"Österreich für Religionsdialog gelobt"
Außenminister Sebastian Kurz ist am Mittwoch im Vatikan dem Papst begegnet. Der Chef der österreichischen Diplomatie wurde von Franziskus nach seiner Generalaudienz auf dem Petersplatz begrüßt. Dabei lobte der Papst laut Kurz den Einsatz Österreichs für den Dialog zwischen den Religionen und gegen Christenverfolgung, wie der Politiker später bei einem Empfang in der österreichischen Botschaft beim Heiligen Stuhl berichtete. "Der Papst zählt auf Österreich, was den Einsatz gegen Christenverfolgung betrifft", so der Minister.
Als christlich geprägtes Land trage Österreich eine große Verantwortung für den Schutz der bedrängten Gläubigen. "In unseren Ländern ist man sich oft nicht bewusst, dass Christen die größte verfolgte Religionsgemeinschaft sind", betonte Kurz.
Der Minister bezeichnete das Treffen mit dem Papst als beeindruckende und bewegende Begegnung. "Man spürt die starke Aura des Heiligen Vaters. Dieser Besuch ist wie ein Turbo für unser Anliegen, uns für Religionsdialog und gegen Christenverfolgung einzusetzen."
Nach seiner Begegnung mit dem Papst sprach Kurz im Vatikan mit seinem vatikanischen Amtskollegen, Erzbischof Paul Richard Gallagher. Dieser, so Kurz, habe insbesondere das 2015 von Wien beschlossene Islamgesetz gelobt, das einen Islam österreichischer Prägung fördern soll und die Finanzierung islamischer Gemeinschaften aus dem Ausland verbietet.
Ferner ging es bei dem Gespräch um das König-Abdullah-Zentrum für Interreligiösen Dialog in Wien. "Der Vatikan hat großes Interesse am Bestehen des Abdullah-Zentrums und hat bewusst die Entscheidung getroffen, sich daran zu beteiligen", so Kurz. Österreich wünsche sich allerdings mehr Transparenz bei den Aktivitäten des Zentrums.
Der Außenminister hatte am Dienstagnachmittag in Rom eine gemeinsame Pressekonferenz mit seinem italienischen Amtskollegen Paolo Gentiloni gegeben. Beide hoben dabei die Notwendigkeit hervor, dass die EU-Länder dem Oster-Aufruf des Papstes zum Schutz verfolgter Christen folgen. "Wir haben eine ganz besondere Verantwortung, in diesem Bereich aktiv zu werden", meinte Kurz. Gentiloni und Kurz zeigten sich dabei erschüttert über das jüngste jihadistische Massaker in Kenya mit 148 Toten, fast durchwegs Christen.
Laut Kurz muss die EU im Einsatz gegen Christenverfolgung nicht nur im Nahen Osten und Afrika Initiativen ergreifen, wo Christenverfolgung in ganz brutaler Art und Weise erfolge, sondern in allen Ländern, in denen Religionsfreiheit nicht stattfinde. Der Bevölkerung in christlich geprägten Ländern sei es vielfach gar nicht bewusst, dass Christen die am stärksten verfolgte Religionsgemeinschaft weltweit, mit über 100 Millionen von Repressionen betroffenen Menschen, seien.
Bereits am 27. März hatte Kurz die Fragen der Religionsfreiheit und der Situation der Christen im Nahen Osten bei einer Sitzung des UN-Sicherheitsrates in New York thematisiert. Er hatte dabei u.a. ein weltweit koordiniertes Vorgehen gegen die Terrorgruppe IS gefordert: Der von ihr begangene "Völkermord" im Irak gegen die Christen dürfe nicht unbestraft bleiben, so der Außenminister. Gleichzeitig machte er sich für ein Vorleben von Verschiedenheit stark, zumal der Islam ebenso "Teil Europas" sei wie Judentum und Christentum zum Nahen Osten gehörten.
Katholische Verbände: Verfolgte Christen unterstützen
Die Arbeitsgemeinschaft katholischer Verbände Österreichs (AKV) begrüßte am Mittwoch nachdrücklich die "mutige" Thematisierung der Christenverfolgung durch Sebastian Kurz. Vorsitzender Helmut Kukacka appellierte via Aussendung an den Außenminister, in der Menschenrechtspolitik und beim Einsatz gegen Christenverfolgung eine europäische Führungsrolle einzunehmen. Europa habe lange Zeit den Einsatz für Religionsfreiheit vernachlässigt und dieses Thema verdrängt.
Angesichts von "bisher eher papierenen und halbherzigen" Aufrufen der internationalen Gemeinschaft sei es "höchst an der Zeit, mit konkreten Initiativen und Maßnahmen auf die wahrscheinlich größte Christenverfolgung der Geschichte im Nahen Osten und in anderen islamischen Staaten zu reagieren", erklärte Kukacka. Es sei eine Schande, wenn verfolgte Christen weitgehend allein gelassen würden und kaum konkrete und spürbare Solidarität und Hilfe erhielten, "obwohl gerade das christlich geprägte Europa den verfolgten Christen geistige, moralische und politische Stütze sein sollte".
Auch den Vatikan nahm der AKV-Präsident in seiner Kritik nicht aus. Er vermisse aus Rom ein klares Wort zur Frage, ob es moralisch erlaubt und politisch notwendig ist, dem Vordringen des islamischen Staates und ähnlicher extremistischer Gruppierungen auch militärisch entgegenzutreten, so Kukacka.