Junge Menschen brauchen "Mindest-Utopie"
Auf die spirituelle Not vieler Jugendlicher heute hat der Innsbrucker Bischof Manfred Scheuer hingewiesen. Allzu oft mangele es an Visionen, Zutrauen, Ermutigung und Vorbildcharakter unter dem Erwachsenen. Die Folgen seien Antriebslosigkeit, "Null Bock" und ein Mangel an Lebensmut und Selbstvertrauen in der Jugend. Den Heranwachsenden müsse daher eine "Mindest-Utopie" geboten werden, zitierte Bischof Scheuer bei seiner Pfingstpredigt im Innsbrucker Dom ein Wort der Schriftstellerin Hilde Domin (1909-2006): "Die Gesellschaft schuldet der Jugend ein gutes Lebensfundament und einen guten Start ins Leben. Ein gutes Lebensfundament sind Lebensmut und Lebensfreude, Selbstwissen, Selbstachtung und Selbstvertrauen."
Pfingsten erinnere in diesem Sinne an ein "positives Kraftfeld", von dem positive Energie ausgehe, da es die Fragen nach Sinn und Ziel des menschlichen Strebens nicht nur in den Mittelpunkt rücke, sondern zugleich positiv beantworte. Scheuer: "Junge brauchen zu einem erfüllten Leben eine Lebensrichtung, eine Lebenstiefe, Lebenskraft, ein 'Warum' im Leben. Und sie brauchen einen Lebensplatz. 'Lebens-platz' ist analog zum 'Arbeitsplatz' mehr als nur 'Leben' so wie ein Arbeitsplatz mehr als nur Arbeit ist. Es ist eine Verankerung im Leben mit wichtigen Bezugspersonen, mit wichtigen Tätigkeiten, mit dem Wissen um Zugehörigkeit." Diese Zugehörigkeit finde in Pfingsten ihren Ausdruck.
Erwachsene seien in die Pflicht genommen, die Verantwortung für die Jugend zu übernehmen: "Begleitung möge durch Menschen erfolgen, die nicht nur an sich selbst und an der eigenen Autonomie in erster Linie interessiert sind, sondern 'generative Menschen' sind, also Menschen, die selbst auf festem Grund stehen, Vertrauen vermitteln und Freude am Blühen anderer haben." Fragen müssten sich die Erwachsenen zugleich aber auch, was sie der Jugend hinterlassen: "Was hinterlässt die gegenwärtige Generation der zukünftigen: einen Schuldenberg, verbrannte Erde, einen Scherbenhaufen?"