
"Tassilokelch" aus Kremsmünster in Aachen
Der Tassilokelch gilt als der bedeutendste Kelch des Mittelalters, und er verlässt nur höchst selten die Schatzkammer im oberösterreichischen Benediktinerstift Kremsmünster. In den nächsten Wochen ist das jedoch der Fall: Der Kelch ist als Leihgabe nach Aachen gereist, wo aktuell große Feierlichkeiten rund um den vor 1.200 Jahren verstorbenen Karl den Großen stattfinden.
Mit einer spektakulären dreiteiligen Ausstellung erinnern Stadt und Diözese Aachen seit der Vorwoche an den ersten westeuropäischen Kaiser seit der Antike. Unter dem Titel "Karl der Große. Macht Kunst Schätze" werden bis zum 21. September außer dem Tassilokelch rund 250 weitere hochkarätige Exponate gezeigt, darunter auch Leihgaben aus dem Vatikan.
Der Tassilokelch ist ca. 25 cm hoch und 3 kg schwer, er besteht aus Kupfer und ist teilweise vergoldet. Aufgelötete Silbermedaillons zeigen u.a. Christus mit den Initialen IS (Jesus Salvator) und am Fuß die heilige Maria und Johannes den Täufer. Seine Größe und reiche Verzierung legt nahe, dass der Kelch bei besonders festlichen Gottesdiensten benutzt wurde - und noch immer wird.
Zuletzt verwendete Papst Benedikt XVI. den Kelch bei seinem Besuch in Mariazell im September 2007, so wie sein Vorgänger Johannes Paul II. bei Österreichreisen 1983 und 1998. Auch beim Abschlussgottesdienst des Mitteleuropäischen Katholikentags 2004 in Mariazell kam der Kelch zum Einsatz. Die letzte "Auslandsreise" des Kelches datiert gar aus dem Jahr 1946.
Der Name geht auf den bayerischen Herzog Tassilo zurück, der den Kelch um 780 möglicherweise anlässlich der Gründung des Stiftes Kremsmünsters im Jahr 777 stiftete. Entstanden ist das Meisterwerk - wie die Inschrift am Fuß voraussetzt - jedenfalls nach der Hochzeit Tassilos mit der Langobardenprinzessin Luitberga (um 763). Als Entstehungsort halten Fachleute eine Salzburger Werkstätte für am wahrscheinlichsten.
Besucher des Stiftes Kremsmünster bekommen meist nur eine Kopie des wertvollen Stücks in der Panzerglasvitrine zu sehen. Das Original können Interessierte bis zum 21. September in Aachen zu sehen, das der am 28. Jänner 804 - vor 1.200 Jahren - verstorbene Frankenherrscher Karl der Große zum Mittelpunkt seines europäischen Reiches und zum "zweiten Rom" ausbaute. Hier entstand seine zentrale Residenz mit der Pfalzkapelle (Marienkirche), dem Kernbau des heutigen Aachener Doms.
Karl liegt im Dom begraben. Die Kathedrale der Karls-Stadt war 1978 als erstes deutsches Denkmal in die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes aufgenommen worden.
Rund um die Ausstellungen gibt es ein kulturelles Rahmenprogramm mit rund 100 Veranstaltungen. Auch zur von Kaiser Karl begründeten zehntägigen Wallfahrt, die nur alle sieben Jahre stattfindet, sind am Wochenende rund 100.000 Pilger aus ganz Europa aufgebrochen.
Quelle: Kathpress