Welt-Down-Syndrom-Tag
Anlässlich des Welt-Down-Syndrom-Tag am 21. März feiert der Wiener Dompfarrer Toni Faber tags darauf um 18 Uhr einen Sonntagsgottesdienst, der jenen rund 9.000 Menschen gewidmet ist, die in Österreich mit "Trisomie 21" geboren wurden. Gestaltet wird die Messfeier unter Beteiligung der Gruppe "Faith4U&Me" von der Behindertenseelsorge der Erzdiözese Wien und dem Kulturverein "Ich bin OK". Laut Faber geht es in diesen alljährlich gefeierten Gottesdiensten besonders "lebendig, herzlich und spontan" zu; er habe immer wieder erlebt, dass Menschen mit Down-Syndrom nicht nur mitfeiern, sondern auch selbst gestalterisch aktiv werden.
Das Down-Syndrom gilt nicht als Krankheit. Bei Betroffenen ist das 21. Chromosom dreifach vorhanden, daher der Name "Trisomie 21" und auch das symbolische Datum 21. März für den Welt-Down-Syndrom-Tag, der seit 2006 begangen wird und seit 2012 von den Vereinten Nationen anerkannt ist.
Jürgen Wieser, Präsident des Vereins Down-Syndrom Österreich, sieht zahlreiche "Mut machende Lebenswege junger Menschen mit Down-Syndrom, die heute trotz ihrer Behinderung ihren Platz in der Welt, der Arbeit und Freizeit finden". In den vergangenen Jahren sei viel getan worden, um Berührungsängste abzubauen. Menschen mit Down-Syndrom hätten ein viel höheres Potenzial, als man ihnen noch vor 20 Jahren zugetraut habe, betonte Wieser. Mit zahlreichen Veranstaltungen rund um den 21. März in allen Bundesländern solle gezeigt werden, "wie vielfältig Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit Down-Syndrom im Leben stehen. Ihren Stärken soll Ausdruck verliehen werden und der Gesellschaft ein modernes Bild ihrer individuellen Biografien vermittelt werden".
Ein weiterer Gottesdienst zum Welt-Down-Syndrom-Tag findet in der Grazer Pfarre St. Andrä statt. Pfarrer Hermann Glettler zelebriert mit Kindern und Jugendlichen mit Down-Syndrom und deren Familien am Sonntag um 10.15 Uhr.
Diakonie kritisiert eugenische Indikation
"Dass in Österreich noch immer zwischen wertem und unwertem Leben unterschieden wird, ist unerträglich": Mit diesen Worten äußerte Michael Chalupka, Direktor der Diakonie Österreich, anlässlich des Welt-Down-Syndrom-Tages Kritik an der so genannten eugenischen Indikation. In Österreich ist es gesetzlich möglich, Kinder mit Behinderung ohne Angabe von weiteren Gründen bis zum Tag der Geburt abzutreiben. Die Diakonie verlangt hier eine Gesetzeskorrektur, ohne deshalb die Fristenregelung generell infrage zu stellen, wie es in einer Aussendung am Freitag heißt.
Offizielle Statistiken zum Thema (Spät-)Abtreibungen gebe es in Österreich bisher nicht, bemängelte das Hilfswerk. Laut WHO wird ein Kind von 800 mit Trisomie 21 geboren. Das ergäbe für Österreich knapp 100 Geburten pro Jahr. "Tatsächlich wurden im Jahr 2012 aber nur 6 Kinder mit Down-Syndrom geboren. Das heißt, dass wir davon ausgehen können, dass über 90 Prozent der Schwangerschaften mit positiver Diagnose auf Trisomie 21 abgebrochen werden", rechnete Chalupka vor.
Gesellschaftliche Rahmenbedingungen seien Voraussetzung dafür, ob sich werdende Eltern für ein Kind mit Behinderung entscheiden. "Es fehlt an Unterstützungsangeboten für Eltern von Kindern mit Behinderungen", wies der Diakonie-Direktor hin. "Natürlich ist das Leben mit einem Kind mit Behinderung nicht einfach. Erst wenn soziale Dienstleistungen und Beratungsangebote ausreichend verfügbar sind, werden sich Eltern diese Entscheidung auch zutrauen."