche und Politik für neuen Linzer Bischof
Die Ernennung des Innsbrucker Bischofs Manfred Scheuer zum künftigen Bischof von Linz hat in Politik und Kirche zahlreiche positive Reaktionen hervorgerufen. Der Wiener Erzbischof Kardinal Christoph Schönborn bezeichnete Scheuer am Mittwoch als "bestens geeigneten Bischof für Oberösterreich". Er bringe große menschliche und geistliche Qualitäten mit und sei in seiner Heimatdiözese Linz tief verwurzelt. Er sei deshalb auch mit den "Spannungen und Spaltungen" in der Diözese bestens vertraut. Schönborn: "Ein Bischof ist vor allem ein Brückenbauer hin zu den Menschen und zwischen den Menschen, und die Diözese Linz braucht einen solchen Brückenbauer." Fazit: "Oberösterreich bekommt einen sehr guten Bischof."
Der Vorsitzende der Bischofskonferenz hob aus dem "oberösterreichischen" Lebenslauf Scheuers u.a. seine Tätigkeit als Spiritual am Linzer Priesterseminar sowie seine Arbeit als diözesaner Postulator in Linz für die Seligsprechung von Franz Jägerstätter hervor. Scheuer sei zudem ein hervorragender Theologe. Als Bischof von Innsbruck habe er sich in den vergangenen Jahren sehr bewährt. Er sei hoch geschätzt und beliebt bei den Menschen.
Lobend hob der Vorsitzende der österreichischen Bischofskonferenz auch die Aufgaben Scheuers auf Österreich-Ebene hervor. Scheuer ist in der Bischofskonferenz u.a. für die Caritas zuständig und hat sich laut Schönborn in dieser Aufgabe sehr bewährt. Er werde sie daher hoffentlich auch in Zukunft wahrnehmen. Scheuer sei als "Caritas-Bischof" in der gegenwärtigen Herausforderung durch die Flüchtlinge der richtige Mann. Gerade die Diözese Linz sei zudem dafür bekannt, dass man sich besonders um gesellschaftspolitische Themen annehme. Das sei gute Tradition der Diözese und ihrer Bischöfe. Scheuer könne hier bei seinen Vorgängern anknüpfen und deren soziales Engagement fortsetzen.
Der designierte Linzer Bischof ist in der Bischofskonferenz auch (gemeinsam mit Kardinal Schönborn) für die Ökumene zuständig und habe sich in diesem Bereich große Verdienste erworben, wie Kardinal Schönborn unterstrich. Auch in Oberösterreich mit den vielfältigen Beziehungen vor allem zwischen katholischer und evangelischer Kirche habe Scheuer weiterhin ein reges Betätigungsfeld. Der Bischof kenne sich in den Kirchen der evangelischen Tradition gut aus und sei erfahren und bewährt in der ökumenischen Zusammenarbeit.
Kardinal Schönborn würdigte gegenüber "Kathpress" auch den scheidenden Linzer Bischof Ludwig Schwarz. Seine Menschenfreundlichkeit und Menschennähe sowie sein Gespür für soziale Fragen hätten ihm in der Diözese Linz einen "soliden Stand" ermöglicht. Es gelte, in Dankbarkeit auf die zehn Jahre zurückzublicken, in denen Bischof Schwarz die Diözese leitete, so Schönborn: "Bischof Ludwig hat gute Arbeit geleistet in dieser sicher nicht einfachen, aber sehr lebendigen Diözese." Er habe eine Reihe von neuen geistlichen "Pflänzchen" in Oberösterreich gefördert und begleitet. Der Kardinal hob dabei u.a. die sehr beliebten Jugendkatechesen des Bischofs hervor.
Auf die Diözese Innsbruck angesprochen meinte Schönborn, dass er sich einen "engagierten Hirten" in der Linie von Reinhold Stecher, Alois Kothgasser und Manfred Scheuer wünsche. Da die Suche nach einem neuen Bischof für die Diözese Innsbruck nun "bei Null beginnt", werde es wohl rund neun Monate dauern, bis ein Nachfolger für Manfred Scheuer feststeht.
Scheuer ist "herzlicher Mensch"
"Als herzlichen Menschen und tief glaubenden Christen" habe er Bischof Manfred Scheuer kennengelernt, sowie als einen, "der angesichts aktueller Vorgänge immer wieder das Wort ergreift und Wegweisendes sagt". Das erklärte der Grazer Bischof Wilhelm Krautwaschl "mit großer Freude" zur Ernennung Scheuers zum Linzer Bischof.
Als Oberösterreicher sei Scheuer prädestiniert für den Dienst in seiner Heimatdiözese. Krautwaschl lobte, dass mit der Ernennung des bisherigen Innsbrucker Bischofs die Nachfolge in Linz "schnell und zukunftsweisend erfolgt" sei. Dem scheidenden Bischof Ludwig Schwarz dankte Krautwaschl für seinen vielfältigen Einsatz.
Steht für "Kirche auf der Seite der Armen"
Caritas-Präsident Michael Landau würdigte das Engagement des designierten Linzer Bischofs für Menschen in Not. "Das Engagement für Flüchtlinge und Menschen am Rande der Gesellschaft sind für Bischof Manfred die Grundmelodie einer Kirche im Sinne von Papst Franziskus: einer Kirche auf der Seite der Armen", so Landau in einer Aussendung.
Scheuer habe den Weg der Caritas in Österreich mit klaren Worten und vor allem durch seine Grundeinstellung geprägt und begleitet, betonte Landau. Der einzelne Mensch sei für Manfred Scheuer immer wichtiger als alle Fragen von Organisation und Institution. Das Denken und Handeln des Bischofs sei geprägt vom Leitmotiv der Caritas, "nämlich Not zu sehen und zu handeln", so der Caritas-Präsident am Mittwoch. Landau wörtlich: "Bischof Manfred Scheuer besticht durch seinen einfachen und bescheidenen Lebensstil, seine Gabe gut zuhören zu können und seine überlegten und klaren Worte, wenn er sich zu einem Thema äußert."
Platter: "Im Geiste des Konzils"
Für den Tiroler Landeshauptmann Günther Platter verliert sein Bundesland mit Manfred Scheuer einen Bischof, "der Tirol liebt und der in Tirol über die Grenzen der katholischen Kirche hinaus sehr geschätzt wird." Er dankte Bischof Scheuer für seine zwölf Jahre währende umsichtige Leitung, "die sowohl den Menschen als auch der Kirche in Tirol sehr gut getan hat". Der Diözese Linz gratuliere er zu ihrem neuen Oberhirten, sagte der Landeshauptmann.
Bischof Scheuer vertrete ganz im Geiste des Zweiten Vatikanischen Konzils eine große Sympathie für den Menschen - "im Sinne einer solidarischen, aber auch kritischen Zeitgenossenschaft". Platter: "Unser Bischof ließ es nicht zu, dass die Kirche als Lückenbüßer für auftretende Defizite einer technisierten Welt dient. Manfred Scheuer definiert die Kirche als Resonanzraum für die Hoffnungen und Nöte, aber auch für die Freude der Tirolerinnen und Tiroler."
Scheuer verkörpert für Landeshauptmann Platter einen "hochgebildeten Theologen und engagierten Seelsorger", der nie den persönlichen Bezug zu den Sorgen und Nöten der Menschen verloren habe. "Bischof Scheuer hat auch den Reformbedarf in der Kirche erkannt und angesprochen. Als Caritas-Bischof sind ihm zugleich die Menschen am Rand der Gesellschaft ein besonderes Anliegen", so Platter wörtlich. Ihn verbinde mit dem Bischof eine persönliche Freundschaft.
Zur nun beginnenden Suche nach einem neuen Bischof für die Diözese Innsbruck "vertraue ich auf Papst Franziskus", so Platter wörtlich. Er wünsche sich freilich eine baldige Entscheidung".
Brandstetter: "Mann des Ausgleichs"
"Bischof Scheuer ist ein Mann des Ausgleichs. Das tut einer Diözese wie Linz gut, die sehr starke reformerische, aber auch konservative Kräfte hat". Mit diesen Worten begrüßte der Präsident der Katholischen Aktion Oberösterreich, Bert Brandstetter, die Ernennung von Manfred Scheuer zum Bischof von Linz. Brandstetter äußerte sich in der Mittwoch-Ausgabe der "Oberösterreichischen Nachrichten".