Forscher betonen Wissenschaftlichkeit
Die aktuelle Studie "Wirtschaftsfaktor Kirche" wurde "mit einwandfreien volkswirtschaftlichen Methoden erstellt" und beleuchtet etwa in der Kosten-Nutzenanalyse durchaus auch kritische Aspekte kirchlichen Handelns: Das haben die Hauptautoren der Studie, Franz Prettenthaler und Alexander Schnabl, am Donnerstag in einer "Kathpress" vorliegenden schriftlichen Stellungnahme gegenüber Kritikern erklärt, welche in erster Reaktion von "nicht nachvollziehbaren Zahlen" gesprochen hatten. Etwaige Missverständnisse und Fragen würden sich bei eingehender Befassung mit der rund 200 Seiten starken Studie sofort klären, betonten die Ökonomen vom Institut für Höhere Studien (IHS) und Joanneum Research, und luden zum "vertiefenden Gespräch" über die Ergebnisse ein.
Seitens der "Initiative gegen Kirchenprivilegien" war vorgebracht worden, die Studie würde die staatlichen Leistungen an die Kirche auf 130 Millionen Euro "kleinrechnen", indem etwa teure Krankenhausinfrastruktur aufrechterhalten, Sozialabgaben und Steuern von Lehrergehältern in katholischen Privatschulen als kirchliche Wertschöpfung dargestellt oder auf umfangreiche staatliche Leistungen beim sozialen Engagement der Kirche vergessen werde. Die Studienautoren hätten zudem die Mensalgüter der Bischöfe verheimlicht, so der Vorwurf.
Tatsächlich seien jedoch bei der Analyse der Wirkung der Ordensspitäler in der Studie alle Kosten und auch ihre Effizienzvorteile gegenüber öffentlichen Krankenhäusern im Detail berücksichtigt worden, so die Entgegnung der Wissenschaftler auf die Kritik. Anders als von den Kritikern behauptet, habe man in der Erhebung die Sozialabgaben und Steueranteile der Lehrergehälter sowohl auf der Kosten- als auch auf der Nutzenseite "nach volkswirtschaftlichen Kriterien korrekt berechnet und im Detail dargestellt". Durchaus sei es den Studienautoren zudem gelungen, bei den bischöflichen Mensalgütern erstmals auch deren ökonomische Aktivitäten umfassend zu berücksichtigen.
Ohnehin seien die von der Kirche ausgelösten wirtschaftlichen Effekte in der Studie "sehr restriktiv gehandhabt" worden, betonten die Forscher. So sei etwa nur die regionale Wertschöpfung von Erstkommunionen und Firmungen berücksichtigt worden, nicht aber kirchliche Hochzeiten oder andere christlichen Feste. Im Hinblick auf die touristische Wirksamkeit seien zudem ausschließlich tatsächliche Besucher der von der Kirche erhaltenen Kulturdenkmäler gezählt worden.
Anders als in bisherigen Studien seien in der nunmehrigen, in zweijähriger Arbeit erstellten Untersuchung alle öffentlichen Abgaben der Kirchen sowie die mit der Kirche verbundenen wirtschaftlichen Aktivitäten berücksichtigt worden, heißt es seitens Prettenthaler und Schnabl. So seien beispielsweise 1,17 Milliarden Euro allein an Umsatz- und Verbrauchssteuern in die öffentlichen Haushalte zurückgeflossen, wobei die Summe aller Rückflüsse von der Kirche an die öffentliche Hand insgesamt 3,35 Milliarden Euro ausmachten.