Bischof Krautwaschl mahnt Sachlichkeit ein
In der Diskussion über den Umgang mit Asylwerbern hat der Grazer Bischof Wilhelm Krautwaschl mehr Sachlichkeit eingemahnt. Das Thema sei emotional aufgeheizt, oft reiche ein "Reizwort" wie Asyl oder Flüchtling, um unterschiedlichste Meinungen zu äußern, "ohne einander wirklich zuzuhören". Differenziert werde dabei wenig, Argumente blieben vage oder würden kaum wahrgenommen, bedauerte Krautwaschl bei einem Gottesdienst in der Kirche St. Maria Maggiore in Rom, wo sich derzeit 250 steirische Gläubige im Rahmen einer Diözesanwallfahrt aufhalten.
Die Flüchtlingsdebatte müsse zudem immer unter dem Vorzeichen der Not geführt werden. "Alle sind Menschen, dies aber sind Menschen in Not", so Krautwaschl. Erst vor diesem Hintergrund sei es legitim, nach konkreten Fluchtumständen zu fragen. Weiters dürfe die Rolle, die reiche Industrienationen in den Krisenherden der Welt spielten, nicht einfach ignoriert werden. Die Verantwortung werde deutlich, "wenn ich mir etwa vor Augen führe, wie Lebensmöglichkeiten rund um den Globus, auch von uns verursacht, etwa durch den Klimawandel, genommen werden und wie viele Millionen Menschen deswegen in Hinkunft unterwegs sein werden".
Kritisch beleuchtete Krautwaschl in seiner Predigt auch den oft ignoranten Umgang mit der Umwelt. Papst Franziskus habe deutlich gemacht: "Wir können uns nicht einfach dispensieren, die Zusammenhänge auf dieser Erde ernst zu nehmen", so der Bischof. Armut, Ökologie, Klima, menschliche Entfaltungsmöglichkeiten, Ressourcen - "alles spielt zusammen". Es gelte die Erde nach dem Motto zu gestalten: "Sie ist nicht unser Eigentum".
Für die im Herbst beginnende Familiensynode in Rom wünscht sich Krautwaschl eine möglichst breite Diskussion verschiedener Themen statt eine Engführung auf wenige "heiße Eisen". Es gebe weit mehr Fragestellungen als jene, die medial in Österreich transportiert werden, etwa: "Können Familien überhaupt gut leben? Wie geht es Kindern in den herausfordernden Situationen des Heranwachsens? Wieviel ist an Wohnraum vorhanden? Wie leben die Generationen wirklich miteinander, und was heißt eigentlich Familie?"
Krautwaschl ist noch bis 29. August gemeinsam mit 250 steirischen Katholiken in Rom unterwegs. Es ist die erste Diözesanwallfahrt, die der Bischof seit seinem Amtsantritt im Juni leitet.