"Klasnic-Kommission" weiterhin aktiv
Fünf Jahre nach ihrer Einrichtung ist die Opferschutzanwaltschaft für Fälle von Gewalt und sexuellem Missbrauch in der katholischen Kirche weiterhin tätig: Das hat die Leiterin der Kommission, Waltraud Klasnic, am Mittwoch gegenüber dem Ö1-Mittagsjournal dargelegt. Weiterhin würden sich Betroffene von Missbrauch in der katholischen Kirche melden - allein 138 im Vorjahr, erklärte die frühere ÖVP-Politikerin, derzufolge die Kommission bisher rund 20 Millionen Euro an Opfer ausgezahlt hat.
Die schwersten Missbrauchsfälle dürften bereits in den ersten Jahren bei der Kommission gemeldet worden sein, so Klasnics Einschätzung; sie glaube auch, "dass es Menschen gibt, die sich nie melden werden, weil sie es nicht können, oder weil sie vielleicht nicht mehr leben". Schließlich habe eine Untersuchung gezeigt, dass es auch zahlreiche Suizide gegeben habe. Ihr sei immer bewusst gewesen, dass manche traumatisierte Menschen ein schweres Schicksal tragen; seit Beginn der Kommissionsarbeit könne sie verstehen, dass dies bis zur Arbeitsunfähigkeit gehen könne.
Eingesetzt hatte die "Klasnic-Kommission" einst Kardinal Christoph Schönborn unter dem Eindruck zahlreicher Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche. Insgesamt 1.400 Opfer von Missbrauch seien der Kommission bisher bekannt gemacht worden, erklärte Klasnic. Die durchschnittliche Hilfszahlung pro Fall betrage rund 13.000 Euro, wozu jedoch meist noch Zahlungen für Therapien kommen würden.
Ein erkennbarer Zusammenhang zwischen Zölibat und sexuellen Übergriffen bestehe nicht, betonte Klasnic. Das Schlimme und Besondere an Übergriffen durch Kirchenverantwortliche sei "eine Frage der Ethik und der Moral". An Priester oder Nonnen würden hier höhere Erwartungen gestellt. Da es aber in allen Gesellschaftsgruppen Pädophile gebe, seien mehr aktive Therapie-Angebote wünschenswert, so die frühere steirische Landeshauptfrau.
Einen Lernprozess habe die Kirche in den vergangenen fünf Jahren insofern durchlaufen, als sie heute mit aktuellen Fällen völlig anders als früher umgehe und sofort Anzeige erstatte, so Klasnic. Dass beschuldigte Priester bloß in ein anderes Bundesland versetzt würden, komme heute nicht mehr vor.