Für Seelsorge und Bundesheer sehr bedeutsam
Die Internationale Soldatenwallfahrt nach Lourdes hat als militärisches Großereignis für die teilnehmenden Pilger, die Militärseelsorge und das Bundesheer einen sehr hohen Stellenwert. Zu diesem übereinstimmenden Resümee kommen der designierte Militärbischof Werner Freistetter und Spitzenrepräsentanten des Militärs am Ende der diesjährigen Pilgerreise in den französischen Marienwallfahrtsort. Es gibt "keinen Ort dieser Art", wo für Soldaten gemeinsames Feiern, Beten und Begegnen so möglich ist wie in Lourdes und der zugleich "Größe und Weite der katholischen Kirche zeigt", sagte Freistetter am Montag im Gespräch mit "Kathpress".
Der künftige Militärbischof verwies darauf, dass die Wallfahrt zudem für das militärische Selbstverständnis der österreichischen Soldaten wichtig sei. Dies würden auch die teilnehmenden Offiziere immer wieder hervorheben. Die Erfahrung als Pilger-Soldaten das eigene Land in einem internationalen Umfeld und unter Wertschätzung der Zivilbevölkerung repräsentieren zu können, sei "militärisch wertvoll". Weil am Anfang der Wallfahrt die Aussöhnung zwischen französischen und deutschen Soldaten nach dem Weltkrieg gestanden habe, könnten junge Soldaten heute Werte wie Versöhnung und Frieden in der Begegnung mit anderen Armeen sehr konkret erleben. Für die österreichischen Soldaten war es zudem eine Gelegenheit, an die durch den Staatsvertrag vor 60 Jahren wiedergewonnene Freiheit zu erinnern.
"Hüter meines Bruders" - dieses Motto der diesjährigen 57. Soldatenwallfahrt mache den Auftrag des Soldaten deutlich: "Wiederherstellung von Frieden und Schutz von Menschen", so Freistetter. Man werde diese Leitwort innerhalb der Arbeitsgemeinschaft katholischer Soldaten (AKS) aufgreifen und inhaltlich vertiefen, erklärte dazu deren Präsident, Brigadier Martin Jawurek.
Als für die Planung von Auslandseinsätzen zuständiger Offizier innerhalb des österreichischen Generalstabs nahm Jawurek auch Stellung zu den aktuellen Sparmaßnahmen und sagte: "Wo man nicht sparen kann, sind die Einsätze, die im internationalen Bereich noch zunehmen werden." Gerade bei gefährlichen Einsätzen werde die Militärseelsorge aber immer wichtiger, hielt Jawurek fest, der "kein Einsparungspotenzial" bei der Lourdes-Wallfahrt der Soldaten ortete. Die Kosten für das Bundesheer seien "sehr gering", weil die Teilnehmer einen hohen Eigenbetrag leisten müssten und die Militärseelsorge auch selbst Mittel zur Verfügung stelle.
Für Generalmajor i.R. Norbert Sinn, derzeit Präsident des weltweiten Militärapostolats (AMI), ist die Lourdes-Wallfahrt ein "Beitrag zur Erhaltung des Friedens". Durch die Wallfahrt käme zudem ein fundamentaler Bezug des Bundesheeres zum christlichen Glauben zum Ausdruck. Würde er wegfallen, dann würde das Heer jenen noch bestehenden Charakter und Grundauftrag verlieren, der auf christlichen Werten basiert, gab der langjährige Kommandant der Militärakademie in Wr. Neustadt zu bedenken.
Festgottesdienst mit 12.000 Soldaten
Höhepunkt und Abschluss der Wallfahrt bildete der Festgottesdienst, den die 12.000 Soldaten aus insgesamt 36 Nationen am Sonntag gemeinsam in der unterirdischen Basilika Pius X. feierten. Kurienkardinal Marc Ouellet erinnerte in der Predigt an die Worte von Papst Franziskus, wonach bereits ein dritter Weltkrieg im Gang sei, der u.a. für die Christen in den aktuellen Konfliktherden im Orient und Teilen Afrikas großes Leid bringe. Der Präfekt der Bischofskongregation kritisierte die vorherrschende Enge in der internationalen Politik, die sich in nationalen Interessen zur Stärkung der eigenen politischen und ökonomischen Macht manifestiere. Er erinnerte demgegenüber an den Auftrag des Soldaten, Schwachen und Rechtlosen beizustehen, die Zivilbevölkerung zu schützen und für Gerechtigkeit und Frieden einzutreten.
Mit einer internationalen Abschiedsfeier und einem Musikkonzert unter Beteiligung der österreichischen Gardemusik ging die Wallfahrt in Lourdes am Sonntag zu Ende. Damals wie heute hat sich Österreich in der Wahrnehmung der Soldaten anderer Nationen nicht nur als eine Pilgergroßmacht, sondern ebenso durch seine herausragende Militärmusik hervorgetan. So löste der Auftritt der österreichischen Gardemusik unter der Leitung von Oberst Bernhard Heher bereits bei der diesjährigen Eröffnungsfeier in der unterirdischen Basilika Pius X. am Freitagabend wieder Ovationen unter den Soldaten anderer Nationen aus. Das Gros der 494 Pilger-Soldaten aus Österreich trat am Montag die Heimreise an.