Papst an Bischöfe: "Seid den Menschen nahe"
In einer betont herzlichen Atmosphäre hat Papst Franziskus am Donnerstag die österreichischen Bischöfe im Vatikan in Audienz empfangen. Kardinal Christoph Schönborn und der Salzburger Erzbischof Franz Lackner berichteten im Kathpress-Interview unmittelbar nach dem Gespräch von einer "ermutigenden" und "aufbauenden" Begegnung. Der Papst habe sich bedankt "für alles was in der Kirche in Österreich geschieht" und die Bischöfe zur Nähe zu den Menschen und zur Barmherzigkeit aufgerufen, sagte Lackner. Franziskus sei "ein großer Zuhörer, er gibt den Weg vor, aber es ist keine Einbahnstraße", so der neue Salzburger Erzbischof.
Kardinal Schönborn dankte dem Papst im Rahmen der rund 15-minütigen gemeinsamen Audienz der Bischöfe "für sein Zeugnis, das so viele Menschen - unter ihnen viele, die mit der Kirche wenig zu tun haben, berührt". Franziskus wiederum habe den Bischöfen das Gebet besonders ans Herz gelegt. "Ihr habt alle sehr viel Arbeit, aber ich bitte Euch, vergesst nicht auf das Gebet, das ist eure erste Arbeit", zitierte der Wiener Erzbischof die Worte Franziskus'.
Am Ende der Papstaudienz erhielt jeder Bischof aus den Händen des Papstes ein Bischofskreuz (Pectorale) sowie Rosenkränze. Das gemeinsame Gespräch mit dem Papst war der Höhepunkt des fünftägigen Ad-limina-Besuchs, zu dem sich die Mitglieder der Österreichischen Bischofskonferenz noch bis Freitag im Vatikan aufhalten.
Unmittelbar vor der gemeinsamen Audienz aller Mitglieder der Österreichischen Bischofskonferenz empfing der Papst die Bischöfe der Salzburger Kirchenprovinz zu einem rund eineinhalbstündigen Gespräch. Die ausführliche Audienz der Bischöfe der Wiener Kirchenprovinz hatte bereits zum Auftakt des Ad-limina-Besuchs am Montag stattgefunden.
Schönborn würdigt "Klima des Vertrauens"
Er habe dem Papst gedankt, "dass er mit einer solchen Deutlichkeit einlädt zur Freundschaft mit Jesus als dem Herzen des christlichen Lebens", berichtete Kardinal Schönborn, der als Vorsitzender der Österreichischen Bischofskonferenz bei der Papstaudienz einige Worte des Dankes an Franziskus richtete. In diesem Zusammenhang habe er dem Papst auch dafür gedankt, "dass er diese tiefe Kontinuität mit dem Pontifikat von Papst Benedikt XVI. zeigt, der immer wieder in so ergreifender und beeindruckender Weise von der Freundschaft mit Jesus als dem Wesentlichen des Christentums gesprochen hat", so Schönborn.
Der Kardinal übermittelte dem Papst zudem direkt den Dank der österreichischen Bischöfe für die "gute, herzliche Atmosphäre" bei den Begegnungen und Gesprächen mit den Mitarbeitern des Papstes in den unterschiedlichen Dikasterien der Römischen Kurie. "Man spürt wirklich: Hier ist eine Klima des gegenseitigen Vertrauens und des aufeinander Hörens und miteinander Hinschauens auf die Situation der Gesellschaft und der Kirche", sagte der Wiener Erzbischof.
Haben "Sorgen und Freuden" angesprochen
Als neuer Salzburger Erzbischof habe er den Papst um ein Leitwort für seine Amtszeit gebeten, sagte Lackner, woraufhin Franziskus die Bedeutung der Nähe zu den Menschen und die Barmherzigkeit hervor gehoben habe. "Er hat uns sehr ermutigt, dass wir Bischöfe unseren Dienst tun und mit Verantwortung handeln; dass wir jeden Fall einzeln betrachten und uns bei Problemen untereinander austauschen sollen", sagte der Erzbischof. Der Weg der Kirche müsse zwischen den gefährlichen Polen des Klerikalismus einerseits und Laxismus andererseits liegen, habe Franziskus erinnert.
Der Papst kenne die Situation in Österreich, berichtete Lackner. Die westösterreichischen Bischöfe hätten mit dem Papst u.a. über die Kirchenaustritte, die Situation der Priester und Probleme in der Familienpastoral gesprochen. Lackner: "Wir haben auch angesprochen, dass sehr viele Menschen die Kirche verlassen haben. Er hat aufmerksam zugehört und man spürte, dass ihm das auch wehtut."
Für die Probleme im Zusammenhang mit der Familie, auch mit Geschiedenen Wiederverheirateten habe der Papst "großes Verständnis" gezeigt und auf die Behandlung des Themas bei der kommenden Bischofssynode hingewiesen, sagte Lackner. Priester seien die Verwandten der Bischöfe, zitierte Lackner den Papst aus dem Gespräch über die Lage der Priester. Franziskus habe die Bischöfe dazu aufgerufen, sich besonders um die Priester zu bemühen, diese seien in ihren Pfarren schließlich besonders nahe bei den Menschen.
Er persönlich, so Lackner, habe den Papst auch darum gebeten, besonders darauf zu achten, dass die Laien einen Ort und Aufgaben in der Kirche haben und "wirklich spüren, dass sie in dieser Kirche wichtig sind". Lackner verwies dazu auf das Beispiel der Ministranten, wo "Kinder und Jugendliche in der Kirche einen Platz haben".