90 Erwachsene empfangen zu Ostern die Taufe
Vor 15 Jahren noch so gut wie unbekannt, findet die Erwachsenentaufe in Österreich inzwischen eine immer weitere Verbreitung: Voraussichtlich 300 Erwachsene und Jugendliche über 14 Jahren werden in der Osternacht 2015 katholisch getauft, 90 davon in den Pfarren Wiens und des östlichen Niederösterreichs. Letztere erhielten am Donnerstagabend im Wiener Stephansdom von Kardinal Christoph Schönborn feierlich die Taufzulassung.
Als "sehr persönlichen Weg" beschrieb der Wiener Erzbischof in seiner Ansprache den Weg Erwachsener zur Taufe. Ausschlag hätten Erfahrungen mit Gott gegeben, etwa durch das Gebet, die Bibel, Gemeinschaftserlebnisse, persönliche Schicksalsschläge, Momente tiefen Glücksempfindens oder durchaus auch Kunst oder Musik. gegeben. Hauptrolle habe dabei jedoch vor allem Gott selbst gespielt: "Dieser Wunsch, die Taufe zu empfangen, ist zuerst einmal ein Werk Gottes in ihrem Leben."
30 Jahre alt sind die 50 Taufbewerber und 40 Taufbewerberinnen der Erzdiözese Wien durchschnittlich. Auch zahlreiche Konvertiten - 19 davon aus dem Islam - sind in der Gruppe vertreten, jeder Vierte war bisher ohne Bekenntnis. Auffallend ist auch die bunte Mischung der Herkunftsländer: Knapp hinter den 23 Österreichern rangieren als zweitgrößte Gruppe die Iraner (19), gefolgt von Afghanen, Koreanern, Deutschen, Ungarn, Armeniern und Vietnamesen. Einzelpersonen sind zudem aus Tschechien, Serbien, Mazedonien, Kosovo und Bulgarien vertreten, weiters aus Bangladesch, China, Indien, Japan, Korea und Taiwan, der Dominikanischen Republik, sowie aus Kenia, Mali und Somalia.
Diözesan-Pressesprecher Michael Prüller begründete die im langfristigen Vergleich deutlich steigende Zahl der Erwachsenentaufen mit der demografischen Entwicklung, zumal in Wien und Umgebung immer mehr Menschen anderer Religionszugehörigkeit oder ohne Bekenntnis lebten. Dennoch würden Säuglingstaufen weiterhin die mit Abstand häufigste Art des Kircheneintritts bleiben - über 8.000 gibt es pro Jahr allein in Wien.
Von einem "enormen Interesse" am christlichen Glauben seitens der Taufbewerber berichtete Friederike Dostal, Leiterin des Referats für Erwachsenenkatechumenat in der Erzdiözese Wien, gegenüber "Kathpress". Für betroffenen Pfarrgemeinden sei der Vorbereitungsweg auf das Sakrament meistens eine große Bereicherung, "auch für jene Christen, deren Glauben selbstverständlich und unreflektiert geworden ist".
Die Vorbereitung zur katholischen Erwachsenentaufe dauert mindestens ein Jahr. Dabei werden zunächst Motivation und rechtliche Fragen geklärt, ehe das eigentliche "Katechumenat" beginnt - zunächst mit Bibellesen und der regelmäßigen Gottesdienst-Teilnahme, dann ab der Zulassungsfeier mit einer "unmittelbaren Vorbereitung" bis zur Taufe in der jeweiligen Pfarre, bei der den Erwachsenen gleichzeitig auch Erstkommunion und Firmung gespendet werden.