Diskussionen über Islamkritik und Sekten
Ein Video mit islamkritischem Unterton hat unter den Teilnehmern der im Vatikan tagenden Bischofssynode Befremden hervorgerufen. Auf Veranlassung von Kurienkardinal Peter Kodwo Appiah Turkson war den Bischöfen schon am Samstag ein Film vorgeführt worden, der den Eindruck erweckt, das Anwachsen des Islams in Europa infolge der Migration stelle eine Bedrohung dar.
Der Vatikan distanzierte sich laut "Corriere della Sera" von der Vorführung in der Synodenaula. Es handle sich um eine persönliche Initiative von Kardinal Turkson, hieß es. Dieser äußerte nach Angaben von Beobachtern sein Bedauern. Er habe nicht die Absicht gehabt, Muslime zu beleidigen, sondern nur die demografische Entwicklung in Europa zeigen wollen, wird der aus Ghana stammende Präsident des Päpstlichen Rates für Gerechtigkeit und Frieden zitiert.
Das anonyme Video mit dem Titel "Muslim Demographics" präsentiert ohne Quellenangabe statistische Daten für die demografische Entwicklung in mehreren westeuropäischen Ländern. Die Zahlen wirken zum Teil fragwürdig. So heißt es in dem siebeneinhalb Minuten langen Film etwa, in Frankreich habe eine durchschnittliche muslimische Familie 8,1 Kinder. Das Land werde in 39 Jahren eine "islamische Republik" sein. Es sei nur eine Frage von Jahren, und das Europa "wie wir es kennen, wird nicht mehr existieren", heißt es in dem Video.
Zudem wird der bekannte Ausspruch des früheren libyschen Machthabers Muammar al-Gaddafi zitiert, dass für eine Islamisierung Europas keine Terroristen nötig seien, sondern lediglich eine Migration aus islamischen Ländern. Auch von angeblichen Plänen muslimischer Organisationen für eine großangelegte Islamisierung der USA wird berichtet. "Es ist Zeit aufzuwachen", sagt eine Stimme gegen Ende des Films. Der Film ist seit drei Jahren im Internet über das Portal "Youtube" verfügbar.
Wachsender Einfluss von Sekten in Ghana
Der Bischof von Jasikan in Ghana, Gabriel Akwasi Ababio Mante, warnte bei der Synode vor dem wachsenden Einfluss von Sekten in seinem Land. Gefährdet seien vor allem Jugendliche, denen schneller Erfolg und Reichtum versprochen werde, sagte Mante vor der Bischofssynode im Vatikan laut dem am Dienstag veröffentlichten Redemanuskript. Die Abwanderung zu Sekten führe zu einem starken Mitgliederschwund in den örtlichen Pfarren. Mante kritisierte darüber hinaus internationale Finanzorganisationen, die sich in Ghana häufig gegen die Kirche stellten.
Der kenianische Erzbischof Peter Kairo (Nyeri) äußerte sich besorgt über eine weltweit wachsende Zahl von Alleinerziehenden. Familien seien mit Schwierigkeiten wie Scheidungen, Unfruchtbarkeit oder Polygamie konfrontiert. Hinzu käme oft niedrige Einkommen, die nicht ausreichten, um die Bedürfnisse der Familie zu befriedigen. Kairo kritisierte zudem, dass durch das Erziehungswesen Kinder von ihren Familien getrennt würden. Aufgabe der Kirche sei es, die wahre Bedeutung von Ehe und Familie zu stärken.
Der Bischof von Oyo (Nigeria), Emmanuel Adetoyese Badejo, plädierte für eine verstärkte kirchliche Nutzung von Medien. Die Kirche müsse sich zudem eine verständlichere Sprache aneignen, um ihre Botschaften besser vermitteln zu können. Sie müsse auf die Menschen zugehen in Einkaufszentren, Straßen, Kneipen, Nachtclubs und Slums. Dies seien die Orte, an denen Neuevangelisierung stattfinden müsse, so Badejo.
Der irakische Bischof Shlemon Warduni beklagte eine rückläufige Zahl von Christen in seinem Heimatland. Die konstante Auswanderung von Gläubigen und Klerikern werde auch durch mangelnden Zusammenhalt veranlasst. Allerdings flüchteten die Menschen zumeist von einer schwierigen Realität in eine andere, oft genauso problematische Zukunft.
Warduni kritisierte zudem, dass Religion häufig als Hindernis für eine soziale und wissenschaftliche Entwicklung angesehen werde. Dies sei nichts anderes als "maskierter Atheismus", bemängelte er.
Quelle: Kathpress