Die Kurzzusammenfassung im Wortlaut
Ökonomische Effekte der öffentlichen Leistungen
der römisch-katholischen Kirche in Österreich
Zusammenfassung
Joanneum Research:
Franz Prettenthaler, Veronika Kulmer, Lena Bader
Institut für Höhere Studien:
Alexander Schnabl, Sarah Lappöhn, Alina Pohl
(unter Mitarbeit von: Bianca Brandl, Thomas Czypionka, Brigitte Ecker, Frank Kronemann,
Gerald Röhrling)
Eine aktuelle Studie des Joanneum Research und des Instituts für Höhere
Studien zeigt, dass die römisch-katholische Kirche in Österreich rund 123 Tsd.
Arbeitsplätze in Vollzeitäquivalenten sichert und eine Bruttowertschöpfung in
Höhe von 6,65 Mrd. € generiert. Im Durchschnitt engagieren sich ein Katholik
und eine Katholikin 5,1 Stunden im Jahr auf Pfarrgemeindeebene in den
verschiedensten Tätigkeitsfeldern ehrenamtlich. Hochgerechnet auf ganz
Österreich entspricht diese Jahresleistung der ehrenamtlich engagierten
Personen über 14.000 ganztätig Beschäftigten.
1. Einleitung
Das Ziel der Studie ist die Erhebung der öffentlichen Leistungen der römisch-katholischen Kirche für das Gemeinwesen in Österreich und die Quantifizierung ihrer ökonomischen Effekte nach wissenschaftlich anerkannten Methoden um eine objektive und transparente Betrachtung zu ermöglichen. Daher bildet diese Studie die gesamtwirtschaftliche Bedeutung der Ausgabenströme, welche im Zuge der öffentlichen Leistungen der römisch-katholischen Kirche entstehen, in all ihren Facetten und Dimensionen ab.
Darüber hinaus wurde erstmals versucht, die Vielzahl an öffentlichen Leistungen und Tätigkeiten der Kirche, die schwierig quantifizierbar bzw. monetär bewertbar sind, zu erfassen. Dies betrifft vor allem öffentliche Leistungen im Sozial- aber auch Kulturbereich. Ein Großteil der Aktivitäten in diesen Bereichen fußt auf dem ehrenamtlichen Engagement von Mitgliedern der römischkatholischen Kirche. Dieses ehrenamtliche Engagement ist auf Pfarrebene sowie auch im Umfeld der Ordensgemeinschaften besonders stark ausgeprägt. Da Informationen und Daten hinsichtlich Art, Umfang und Ausmaß des ehrenamtlichen Engagements nicht bzw. nur unvollständig vorhanden sind, wurden im Zuge dieser Studie eine umfangreiche repräsentative Primärdatenerhebungen mittels Online-Fragebögen durchgeführt. Daher liegt neben der ökonomischen Betrachtung ein weiterer Schwerpunkt der Studie in der gesellschaftlichen Dimension der öffentlichen Leistungen der römisch-katholischen Kirche.
Um der Vielzahl und Heterogenität der einzelnen Leistungen und Aktivitäten der römischkatholischen Kirche gerecht zu werden, wurden diese im Zuge der Studie folgenden sechs Darstellungsbereichen zugeordnet: Sakrale Kirche, Soziales, Bildung, Gesundheit und Pflege, Kultur, Kunst und Denkmalpflege sowie Entwicklung, Mission und humanitäre Hilfe.
2. Daten und Methode
Aus wirtschaftlicher Sicht ist die röm.-kath. Kirche keine einheitliche Organisation mit einem konsolidierten Konzernabschluss, sondern in mehrere Tausend, teilweise miteinander verflochtenen, Rechtsträger gegliedert. Das sind u.a. zwei Erzdiözesen und 7 Diözesen, ein Militärordinariat, 3.053 Pfarren, 200 Frauen- und Männerorden sowie eine Vielzahl an größeren und kleineren weitgehend selbstständigen Organisationen wie etwa die Caritas oder die Ordenskrankenhäuser.
Die österreichischen Pfarren, (Erz-)Diözesen und andere Einrichtungen der römisch-katholischen Kirche, wie beispielsweise die Caritas, haben Primärdaten zur Verfügung gestellt Diese stellten vorwiegend ihre detaillierte Einnahmen- und Ausgabenstruktur zur Verfügung sowie weitere relevante Informationen. Des Weiteren wurden von der Unitas Solidaris aggregierte Informationen zu den Einnahmen und Ausgaben der Ordensgemeinschaften bereitgestellt. Zusätzlich wurde ergänzend auf zahlreiche Sekundärdatenquellen zurückgegriffen. Dazu zählen die Statistik Austria (z.B. Bildungsstatistik, Mikrozensus, Konsumerhebung etc.), Beantwortungen parlamentarischer Anfragen (z.B. Auskunft über die Höhe der geleisteten Personal- und Sachaufwendungen des Staates an das Militärordinariat), Homepages und Jahresberichte kirchlicher Stellen (z.B. Jahresberichte der österreichischen Caritas und Caritas in den Diözesen, etc.), Informationen vom Bundesdenkmalamt sowie Auskünfte von Ministerien (z.B. des Bundesministeriums für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz).
Im Rahmen dieser Studie wurden zwei Erhebungen mittels Fragebogen durchgeführt. Erstens wurden 520 repräsentative Pfarrgemeinden – das entspricht 20 % der österreichischen Pfarrgemeinden – mittels einer Online-Erhebung zu Art, Anzahl und Ausmaß des ehrenamtlichen Engagements der Mitglieder der römischen-katholischen Kirche auf Pfarrebene befragt. Die Rücklaufquote des Online-Fragebogens mit 51 % (265 Pfarrgemeinden) ist als sehr hoch einzustufen. Neben dem ehrenamtlichen Engagement wurden im weiteren Teil des Fragebogens die durch kirchliche Feste und Feiern im Zuge der heiligen Sakramente induzierten Konsumausgaben erhoben. Zweitens wurden die Orden in Österreich hinsichtlich ihrer karitativen, sozialen Tätigkeiten befragt. Zusätzliche Informationen konnten durch persönliche Gespräche sowie Telefongespräche mit verschiedenen Vertretern kirchlicher Organisationen gesammelt werden.
Mittels einer multiregionalen Input-Output-Analyse, welche die sektoralen und regionalen Verflechtungen einer Volkswirtschaft sowie deren Beiträge zur Wertschöpfung darstellt, wurden direkte, indirekte und induzierte (konsum- und investitionsinduzierte) Effekte auf Bruttowertschöpfung, Beschäftigte, Steuereinnahmen und Sozialabgaben abgeschätzt. Diese Abschätzung der wirtschaftlichen Effekte in Österreich und den neun Bundesländern durch die Tätigkeiten der römisch-katholischen Kirche wurde getrennt nach Tätigkeitsbereich und Institution durchgeführt. Die Ergebnisse beziehen sich auf das Jahr 2012.
3. Studienergebnisse
3.1. Bewertung der ehrenamtlichen Leistungen
Ein Ziel der Studie liegt in der Gewinnung von Erkenntnissen zu den unterschiedlichen Aufgaben und Tätigkeiten, die in den Pfarrgemeinden ehrenamtlich übernommen werden. Da der Fokus der Befragung auf der Erhebung der ehrenamtlichen Tätigkeiten in einer Pfarre liegt, umfasst der Fragebogen folgende Engagementbereiche: Religiöse und pastorale Tätigkeiten, Soziales und Bildung, Kultur und Brauchtumspflege, Praktische Dienste sowie Verwaltungstätigkeiten und Mitarbeit in Gremien. Diese Bereiche des Engagements sind sehr vielseitig und umfassen daher zahlreiche Tätigkeiten und Aktivitäten. Beispielsweise schließt der Engagementbereich Soziales und Bildung unter anderem die Tätigkeiten Mitarbeit im pfarrgemeindlichen Besuchsdienst und ehrenamtlicher Seelsorge, Mitarbeit bei der Dreikönigsaktion sowie Mitarbeit in weiteren pfarrweiten Sammelaktionen mit ein.
Die Befragung zeigte, dass sich insgesamt 6,4 % der KatholikInnen auf Pfarrgemeindeebene in den abgefragten Kategorien und Tätigkeitsbereichen ehrenamtlich engagieren (dies entspricht über 354.000 Personen). Im Durchschnitt, über alle Kategorien und Tätigkeitsbereiche, engagieren sich diese Personen im Ausmaß von 65 Stunden im Jahr auf Pfarrebene ehrenamtlich. Weiters sind rund 64 % der ehrenamtlich tätigen Personen weiblich. Die Häufigkeit und die Dauer des ehrenamtlichen Engagements variieren jedoch stark nach Art der Tätigkeit, Größe und Urbanisierungsgrad der Pfarrgemeinde. Abbildung 1 stellt die Verteilung der aufgewendeten Zeit (Stunden pro Jahr) der ehrenamtlich engagierten Personen in den Pfarrgemeinden nach Tätigkeitsbereich dar. Ein Großteil der aufgewendeten Zeit (42 %) betrifft Religiöse und Pastorale Tätigkeiten. Weitere wesentliche Tätigkeitsfelder sind Soziales & Bildung (20 %) sowie Kultur & Brauchtumspflege (18 %).
Abbildung 1: Verteilung der jährlich aufgewendeten Zeit der ehrenamtlich engagierten Personen nach Tätigkeitsbereich, 2014
Die Befragung zeigt, dass sich im Durchschnitt ein Katholik und eine Katholikin 5,1 Stunden im Jahr auf Pfarrgemeindeebene in den verschiedensten Tätigkeitsfeldern ehrenamtlich engagieren. Hochgerechnet auf ganz Österreich impliziert dies ein wöchentliches Arbeitsvolumen von über 570.000 Stunden. Anders ausgedrückt, wären zur Deckung der Jahresleistung der ehrenamtlich engagierten Personen über 14.000 ganztätig Beschäftigte notwendig. Wenn man das mittlere Bruttojahreseinkommen einer unselbständig erwerbstätigen Person annimmt, so würde diese Gesamtleistung einem Wert von ungefähr 540 Mio. € entsprechen. Dies ist aber eher als obere Schranke einzustufen, da man von einer ehrenamtlich tätigen Person nicht in allen Fällen von derselben durchschnittlichen Produktivitätsrate ausgehen kann. Geht man vom unteren Einkommensquartil aus (25 % Quartil), so würden dieser jährlichen Leistung aber noch immer einer Leistung von 400 Mio. € entsprechen.
3.2. Konsumausgaben im Rahmen der Feste anlässlich der Hl. Sakramente
Das Feiern der heiligen Sakramente hat über den religiösen und spirituellen Wert hinaus auch gesamtwirtschaftliche Effekte. Dies betrifft vor allem Effekte, die im Rahmen dieser Feierlichkeiten entstehen. Für den Zweck der Studie wurden nur jene heiligen Sakramente zur Abschätzung der gesamtwirtschaftlichen Effekte herangezogen, die ausschließlich der römisch-katholischen Kirche (bzw. im Falle der Taufe dem Christentum) zuzuordnen sind. Dies schließt Taufe, Erstkommunion und Firmung mit ein. Andere, von Sakramenten induzierte Feiern wie Hochzeit können nicht ausschließlich der römisch-katholischen Kirche zugeordnet werden. Weiters ist die Gestaltung und Abhaltung dieser Feiern sehr unterschiedlich und war nicht im Rahmen dieses Fragebogens, der auf Pfarrgemeindeebene ausgerichtet ist, zu erheben.
Auf Ausgabenebene wurden im Rahmen der Befragung zu den Feierlichkeiten Taufe, Erstkommunion und Firmung folgende Kategorien erfasst: Ausgaben für Geschenke, für Ausflüge und damit verbundenen Aktivitäten, für Essen und Verpflegung, für Kleidung der EmpfängerInnen der heiligen Sakramente sowie für musikalische Gestaltung (dies betrifft nur Tauffeierlichkeiten).
Im Vergleich der Feierlichkeiten zu den heiligen Sakramenten in der Pfarrbefragung sind die Konsumausgaben im Rahmen der Firmung mit durchschnittlich 1.151 € am größten. Bei der Erstkommunion liegen die durchschnittlichen Gesamtausgaben bei 895 €, bei der Taufe bei 805 €.
Hochgerechnet auf ganz Österreich zeigt sich, dass insgesamt durch Taufe, Erstkommunion und Firmung mehr als 147 Mio. € Konsumausgaben anfallen. Ein wesentlicher Anteil davon, etwas mehr als 60 Mio. € ist der Gastronomie zuzuschreiben.
3.3. Makroökonomisch Effekte
Aufgrund der Heterogenität der Tätigkeiten und Leistungen in den einzelnen Darstellungsbereichen werden die makroökonomischen Effekte – Wertschöpfung, Beschäftigung und fiskalische Effekte – in bestimmten Bereichen nach zwei Varianten berechnet:
Variante a - Effekte institutioneller Aktivitäten: Diese schließt die Effekte jener Leistungen ein, die durch Aktivitäten der Kirche direkt ausgelöst werden, wie zB. Ausgaben der Diözesen, diözesaner Einrichtungen, Pfarren sowie der Orden, der Caritas und anderer katholischer Einrichtungen.
Variante b - zusätzliche Effekte: In diese Variante fallen all jene Effekte, die nicht der römisch-katholischen Kirche selbst zuzuschreiben sind, allerdings durch die Aktivitäten der Kirche ausgelöst werden. Darunter fallen unter anderem die ökonomischen Effekte durch den von der Kirche ausgelösten Tourismus (z.B. Besuch des Stephansdoms), die ökonomischen Effekte, die durch Konsumausgaben im Rahmen der heiligen Sakramente ausgelöst werden (z.B.: Tauf- oder Firmkleidung) sowie Ausgaben des Staates für ReligionslehrerInnen.
In der vorliegenden Zusammenfassung werden die Effekte der Variante a und b aggregiert ausgewiesen.
Insgesamt zeigen die Ergebnisse dieser Studie, dass alle monetär bewertbaren Aktivitäten und Leistungen der römisch-katholischen Kirche in Österreich im Jahr 2012 einen Bruttoproduktionswert von 12,7 Mrd. € sowie eine Bruttowertschöpfung von 6,6 Mrd. € generiert haben. Dabei nimmt erwartungsgemäß der direkte Effekt mit knapp 44 %, respektive 49 % den größten Anteil ein. Die Beschäftigungseffekte, die durch die Aktivitäten der römisch-katholischen Kirche ausgelöst werden, betragen in Summe 158.000 gesicherte Arbeitsplätze in Personenjahren; dies entspricht umgerechnet 123.000 Arbeitsplätzen in Vollzeitäquivalenten. Die durch die Kirche hervorgerufenen fiskalischen Effekte belaufen sich auf 3,35 Mrd. €. Von diesen 3,35 Mrd. € Gesamtsteuereinnahmen gehen rund 1,4 Mrd. € (43 %) an die Sozialversicherung, weitere 1,1 Mrd. € (32 %) an den Bund, zusätzliche 357,3 Mio. € (11 %) an die Länder sowie 260 Mio. € (8 %) an die Gemeinden.
Durch die Tätigkeiten der römisch-katholischen Kirche und den damit im Zusammenhang stehenden Aktivitäten profitieren gemessen an Beschäftigungseffekten am meisten die folgenden Wirtschaftssektoren: Im Sektor „Alters- und Pflegeheime“ werden 26,4 Tsd. Vollzeitäquivalente gesichert, im Sektor „Gesundheitswesen“ 18,6 Tsd. Vollzeitäquivalente und im Sektor „Erziehung und Unterricht“ werden 18,3 Tsd. Darüber hinaus profitiert der Sektor „Interessenvertretungen sowie kirchliche und sonstige religiöse Vereinigungen (ohne Sozialwesen und Sport)“ mit 11,8 Tsd. Vollzeitäquivalenten, die Sektoren „Beherbergung und Gastronomie“ mit 6,2 Tsd. Vollzeitäquivalenten, der Sektor „Vorbereitende Baustellenarbeiten, Bauinstallation und sonstiges Ausbaugewerbe“ mit 5,2 Tsd. Vollzeitäquivalenten, der Einzelhandel mit 4,1 Tsd. Vollzeitäquivalenten und der „Großhandel“ mit 2,0 Tsd. Vollzeitäquivalenten.
Bei den Bundesländern profitiert vorwiegend Niederösterreich mit 27,9 Tsd. Vollzeitäquivalenten, gefolgt von Oberösterreich mit 24,5 Tsd. Vollzeitäquivalenten und Wien mit 23,4 Tsd. Vollzeitäquivalente. Die übrigen Bundesländer profitieren mit 15 (Steiermark), 11,2 (Tirol), 6 (Salzburg), 5,5 (Kärnten), 5,3 (Vorarlberg) und 3,8 Tsd. Vollzeitäquivalenten (Burgenland).
„Jeder 42. Euro wird im Umfeld von kirchlichen Leistungen erwirtschaftet, jeder 27. Arbeitsplatz in Österreich steht im Zusammenhang mit diesen Aktivitäten. Der Schwerpunkt dieser Leistungen liegt dabei in den Bereichen Gesundheit und Pflege, Soziales und Bildung. Die römisch-katholische Kirche erweist sich damit einerseits als wichtiger Wirtschaftsfaktor und Arbeitgeber, ist dabei andererseits vorwiegend in Menschen in schwierigen Situationen helfenden, aber wirtschaftlich weniger attraktiven Branchen tätig“, erläutert DI Alexander Schnabl, Leiter der Gruppe Unternehmen, Branchen und Regionen am IHS.
3.3.1. Makroökonomische Effekte der Darstellungsbereiche im Überblick
Tabelle 1 zeigt die makroökonomischen Effekte für die einzelnen Darstellungsbereiche. Die Effekte der einzelnen Bereiche dürfen dabei nicht addiert werden, da es Überschneidungen gibt, wie beispielsweise bei der Ausbildung im Gesundheitsbereich.
Tabelle 1: Makroökonomische Effekte nach Darstellungsbereich, 2012
Die sakrale Kirche umfasst die Kirche im engeren Sinne, das bedeutet vor allem das Feiern der Sakramente sowie die Verwaltung und Koordination der einzelnen römisch-katholischen Diözesen bzw. Pfarren. Die sakrale Kirche generiert in Österreich eine Bruttowertschöpfung von insgesamt 678 Mio. €, 14,1 Tsd. Arbeitsplätze in Vollzeitäquivalenten und 403 Mio. € an Steuern und Abgaben.
Soziales Engagement ist ein wesentlicher Kernbereich der römisch-katholischen Kirche. Neben den sozialen Leistungen im pfarrlich-organisierten Rahmen, (Pfarrcaritas und Vinzenzgemeinschaften), sind die Ordensgemeinschaften und die Caritas wichtige institutionelle Stützen. Die Tätigkeiten im Bereich Soziale Kirche generieren Bruttowertschöpfung in der Höhe von insgesamt 1,80 Mrd. € sowie Arbeitsplätze für 37,5 Tsd. Vollzeitäquivalente und 876 Mio. € an Steuern und Abgaben.
Die römisch-katholische Kirche betreibt eine Vielzahl an verschiedenen Bildungseinrichtungen, beginnend bei vorschulischen Institutionen wie Kindertagesheimen bis hin zu Hochschulen. Insgesamt generiert der Bereich Bildung eine gesamte Bruttowertschöpfung in der Höhe von insgesamt 1,74 Mrd. € sowie 26,7 Tsd. Arbeitsplätze in Vollzeitäquivalenten und 882 Mio. € an Steuern und Abgaben. Berücksichtigt wurden unter anderem auch zusätzliche Effekte, ausgelöst durch staatlich finanzierte Lehrer an katholischen Schulen, Religionslehrer, Fachinspektoren und Lehrerpensionen.
In Österreich übernimmt die römisch-katholische Kirche neben Spitals- und Pflegediensten eine besondere Funktion bei der Versorgung und Begleitung Schwerstkranker und Sterbender. Hospize und Ordensspitäler nehmen hier eine Vorreiterrolle ein. Der Bereich Gesundheit und Pflege generiert eine Bruttowertschöpfung in der Höhe von insgesamt 2,28 Mrd. € sowie 41,3 Tsd. Arbeitsplätze in Vollzeitäquivalente und 1,19 Mrd. € an Steuern und Abgaben.
Die römisch-katholische Kirche ist sehr stark mit Österreichs historischem Kulturerbe verbunden. Ein großer Teil der Kulturstätten sowie Kulturgüter ist im Besitz der römisch-katholischen Kirche, wird von dieser gepflegt, instand gehalten und für die Öffentlichkeit bereitgestellt. Insgesamt generiert der Bereich Kultur, Kunst und Denkmalpflege eine gesamte Bruttowertschöpfung in der Höhe von insgesamt 878 Mio. € sowie 13,2 Tsd. Arbeitsplätze in Vollzeitäquivalenten und 398 Mio. € an Steuern und Abgaben. Durch den Tourismus fallen 460 Mio. € an Ausgaben an (390 Mio. € netto).
Die römisch-katholische Kirche nimmt eine wichtige Rolle in der Entwicklungszusammenarbeit in Österreich ein. Dieser Bereich generiert eine Bruttowertschöpfung in der Höhe von insgesamt 5,8 Mio. €, sichert 111 Arbeitsplätze in Vollzeitäquivalenten und induziert 3 Mio. € an Steuern und Abgaben in Österreich. Die Effekte im Ausland sind deutlich höher, aber aus methodischen Gründen nicht detailliert quantifizierbar.
Sonstige Tätigkeiten (unter anderem Besitz von Land- und Forstwirtschaft, Immobilien, deren Verpachtung, Restaurants und Gaststätten sowie Sägewerken) bewirken in Österreich eine Bruttowertschöpfung von 214 Mio. €, sichern 4,1 Tsd. Arbeitsplätze in Vollzeitäquivalenten und bewirken fiskalische Effekte von 56 Mio. €.
4. Kosten-Nutzen-Analyse
Abschließend wird im Rahmen einer Kosten-Nutzen-Analyse, die Finanzierungseite der Wirkungsseite aller analysierten Leistungen gegenübergestellt (siehe Abbildung 2).
Die Datengrundlage zu den Kosten bilden einerseits die Primärdaten zu den Ausgaben der Einrichtungen und Organisationen der römisch-katholischen Kirche sowie andererseits mithilfe von Sekundärdaten durchgeführte Berechnungen und Analysen der Finanzierungsstruktur aus den vorangegangenen Kapiteln. Die Kosten werden nach Finanzierungsträger gegliedert und umfassen die römisch-katholische Kirche selbst, private Haushalte, staatliche Leistungskäufe sowie staatliche Begünstigungen und Förderungen.
Abbildung 2: Monetäre Kosten-Nutzen-Betrachtung der Leistungen der römisch-katholischen Kirche
Insgesamt zeigt sich, dass die römisch-katholische Kirche zur Erbringungen ihrer Leistungen 1,56 Mrd. € aus ihren betrieblichen Einnahmen (bspw. Tagesheimbeiträge, Erlöse durch Schulgelder, Miet- und Pachterlöse) sowie sonstigen nicht-betrieblichen Einnahmen (wie Zinserlöse etc.) aufwendet.
Der Finanzierungsbeitrag der privaten Haushalte, welcher sich aus zahlreichen Spenden, wie beispielsweise im Rahmen der Kollekte und Pfarrsammlungen oder Spenden an karitative Einrichtungen, Konsumausgaben im Rahmen der Feier der Sakramente, Tourismusausgaben und dem Kirchenbeitrag1 zusammensetzt, liegt bei 873 Mio. €.
Die Kostengruppe der staatlichen Leistungskäufe trägt mit 2,84 Mrd. € den größten Kostenanteil. Unter staatliche Leistungskäufe fallen Ausgaben des Staates für Leistungen der römischkatholischen Kirche im Bildungs-, Gesundheits- und Sozialbereich (bspw. Gehälter für Lehrpersonal).
Staatliche Begünstigungen sind definiert als direkte (bspw. Zuschüsse zu Denkmalschutz und Bautätigkeiten, staatliche Wiedergutmachungszahlungen) und indirekte Förderungen, wie Steuerbegünstigungen, der öffentlichen Hand. Die staatlichen Begünstigungen summieren sich auf ungefähr 643 Mio. € (die Ausgaben für katholische ReligionslehrerInnen bilden dabei die größte Komponente, gefolgt von der steuerlichen Absetzbarkeit des Kirchenbeitrags).
Insgesamt werden von allen Finanzierungsträgern 5,91 Mrd. € zur Erbringung der öffentlichen Leistungen der römisch-katholischen Kirche aufgebracht. Diese Kosten bezeichnen jene Kosten, welche bei der Erbringung einer Tätigkeit und Leistung im Rahmen der römisch-katholischen Kirche je Kostenträger anfallen.
Auf der anderen Seite beschreibt der Nutzen die sozialen und wirtschaftlichen Wirkungen, die aus der Erbringung der Leistungen und Tätigkeiten der römisch-katholischen Kirche generiert werden. Der monetär bewertbare Nutzen aus den öffentlichen Leistungen der römisch-katholischen Kirche gliedert sich in gesellschaftliche sowie wirtschaftliche Komponenten:
Die durch institutionelle Aktivitäten im Rahmen der Leistungen der römisch-katholischen Kirche in Österreich ausgelöste gesamte Bruttowertschöpfung entspricht 6,65 Mrd. €. Diese beinhalten auch Steuerrückflüsse in Form von Sozialversicherungsbeiträgen, Lohnsteuerabgaben und Körperschaftssteuer in der Höhe von 2,31 Mrd. €.
Neben den zuvor erwähnten Steuerrückflüssen aus den ArbeitnehmerInnen- und ArbeitgeberInnenbeiträgen sind die verschiedenen Umsatz- und Verbrauchsabgaben eine wesentliche Einnahmequelle des Staates. Die institutionellen Aktivitäten im Rahmen der Leistungen der römisch-katholischen Kirche erzielen Umsatz- und Verbrauchssteuererlöse von knapp 1,17 Mrd. €. Weiters erzielt der öffentliche Haushalt Umsatz- und Verbrauchssteuereinnahmen aus den durch kirchliche Sehenswürdigkeiten induzierten Tourismusausgaben sowie aus den Konsumausgaben der privaten Haushalte im Rahmen der Feste anlässlich der hl. Sakramente. Ein wesentlicher Teil der sozialen, religiösen und kulturellen Leistungen der römisch-katholischen Kirche fußt auf ehrenamtlichem Engagement. Auf Pfarr- und Ordensebene entspricht das ehrenamtliche Engagement und Arbeitsvolumen einem Wert von 578 Mio. €.
Darüber hinaus werden auch Effekte im Ausland wirksam. Die Auslandshilfe im Bereich Entwicklung, Mission und humanitäre Hilfe der römisch-katholischen Kirche liegt bei 96 Mio. € jährlich.
Insgesamt ergibt sich ein monetär bewerteter Nutzen für Wirtschaft und Gesellschaft von 8,49 Mrd. €. Im Vergleich zu den dafür aufgewendeten Kosten von 5,91 Mrd. € übersteigt der monetäre Nutzen die Kosten der Leistungen der römisch-katholischen Kirche deutlich. Aus Sicht der öffentlichen Hand zeigt sich, dass durch Leistungskäufe und Subventionen 3,48 Mrd. € an Ausgaben in Zusammenhang mit der römisch-katholischen Kirche anfallen, gleichzeitig aber 3,35 Mrd. € durch die römisch-katholische Kirche und die mit ihr in Zusammenhang stehenden Aktivitäten in Form von Steuern und Sozialabgaben wieder direkt in den öffentlichen Haushalt als Einnahmen zurückfließen.
Insgesamt zeigt die Gegenüberstellung von Kosten und Nutzen, dass die im Rahmen dieser Studie betrachteten Aktivitäten und Tätigkeiten der römisch-katholischen Kirche von wesentlicher Bedeutung für Wirtschaft und Gesellschaft in Österreich sind. Die öffentliche Hand erhält die umfangreichen öffentlichen Leistungen der katholischen Kirche in allen Bereichen (von welchen 8,49 Mrd. € an gesellschaftlichem Nutzen nachweisbar sind) zu Nettokosten von 130 Mio. €.
„Die Kosten Nutzen-Analyse der kirchlichen Leistungen ergibt ein deutliches gesamtgesellschaftliches Überwiegen der Nutzenseite. Aber auch aus dem engeren Blickwinkel der öffentlichen Hand beziehungsweise der Steuerzahler ergibt sich ein günstiges Gesamtbild: Betrachtet man die umfangreichen Leistungen der Kirche für die Öffentlichkeit (37.000 betreute Kinder, 71.000 Schülerinnen und Schüler, 47.000 Spitalsbetten, 13.500 denkmalgeschützte Objekte), so erscheinen die 130 Millionen Euro Nettozuschuss der öffentlichen Hand für die gesamten kirchlichen Aktivitäten als vergleichsweise gering,“ erläutert Mag. Dr. Franz Prettenthaler, Forschungsgruppenleiter bei der Joanneum Research.
Auch jene Leistungen, die für diesen staatlichen Nettozuschuss von 130 Mio € erbracht werden und in der Studie nicht mit Geld bewertet wurden, sind jedoch quantitativ erfasst worden und sollen hier exemplarisch aufgezählt werden:
• In den Kindertagesstätten und Kinderheimen der römisch-katholischen Kirche werden jährlich 37.000 Kinder betreut.
• In den Privatschulen der römisch-katholischen Kirche werden jährlich 71.000 Schüler und Schülerinnen unterrichtet.
• Die römisch-katholische Kirche stellt über 47.000 Betten in den ihr zugeordneten Spitälern zur Verfügung.
• In den stationären Pflegeheimen der römisch-katholischen Kirche werden über 4.600 Personen betreut.
• Die römisch-katholische Kirche pflegt und erhält über 13.500 denkmalgeschützte Objekte. Ein wesentlicher Anteil von diesen sind Klöster, Kirchen und Kapellen.