Kirche wünscht sich bessere Kooperation mit Politik
Eine bessere Kooperation zwischen Politik und Kirche bei der Quartiersuche für Flüchtlinge wünscht sich der Generalsekretär der österreichischen Bischofskonferenz, Peter Schipka. Es gebe noch Kapazitäten im kirchlichen Bereich, "aber um diese heben zu können, braucht es die Kooperation mit den politischen Entscheidungsträgern", so Schipka in einem Interview mit der Tageszeitung "Die Presse" am Samstag. Gemeinsam müssten "unberechtigte Ängste" und "rechtliche Hürden, die einem Quartierangebot entgegenstehen", abgebaut werden. "Man soll der Hilfsbereitschaft nicht diese Grenzen setzten, wie es derzeit geschieht", so Schipka.
Dort, wo die Kooperation zwischen Kirche und politischen Entscheidungsträgern gut ist, sei "sehr viel möglich. Wir stehen vor einer großen Aufgabe, gemeinsam ist sie aber lösbar". Völlig unverständlich ist für Schipka vor diesem Hintergrund die jüngste Kritik eines ÖVP-Mandatars am angeblich fehlenden Engagement der Kirche bei der Quartiersuche. Das sei "politisches Hick Hack", das niemandem helfe, "am allerwenigsten jenen Menschen, die Hilfe am allerdringendsten brauchen".
Die Kirche rede durch ihr Handel, verwies Schipka auf aktuelle kirchliche Projekte, "die eine deutliche Sprache sprechen". In der Diözese Eisenstadt etwa werde durch die Öffnung von Pfarrhöfen die bisherige Zahl von 54 kirchlich untergebrachten Asylwerbern bis Ende des Jahres auf rund 200 vervierfacht. Das obersteirische Stift Admont stelle 70 Flüchtlingen ein vom Land erworbenes und adaptiertes Schulheim als Quartier zur Verfügung. Und im ehemaligen Stephansheim in der Gemeinde Horn sein erst vor einer Woche 100 Asylwerber aufgenommen worden.
"Nicht an die große Glocke" hänge man die Hilfeleistungen vieler Pfarren, die sich um Aufnahme und Unterstützung von Asylwerbern bemühen, die privat oder in kommunalen Einrichtungen untergebracht sind. Er erlebe die "große Hilfsbereitschaft" immer wieder in der eigenen Pfarre.
Eine detaillierte Übersicht über die kirchlichen Bemühungen hat Paul Wuthe, Sprecher der österreichischen Bischofskonferenz, in einem Kommentar in der Tageszeitung "Der Standard" (Samstag) gegeben und damit auf die Kritik der Journalistin Barbara Coudenhove-Kalergi über fehlendes Engagement kirchlicherseits reagiert. Trotz einzelner Initiativen etwa von Seiten Kardinal Christoph Schönborns stünden viele Klöster und kirchliche Gebäude leer, so die Journalistin in einem "Standard"-Kommentar (8. Juni).
Dass sich die Kirche in Wahrheit nicht verstecken müsse, belegten Zahlen. "Derzeit sind rund 4.000 Asylwerber im Bereich der Grundversorgung im kirchlichen Bereich untergebracht und werden von der Caritas betreut - im Juli 2014 waren es rund 3.000", so Wuthe. 2.000 dieser Plätze seien Quartiere, die im kirchlichen Eigentum stehen. Weiters würden 10.000 Asylwerber von der kirchlichen Caritas mobil betreut. Insgesamt seien von der Kirche aber viel mehr Quartiere angeboten, die von den Behörden allerdings als ungeeignet zurückgewiesen worden sein. "Auch fragwürdige Ängste dürften dabei eine Rolle spielen", so Wuthe, der an die politischen Verantwortungsträger plädierte, "die vorhandene Hilfsbereitschaft in Bevölkerung und Kirche zu aktivieren."