Kirchenzeitungen feiern 70-Jahr-Jubiläum
Mit einer Gesamtauflage von 200.000 Exemplaren und bis zu 500.000 Lesern gehören die heimischen Kirchenzeitungen zu den stärksten Wochenzeitungen Österreichs. Dieser Tage feierten viele dieser Zeitungen ihr 70-jähriges Jubiläum. Spätestens 1941 wurden die kirchlichen Zeitungen von den Nazis verboten, nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs bemühten sich die kirchlich Verantwortlichen, so rasch als möglich die Kirchenpresse wieder ins Laufen zu bringen.
Am vergangenen Mittwoch wurde die Linzer "KirchenZeitung" 70 Jahre alt. Zum Jubiläum erhalten in den Tagen um Allerheiligen alle 656.000 Haushalte in Oberösterreich eine Sonderausgabe mit 16 Seiten zum Thema "Kirche in Oberösterreich". Die Hauptbotschaft: Die Kirche mit ihrem Netz an Seelsorge-, Beratungs- und Hilfseinrichtungen bietet Menschen wirksame Hilfe an: vom Kleinstkindalter bis zu alten Menschen.
"Gerade in diesen Wochen erleben wir, wie vieles im Umbruch steht, weltweit, bei uns in Oberösterreich und auch in unserer Kirche. Da ist es gut, wenn man Hilfen zur Orientierung bekommt", betont Bischof Ludwig Schwarz er in der jüngsten Ausgabe der regulären "KirchenZeitung". Er lese die "KirchenZeitung" gerne, "weil sie die Grundwerte des christlichen Lebens auf gute und interessante Weise zum Tragen bringt". 175 Pfarren werden in den nächsten Wochen Verteilaktionen mit der "KirchenZeitung" durchführen, um neue Leserinnen und Leser anzusprechen.
Wiener Zitterpartie
Die erste Nachkriegsausgabe des "Wiener Kirchenblattes" erschien am 21. Oktober 1945, mit dem "Kleinen Kirchenblatt" für Kinder als Beilage. Trotz des bescheidenen Umfangs von sechs Seiten und zwei Seiten Kinderbeilage machte die knappe Papierzuteilung jede Ausgabe zur Zitterpartie. 1964 wurde das kleinformatige Kirchenblatt schließlich zur "Wiener Kirchenzeitung" im großen Format. 2004 wurde der Titel in "Der Sonntag" geändert, seit 2014 erscheint "Der Sonntag" im neuen überarbeiteten Layout.
Das burgenländische "St. Martins-Bote" erschien von 1945 bis 1947 als Beilage des "Wiener Kirchenblattes". Das Burgenland war damals als Apostolische Administratur eng mit der Erzdiözese Wien verbunden. 1947 wurde der "St. Martins-Bote" eine eigenständige Zeitung, die schließlich 1966 von der "Kirchenzeitung der Diözese Eisenstadt" (heute "Martinus") abgelöst wurde. (Die Diözese Eisenstadt war 1960 errichtet worden.)
Salzburger "Rupertibote"
Am 28. Oktober 1945 erschien zum ersten Mal unter dem Namen "Rupertibote" die Kirchenzeitung der Erzdiözese Salzburg. Bis heute ist das "Rupertusblatt" unter dem damaligen Namen "Rupertibote" bekannt. Der damalige Salzburger Erzbischof Andreas Rohracher kam auf der Titelseite zu Wort und schrieb über die Aufgaben des "Rupertiboten": "Er wird euch berichten und erzählen, was in der Kirche Christi los ist, vom Heiligen Vater in Rom und den Glaubensbrüdern in aller Welt und von den Brüdern und Schwestern unserer Erzdiözese." Inzwischen wurde der "Rupertibote" in "Rupertusblatt" umbenannt.
"Vier Jahre Schweigen liegen hinter uns"
In der Steiermark erschien am 16. September 1945 erstmals das neue "Sonntagsblatt". Schriftleiter Anton Fastl nahm darin auf das Nazi-Verbot von Kirchenzeitungen Bezug, als er schrieb: "Vier Jahre Schweigen liegen hinter uns". Der Diözese Graz-Seckau stand damals Fürstbischof Ferdinand Stanislaus Pawlikowski vor, der unter den Nazis kurzfristig selbst im Gefängnis gesessen war. Er schrieb in der ersten Ausgabe: "Leider sind gar viele Menschen in religiöser Sicht irregegangen. Wir bedauern es. (...) Die christliche Religion will nichts anderes, als dass Gerechtigkeit, Wahrheit und Liebe die Beziehungen unter den Menschen veredeln."
Tirol und Vorarlberg
Im Westen Österreichs erschien am 2. September 1945 erstmals das neu gegründete "Kirchenblatt" der Apostolischen Administratur Innsbruck-Feldkirch. Die erste Nummer umfasste vier Seiten. Wörtlich hieß es: "Nun ist es da und will als ein guter Hausfreund bei Euch bleiben, will Freude und Sorgen mit Euch teilen und mithelfen, Euch die Schönheit des Glaubens mehr und mehr zu zeigen, will das Glück derer schildern, welche die Kraft aufbringen, aus ihrer religiösen Überzeugung heraus das Leben zu gestalten. Das Kirchenblatt will Euch Kenntnis geben, was in der Kirche geschieht, wie unser Volk in seinen Lebensäußerungen den heiligen Glauben bekennt und dafür eintritt, ..."
Das "Kirchenblatt für Tirol und Vorarlberg" teilte sich mit der Errichtung der Diözese Feldkirch 1968 in das "Kirchenblatt für Tirol" (inzwischen "Tiroler Sonntag") und das "Vorarlberger KirchenBlatt".
Kärnten und St. Pölten
In der Diözese Gurk-Klagenfurt erschien das "Kärntner Kirchenblatt" erstmals am 18. November 1945. Inzwischen heißt die Zeitung "Sonntag". Dazu kommt noch die slowenisch-sprachige Kirchenzeitung "nedelja".
Als letzte heimische Kirchenzeitung erschien am 1. Jänner 1946 schließlich das "Kirchenblatt für die Diözese St. Pölten" (heute "Kirche bunt").
Quelle: kathpress