Christliches zwischen Personenkult und Ökonomie
Der Personenkult um den am Sonntag, 2. September, verstorbenen Gründer der "Moon-Sekte", den Koreaner San Myung Moon, ist unbestritten. Ebenso das ökonomische Interesse, das Moon durch ein weit verzweigtes Firmenimperium zum Milliardär werden ließ. Weniger bekannt indes sind die christlichen Wurzeln Moons und seiner 1954 in Seoul gegründeten "Vereinigungskirche", wie das Referat für Weltanschauungsfragen der Erzdiözese Wien auf seiner Website informiert.
So trat der 1920 geborene Moon mit seiner Familie 1930 der evangelisch-reformierten Presbyterianischen Kirche bei. Nach einem persönlichen Berufungserlebnis missionierte Moon ab 1946 in seiner kommunistisch besetzten Heimat, dem heutigen Nordkorea, wo er zwei Jahre als Prediger und fast drei Jahre als Gefangener in einem Arbeitslager lebte.
1954 gründete Moon die "Vereinigungskirche", mit der er seither auch eine eigene "Theologie" verfolgte: Ziel der Bewegung wurde die Versöhnung von (kommunistischem) Osten und Westen. Anlass bot die Hochzeit Moons 1960 mit einer über 20 Jahre jüngeren Tochter einer Anhängerin. Dieses Ereignis wurde endzeitlich gedeutet: So sahen seine Anhänger das "Neue Testament-Zeitalter" zu Ende gegangen und das "Erfüllte Testament-Zeitalter" gekommen, in dem ein neuer Messias - Moon - den göttlichen Schöpfungsplan umsetzen werde.
Den Grundstock dieser Erneuerungsbewegung sollte nach Ansicht Moons er selbst sowie die mit seiner Frau gezeugten Nachkommen als "ideale Nachkommen" bilden. Um diese Bewegung auszuweiten, trat Moon wie ein Familienoberhaupt auf und führte den koreanischen Brauch, fremde Partner zu einer arrangierten Ehe zusammenzuführen, in seiner Gemeinschaft ein.
Das Ende des "Eisernen Vorhangs" deutete Moon ebenso endzeitlich als Bestätigung seiner Vision einer im Frieden vereinten Welt. In der Folge gründete er 1996 die "Familienförderation für Weltfrieden und Vereinigung", die Ehepaare weltweit zu Missionseinsätzen aussandte. Ihre Botschaft: Dem Messias - Moon und seine Frau - war es gelungen, als "wahre Eltern" eine mehrere Generationen übergreifende Familie zu gründen und eine "Nation der Einheit auf Erden" zu errichten.
Auch für seine Nachfolge hat Moon rechtzeitig gesorgt: So gilt sein Sohn Hyun Jin Preston Moon (geboren 1969), der für die sekten-eigene "Universale Föderation für Weltfrieden" tätig ist, als aussichtsreicher Nachfolgekandidat. Dessen Schwester In Jin Tatjana Moon (geboren 1965) leitet die Familienföderation in den USA. Die beiden jüngeren Söhne Moons, Hyung Jin Sean und Kook Jin Justin, leiten weitere wichtige Zweige des Wirtschafts- und Beteiligungsimperiums.
Theologisch "auf Dauer gestellt" hat Moon die von ihm gegründete "Vereinigungskirche" u.a. durch eine Reform der Lehre von den letzten Dingen: So können Anhänger der Bewegung durch ein vorbildliches Leben für ihr eigenes Wohlergehen im Jenseits Vorsorge betreiben und auch einen Beitrag zur Entwicklung ihrer verstorbenen Angehörigen leisten. Die "Geistmenschen" können wiederum vom Jenseits aus mit den Lebenden auf der Erde in Kontakt treten.
In Österreich zählt die "Vereinigungskirche" im Übrigen laut Volkszählung von 2001 rund 300 Anhänger.
Quelle: Kathpress