
Orden: Trennung von "Schelhammer & Schattera"
Die Superiorenkonferenz der männlichen Ordensgemeinschaften in Österreich trennt sich vom Bankhaus "Schelhammer & Schattera" und verkauft ihren Mehrheitsanteil an die Capital Bank GRAWE-Gruppe AG. Eine entsprechende Mitteilung veröffentlichten die Ordensgemeinschaften am Montagabend auf ihrer Internetseite. Das Bankhaus werde "als selbständige Bank unter dem bisherigen Namen und an den beiden Wiener Standorten erhalten bleiben", versicherte GRAWE-Generaldirektor Othmar Ederer am Dienstag gegenüber "Kathpress". Über den Kaufpreis des 54-Prozent-Anteils an der Bank wurde zwischen GRAWE und Superiorenkonferenz Stillschweigen vereinbart. Die für den definitiven Einstieg der GRAWE beim Bankhaus nötige Entscheidung der Finanzmarktaufsicht (FMA) steht noch aus.
Pater Erhard Rauch, Generalsekretär der Superiorenkonferenz und stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender bei "Schelhammer & Schattera", hält in seiner schriftlichen Stellungnahme fest, dass der Vorstand der Superiorenkonferenz am 22. Dezember einstimmig beschlossen habe, das Angebot der Capital Bank GRAWE-Gruppe AG zur Übernahme der Mehrheitsanteile am Bankhaus "Schelhammer & Schattera" anzunehmen. "Neben dem finanziellen Aspekt war den Vorstandsmitgliedern wichtig, dass einerseits der Fortbetrieb der Bank vor allem im ethischen und nachhaltigen Bereich gesichert und andererseits für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die größtmögliche Sicherheit gegeben ist", so Rauch. Der Vorstand der Superiorenkonferenz sehe in der Entscheidung "eine gute Voraussetzung, dass Schelhammer & Schattera in einem größeren Verbund für die Zukunft optimal aufgestellt ist".
Mit dieser Entscheidung kommt ein mehrmonatiger Sondierungsprozess zum Abschluss, den die Superiorenkonferenz selbst angestoßen hatte. Beim von "Schelhammer & Schattera" veranstalteten traditionellen Börsefest im September hatte der Kremsmünsterer Abt Ambros Ebhart als Vorsitzender des Aufsichtsrats der Kirchenbank erklärt, dass man "aus einer Position der Stärke" Ausschau nach Interessenten halten wolle, zumal die Bank "kerngesund" sei. Als Grund für die laufende Neuorientierung nannte Abt Ebhart den zunehmenden Regulierungsdruck, der zu überproportionalen Belastungen und Kosten bei kleinen Privatbanken führe. Von daher sei man auf der Suche nach einem strategischen Partner, der jedoch drei Kriterien erfüllen müsse: "Wir wollen keine Oligarchen oder Heuschrecken", betonte der Aufsichtsratsvorsitzende, sondern einen "Partner, der mit unserer Wertewelt übereinstimmt". Eine weitere Vorgabe sei die Aufrechterhaltung der Ausrichtung auf ethisch-nachhaltige Veranlagungen.
Erlös dient gemeinsamen Ordensaktivitäten
Der Erlös aus dem Verkauf der Bankanteile wird wieder veranlangt, damit mit den daraus resultierenden Erträgen so wie bisher gemeinsame Aktivitäten der Ordensgemeinschaften in Österreich finanziert werden können, erklärte Pater Rauch gegenüber "Kathpress". Konkret geht es um Projekte in den Bereichen Bildung, Soziales, Gesundheit, Kultur und Medien, die bislang aus den jährlichen Erträgen der Bankbeteiligung finanziell unterstützt wurden.
Mit Blick auf die verbleibenden 31 Prozent, die von verschiedenen kirchlichen Institutionen gehalten werden, sei davon auszugehen, dass "einige ihre Anteile an der Bank behalten werden und einige mit der Superiorenkonferenz gehen werden". Es bestehe dabei "kein Druck", so Rauch. Seitens der GRAWE betätigte Ederer das Interesse am Erwerb zusätzlicher Anteile zu denselben Konditionen, zumal diese Vorgangsweise mit dem bisherigen Mehrheitseigentümer vereinbart sei.
Wiens älteste Privatbank
Das Bankhaus "Schelhammer & Schattera" ist Wiens älteste Privatbank und wurde 1832 gegründet. 15 Prozent der Bank sind in privaten Händen, Mehrheitseigentümer war bislang die Superiorenkonferenz der männlichen Ordensgemeinschaften mit 54 Prozent. Die restlichen 31 Prozent halten andere kirchliche Einrichtungen in Österreich. Die Bilanzsumme des Bankhauses beläuft sich per 31. Dezember 2013 auf 712,5 Millionen Euro. Das Bankhaus hält noch immer 5,31 Prozent an den Casinos Austria und will sich laut eigenen Angaben schon seit längerem unter wirtschaftlich vertretbaren Bedingungen davon trennen.
Als einziger Anbieter in Österreich hat "Schelhammer & Schattera" eine umfassende Produktpalette an ethisch-nachhaltigen Spar- und Anlageformen auf streng geprüfter Basis: Diese reicht vom Ethik-Sparen (Online bzw. als Ethik-Kapitalsparbuch) über ethische Termineinlagen/Festgeld, ethische Kassenobligationen, nachhaltige Investmentfonds bis hin zu einem komplett ethisch ausgerichteten Portfolio-Management.