Die 99 Jahre Kardinal Königs
Der Lebenslauf vom Kardinal Franz König war geprägt vom 20. Jahrhundert mit seinen dramatischen Umbrüchen. Geboren am 3. August 1905 in Warth bei Rabenstein an der Pielach in der Diözese St. Pölten als Bauernsohn, besuchte Franz König das Stiftsgymnasium Melk, wo er 1927 die Matura mit Auszeichnung ablegte. Im Herbst 1927 begann er sein Studium der Philosophie und der Theologie an der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom. 1930 wurde er zum Doktor der Philosophie promoviert und am 29. Oktober 1933 zum Priester geweiht.
Kirche gedenkt des 10. Todestages
Veranstaltungsübersicht |
Am Donnerstag, den 13. März, jährt sich der Todestag von Kardinal Franz König (1905-2004) zum zehnten Mal. Die österreichische Kirche gedenkt des früheren Wiener Erzbischofs bei einem abendlichen Gottesdienst im Stephansdom. Zuvor wird am Nachmittag der diesjährige Kardinal-König-Preis der Kardinal-König-Stiftung an die Albanien-Helferin Marianne Graf verliehen. Ein weiterer Gedenkgottesdienst findet um 11.15 Uhr in der Basilika Mariazell statt. Und im Pflegehaus St. Katharina der Barmherzigen Schwestern in Wien-Gumpendorf wird am Donnerstagvormittag das Sterbezimmer des vor zehn Jahren im 99. Lebensjahr verstorbenen Kardinals zugänglich sein.
Bundespräsident Heinz Fischer wird zudem bereits am 12. März im Beisein von Kardinal Christoph Schönborn einen Kranz an der Grabstätte Kardinal Königs im Stephansdom niederlegen.
Die Gedenkmesse am 13. März um 19 Uhr im Wiener Stephansdom zelebrieren Kardinal Schönborn und der Grazer Diözesanbischof Egon Kapellari. Unter den zahlreichen weiteren Kirchenvertreten werden auch Vertreter aus der Ökumene, wie der lutherische Bischof Michael Bünker und der rumänisch-orthodoxe Bischofsvikar Nicola Dura teilnehmen. Der Gottesdienst endet mit einem Gebet an der Grabstätte Kardinal Königs in der danach für die Gläubigen geöffneten Bischofsgruft im Stephansdom.
Bereits um 16.30 Uhr verleiht Bischof Kapellari in seiner Funktion als Präsident der "Kardinal König Stiftung" (früher "Communio et Progressio") im Wiener Erzbischöflichen Palais den diesjährige "Kardinal-König-Preis". Der Preis geht heuer an die 63-jährige Pädagogin und Sozialmanagerin Marianne Graf, die sich seit mehr als 20 Jahren für Not leidende Menschen insbesondere in Albanien einsetzt und dazu die "Albania-Austria Partnerschaft" aufgebaut hat. An der Preisverleihung und der Gedenkmesse für Kardinal König nimmt auch Bischof Cristoforo Palmieri aus der albanischen Stadt Rrëshen teil. |
Würdigungen |
Für Kardinal Schönborn "bleibt von Kardinal König vor allem anderen der Mensch, den ich in neun Jahren als Erzbischof als wunderbaren Helfer, Freund, ja als Bruder erleben durfte". König sei ihm "am stärksten in Erinnerung (...) als Mann des Gebetes", so Schönborn im "Sonntag": "Er ist und bleibt für mich ein Vorbild, wie man die innerste Verbindung zu Gott lebendig hält und aus ihr lebt und handelt."
"Noch fast 20 Jahre nach seiner Emeritierung war Kardinal König in so manchen Krisen der Kirche in Österreich für viele Gläubige Mutmacher und Vorbild", erinnert sich der emeritierte Wiener Weihbischof und Weggefährte Königs, Helmut Krätzl. Das Erbe des Kardinals, etwa in der Aufarbeitung des Konzils oder im ökumenischen Dialog mit der Orthodoxie sei lebendig. Zur Hinterlassenschaft des Kardinals gehöre zudem "das Bewusstsein, dass Kirche in Wissenschaft, Kunst, Kultur und Politik geschätzt wird, wenn man einen vorurteilslosen Dialog pflegt", betonte Krätzl.
Auch die österreichische Regierungsspitze erinnert zum zehnten Todestag in Stellungnahmen in der aktuellen Ausgabe der Wiener Kirchenzeitung "Der Sonntag" an Kardinal König als "Weltbürger und Brückenbauer". Bundeskanzler Werner Faymann würdigt den verstorbenen Wiener Erzbischof als "eine der bedeutendsten Persönlichkeiten der österreichischen Nachkriegsgeschichte". König habe "mit einer unglaublichen sozialen Gesinnung und tiefgehenden Intellektualität stets das Gemeinsame über das Trennende gestellt", so Faymann.
"Er stand für eine Kirche mit Bodenhaftung, die sich am Leben der Menschen orientiert, und damit für eine Volkskirche im wahrsten Sinne des Wortes", erinnert sich Vizekanzler Michael Spindelegger. König sei "ein Mann der Zusammenarbeit und des Ausgleichs" gewesen.
Neues zu Königs Rolle beim Konzil
In einer Neuauflage als "Topos"-Taschenbuch erscheint zum 10. Todestag auch das Buch "Woher komme ich? Wohin gehe ich? Anregungen für ein angstfreies Leben" der langjährigen Büroleiterin des Kardinals, Annemarie Fenzl, und von Wolfgang Moser. Fenzl, jetzige Leiterin des "Kardinal König-Archivs, hat für die Neuauflage ein weiteres Kapitel zur Rolle Franz Königs beim Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-65) ergänzt.
Der Wiener Kardinal war nicht nur die wichtigste österreichische Stimme auf dem Konzil, sondern einer jener Konzilsväter, die nicht durch laute Auftritte, sondern vielmehr durch ihr Netzwerken im Hintergrund effektiv den Kurs des Konzils in wichtigen Fragen bestimmten. Neue Dokumente, die Fenzl in dem Buch anführt, belegen etwa erneut den großen Einfluss, den König auf das Zustandekommen und die "Rettung" der Konzilserklärung "Nostra aetate" über das Verhältnis zu den nichtchristlichen Religionen hatte. Das Dokument gilt heute als eine der wichtigsten Erklärungen des Konzils. |
Die ersten Priesterjahre
Von 1934 bis 1937 war er in seiner Heimatdiözese als Kaplan in Altpölla, Neuhofen an der Ybbs, St. Valentin und Scheibbs tätig. In dieser Zeit vollendete er auch seine theologischen Studien.
Ab 1938 war König Domkurat in St. Pölten und Jugendseelsorger der Diözese. 1945 wurde er Religionsprofessor in Krems und habilitierte sich in Wien als Privatdozent für Religionswissenschaften. König war einer der besten Kenner der Ideenwelt der altiranischen Religion. 1947 erschien sein Buch "Das Alte Testament und die altorientalischen Religionen". 1948 erfolgte die Berufung als a.o. Professor für Moraltheologie nach Salzburg.
Bischof-Koadjutor in St. Pölten
Am 31. Mai 1952 ernannte Papst Pius XII. König zum Titularbischof von Livias und Koadjutor mit dem Recht der Nachfolge des St. Pöltener Bischofs. Am 31. August 1952 erfolgte die Bischofsweihe im St. Pöltner Dom durch Bischof Michael Memelauer. Im Herbst desselben Jahres wurde er von den österreichischen Bischöfen zum Referenten für Jugendfragen gewählt.
1956 Erzbischof von Wien
Am 10. Mai 1956 - sieben Monate nach dem Tod Kardinal Theodor Innitzers - ernannte Papst Pius XII. König zum Erzbischof von Wien, am 17. Juni erfolgte die Inthronisation. König wählte das Motto "Veritatem facientes in caritate" (Die Wahrheit in Liebe tun). In das Kardinalskollegium wurde er am 15. Dezember 1958 von Papst Johannes XXIII. aufgenommen.
Knapp drei Jahrzehnte lang, bis September 1985, war König Erzbischof von Wien und in diesem Amt Befürworter und Motor einer den Menschen nachgehenden Seelsorge. Er selbst unternahm viele hunderte von Besuchen in Pfarren, aber auch in Betrieben und Schulklassen, um mit arbeitenden Menschen und mit der Jugend in persönlichen Kontakt zu kommen. Die von ihm einberufene Wiener Diözesansynode (1969/71) sowie die 1973/74 abgehaltene gesamtösterreichische Kirchenversammlung ("Österreichischer synodaler Vorgang") stellten die Weichen für eine "innere Erneuerung" der Kirche. Hier zeigte sich auch das von Kardinal König nachdrücklich vertretene Prinzip der gemeinsamen Verantwortung von Priestern und Laien für das Leben und Wirken der Kirche.
Kirche und Staat
Kardinal König verstand die Kirche stets auch als gestaltenden Faktor der Gesellschaft. Zahlreiche öffentliche Stellungnahmen zu gesellschaftspolitischen Fragen - nicht zuletzt seine Hörfunk- und Fernsehansprachen zum Jahreswechsel - fanden in der österreichischen Öffentlichkeit große Beachtung. Er setzte die von den österreichischen Bischöfen nach dem Zweiten Weltkrieg beschlossene Entflechtung von Kirche und Parteipolitik konsequent fort und unterstützte die Bemühungen um eine Beseitigung der historischen Frontstellung zwischen Kirche und Sozialdemokratie in Österreich. Gleichzeitig hatte König persönlichen Anteil an der Entkrampfung des Verhältnisses von Staat und Kirche in Österreich.
Bedeutung für die Weltkirche
Auf weltkirchlicher Ebene trat Kardinal König erstmals beim Zweiten Vatikanischen Konzil in Erscheinung, zu dessen führenden Persönlichkeiten er gehörte. 1965 vertraute ihm Papst Paul VI. die Leitung des neugegründeten vatikanischen Sekretariates für die Nichtglaubenden an (eine Funktion, die er bis 1981 beibehielt).
Kontakte zum Osten
Als spezifische Aufgabe des Erzbischofs von Wien sah Kardinal König die Überwindung der Isolierung der Kirche im kommunistischen Machtbereich durch Herstellung brüderlicher Kontakte der Kirche in Österreich zu den Nachbarkirchen im Osten. Er selbst reiste als erster "westlicher" Kardinal nach Osteuropa. Bei der ersten dieser Reisen - der Fahrt zum Begräbnis des Zagreber Kardinals Stepinac - erlitt er am 13. Februar 1960 bei einem Autounfall schwere Verletzungen. Später unternahm der Kardinal zahlreiche Besuche in fast allen früheren Oststaaten, die stets der Begegnung mit Bischöfen, Priestern und Gläubigen der Kirche dieser Länder dienten. Im Auftrag von Johannes XXIII. fuhr er am 18. April 1963 erstmals in die amerikanische Gesandtschaft nach Budapest, um mit dem dort im Asyl lebenden ungarischen Primas Mindszenty zu sprechen. Diese Besuche wiederholten sich in den folgenden Jahren und führten schließlich zur Ausreise Mindszentys.
Ökumenische Kontakte
Von Anfang an bildeten ökumenische Kontakte einen Schwerpunkt von Kardinal Königs Wirken. Durch Besuche beim damaligen Ehrenoberhaupt der Orthodoxie, Patriarch Athenagoras von Konstantinopel, beim rumänischen Patriarchen in Bukarest, beim koptischen Patriarchen in Kairo, beim serbischen Patriarchen und zahlreichen anderen führenden Persönlichkeiten wurden entscheidende Kontakte für den Dialog mit den nichtkatholischen Ostkirchen geknüpft. Eine besondere Funktion übernahm dabei die von Kardinal König 1964 gegründete Stiftung "Pro Oriente", die vor allem durch ihre internationalen ökumenischen Symposien dem theologischen Gespräch weit reichende Impulse zu geben vermochte.
Kontakt zu Nichtchristen
Großes Interesse brachte Kardinal König - auch als Wissenschaftler - den nichtchristlichen Religionen entgegen. 1951 gab er das - zum Standardwerk der vergleichenden Religionswissenschaft gewordene und immer wieder neuaufgelegte - Buch "Christus und die Religionen der Erde" heraus. 1956 erschien das "Religionswissenschaftliche Wörterbuch". 1964 leitete er im Rahmen des Eucharistischen Weltkongresses in Bombay das große Religionsgespräch, an dem Vertreter aller Weltreligionen teilnahmen. Auf vielfältige Weise trug Kardinal König zum Dialog der katholischen Kirche mit Judentum und Islam bei.
Religion und Wissenschaft
Ein besonderes Anliegen war Kardinal König stets der Dialog zwischen Religion und Wissenschaft. Auch hier setzte er auf internationaler Ebene zahlreiche Initiativen und legte etwa den Grundstein zur Neuaufrollung des "Falles Galilei" und zur feierlichen Rehabilitierung des italienischen Naturwissenschaftlers durch Papst Johannes Paul II. im Jahr 1992.
In seinen letzten Lebensjahren setzte sich Kardinal König besonders für den Lebensschutz und hier für den Hospizgedanken und den Ausbau der Sterbebegleitung ein. Er wollte damit einen Beitrag leisten, allen Bestrebungen nach einer Zulassung aktiver Sterbehilfe zu widerstehen.
Quelle: Kathpress