"Drehscheibe des internationalen Dialogs"
Die große Tradition Österreichs als "Drehscheibe des internationalen Dialogs und des Friedens" hat der Apostolische Nuntius in Österreich, Erzbischof Peter Stephan Zurbriggen, gewürdigt. In seiner Funktion als Doyen des Diplomatischen Corps ging Zurbriggen in seiner Ansprache beim Neujahrsempfang von Bundespräsident Heinz Fischer am Dienstag in der Wiener Hofburg auf das im November eröffnete "König Abdullah Zentrum für Interreligiösen und Interkulturellen Dialog" ein.
Er hoffe, so der Nuntius, dass das im vergangenen Herbst eröffnete Zentrum als "stabile und permanente internationale Plattform für den Dialog zwischen den Weltreligionen" dienen werde. Österreich und im besonderen die Stadt Wien würden durch dieses neue Zentrum bereichert. Auch der Bundespräsident ging in seiner Ansprache auf das neue Zentrum und das Ende Februar in Wien stattfindende "Global Forum" über unter anderem religiösen Pluralismus ein.
Besorgt zeigte sich der Nuntius über die Situation der Weltwirtschaft, die immer noch von schwachem Wachstum geprägt sei. Zurbriggen: "Das sind keine guten Aussichten vor allem für die ärmsten Länder. Daher dürfen die Anstrengungen zur Entwicklungszusammenarbeit nicht nachlassen, sondern sie müssen gezielt weitergeführt werden."
Der Botschafter des Heiligen Stuhls in Österreich erinnerte auch an das Edikt von Mailand des Jahres 313, mit dem den Christen und auch den Gläubigen anderer Religionen im Römischen Reich erlaubt wurde, ihre Religion frei auszuüben. "Bedauerlicherweise müssen wir feststellen, dass 1.700 Jahre später es immer noch örtlich begrenzte religiös motivierte Verfolgungen von Christen oder anderer Minderheiten gibt, so Zurbriggen wörtlich.
Er verwies auch auf die "Allgemeine Erklärung der Menschenrechte", deren Verabschiedung durch die Generalversammlung der Vereinten Nationen sich heuer zum 65. Mal jährt. Diese Menschenrechtscharta sei das ausdrückliche Bekenntnis der Vereinten Nationen zu den Allgemeinen Grundsätzen der Menschenrechte als Grundlage des humanitären Völkerrechts. In dieser Charta werde auch ausdrücklich die Religionsfreiheit als zentrales Menschenrecht erwähnt.
Als bemerkenswerte Ereignisse des vergangenen Jahres nannte Zurbriggen u.a. das 100-Jahr-Jubiläum des Islam-Gesetzes in Österreich sowie die Verleihung des Friedensnobelpreises an die Europäische Union. Der wesentliche Zweck der Union liege darin, die Bruderschaft zwischen den europäischen Nationen zu fördern, jetzt und in der Zukunft, so der Nuntius unter Anspielung auf EU-Ratspräsident Herman Van Rompuy.
Positiv vermerkte der Nuntius, dass die EU das Jahr 2013 zum Europäischen "Jahr der Bürgerinnen und Bürger" ausgerufen hat. Es freue ihn, "wenn die Europäische Union in diesem Jahr etwa die Aufklärung ihrer Bürgerinnen und Bürger über ihre Rechte und Pflichten und Möglichkeiten im Rahmen der EU-Bürgerschaft auf ihre Fahnen schreibt".
Für das Jahr 2013 nannte der Nuntius als wichtiges Ereignis u.a. das in Wien stattfindende "V. Global Forum der Allianz der Zivilisationen der Vereinten Nationen", das sich mit der Frage verantwortungsvoller Führung in Diversität und Dialog beschäftigen wird. Nachsatz: "Außerdem ist heuer auch für Österreich ein wichtiges Wahljahr."
Der Apostolische Nuntius verwies in seiner Rede auch auf die Weltfriedensbotschaft von Benedikt XVI., in der dieser einen Appell an alle Menschen guten Willens richtete, Friedensstifter zu sein. Die Globalisierung mit ihren positiven wie negativen Aspekten sowie andauernde blutige Konflikte und drohende Kriege erforderten einen erneuten und einhelligen Einsatz in dem Bemühen um das Gemeinwohl wie um die Entwicklung aller Menschen.
Quelle: Kathpress