Bestürzung bei Ökumene in Österreich
Tief betroffen von der am Donnerstag bekannt gewordenen Flüchtlingskatastrophe mit mehr als 70 Toten haben sich hochrangige Vertreter der Kirchen in Österreich geäußert. Er sei "sprachlos" angesichts der Tragödie auf der A4, wo ein Schlepper-LKW mit den erstickten Flüchtlingen aufgefunden wurde, so Caritas-Bischof Manfred Scheuer (Innsbruck). "Angesichts der Katastrophe auf der A4 bin ich sprachlos. Aus Respekt vor den Toten, vor ihrem Leiden und ihrem Schicksal ist Schweigen und Innehalten angebracht", sagte der Innsbrucker Bischof in einer Stellungnahme gegenüber "Kathpress". Die Nachricht sei eine radikale Unterbrechung und Infragestellung bisheriger Strategien und "Bewältigungen" des Problems, aber auch der Positionen und Diskussionen, wie sie geführt wurden.
Auch der Wiener Erzbischof, Kardinal Christoph Schönborn, der Eisenstädter Bischof Ägidius Zsifkovics (in dessen Diözese die Toten gefunden wurden), Caritas-Präsident Michael Landau und die Spitzen der evangelischen und orthodoxen Kirche in Österreich äußerten Bestürzung über das Drama. Für Montag, 31. August, kündigte Schönborn um 19 Uhr einen Gedenkgottesdienst im Stephansdom für die 70 Opfer sowie alle auf der Flucht zu Tode gekommenen Flüchtlinge an. Dazu sollen in allen Kirchen als Zeichen des Respekts und Mitgefühls mit den Opfern die Glocken läuten.
"Worte wie Solidarität und Gastfreundschaft, Recht und Gerechtigkeit, Empathie und Menschlichkeit zerbröseln angesichts der Toten", stellte Bischof Scheuer fest. Sie seien "neu zu lernen und entschieden umzusetzen". Scheuer versicherte, er bete für die Opfer und ihre Angehörigen in deren Heimat.
Legale Zugänge statt Abschottung
"Tief erschüttert" von der Flüchtlingstragödie zeigte sich auch der evangelisch-lutherische Bischof Michael Bünker. Es gelte sich nun dringend der Realität zu stellen, "weil sich nicht nur in fernen Ländern, vor Lampedusa oder Kos, sondern mitten unter uns zeigt: Das Fehlen eines gemeinsamen Vorgehens Europas hat tödliche Auswirkungen auf schutzsuchende Menschen." Bünker forderte für Asylwerber legale Zugänge nach Europa. Das sei "der einzige Weg, dem Schlepperwesen den Boden wegzuziehen". Die Abschottung der "Festung Europa" und verschärfte Verfolgung von Schlepperei werde von Krieg und Not Vertriebene nicht von der Flucht nach Europa abhalten.
Bünker fügte hinzu: "Wir sind es den Toten von Parndorf schuldig, dass sie in würdiger Weise und in ihrer religiösen Tradition eine letzte Ruhestätte finden." Wenn möglich, so der Bischof, sollten ihre Angehörigen ausgeforscht und eingeladen werden.
Auch der griechisch-orthodoxe Metropolit Arseinios kritisierte mit scharfen Worten die europäische Flüchtlingspolitik. Europa befinde sich im "Zustand moralischer Narkose", befand er am Freitag. Mit der jüngsten Flüchtlingstragödie "sind wir an einem Punkt angelangt, wo keiner von uns mehr wegschauen darf", so der Metropolit wörtlich in seiner Stellungnahme: "Wir alle stehen als Österreicher und als Europäer in gemeinsamer Verantwortung für eine Welt menschlicher Werte und menschlicher Würde. Mit jedem toten Flüchtling stirbt Tag für Tag ein Stück Würde dieses Europas, dessen Vereinigung als Absage an Krieg und Terror entstanden ist und das noch vor Jahren Anlass zu großer Hoffnung in einer sich globalisierenden Welt gab."
Quelle: Kathpress