
Ökumene: Tagung über Priesterbilder
Unterschiedliche Priesterbilder in der katholischen, orthodoxen, lutherischen und anglikanischen Kirche standen im Mittelpunkt eines internationalen Symposions in Wien. Geweiht würden nur "menschlich reife, theologisch gebildete und spirituell verankerte Persönlichkeiten" betonte der Regens des Innsbrucker katholischen Priesterseminars, Msgr. Peter Ferner. Der geweihte Priester schenke nach katholischem Verständnis im Namen und an Christi statt Gottes Gnade und Heil weiter. "Er gibt, was nicht von ihm kommt", sagte Ferner. Der Priester werde nicht für sich sondern für die Menschen geweiht. "Er repräsentiert im Volk die schenkende Gnade Gottes."
Mittelpunkt des priesterlichen Dienstes sei die Eucharistie, hob der rumänisch-orthodoxe Theologe Ioan Moga hervor. An erster Stelle stehe nicht eine Leitungsfunktion, sondern der Priester in seiner Existenz als Hinweis auf die eucharistische und eschatologische Dimension der Kirche.
Kinderreichtum sei für orthodoxe Priesterfamilien wichtig, kinderlose Priesterehen daher die Ausnahme, erläuterte Moga. Die Priesterfamilie werde als Kirche im Kleinen angesehen. Es gebe auch keine klare Trennung zwischen Gemeinde- und Familienleben. Frauen und Kinder würden bzw. müssten den Dienst des Priesters mittragen. Priesterfrauen würden von den Gemeindemitgliedern oftmals auch als "Priesterin" angesprochen. Sie seien wichtig für ein lebendiges Pfarrleben.
Die orthodoxe Kirche kennt sowohl verheiratete wie auch zölibatär lebende Priester. Letztere gehören in der Regel dem Mönchsstand an.
Selbiges gilt auch für die griechisch-katholische Kirche, die in Union mit der römisch-katholischen Kirche steht. Die verheirateten Priester würden mit ihren Familien ein Zeugnis für die Unauflöslichkeit der Ehe geben, sagte der griechisch-katholische Bischof Atanaz Orosz aus der ungarischen Diözese Miskolc. Priester sollten mit ihren Frauen den Gläubigen ein Vorbild in Familienleben und Kindererziehung sein.
Damit Priesterehen möglichst halten, gebe es auch besondere Vorbereitungskurse und Verfahren samt bischöflicher Zustimmung, denen sich die angehenden Priester und ihre Bräute unterziehen müssen. Geheiratet werden muss vor der Weihe zum Diakon.
Freilich könnten sich die Priesterseminaristen auch für ein zölibatäres Leben entscheiden, erläuterte Bischof Orosz. Das sei aber nur in Ausnahmefällen der Fall. Für eine gedeihliche Seelsorge, die allen Anforderungen gerecht wird, seien aber sowohl verheiratete wie auch zölibatär lebende Priester notwendig, sagte der Bischof. In seiner Diözese habe er noch nicht das nötige Gleichgewicht: "Wir brauchen mehr zölibatäre Priester."
Priester ist Repräsentant Christi
Als liturgischer Zelebrant sei der Priester nach anglikanischem Verständnis Repräsentant Christi, erklärte Pfarrerin Aileen Hackl. Die meisten Priester und Priesterinnen der anglikanischen Kirche seien verheiratet. Bald nach der Begründung der anglikanischen Kirche im 16. Jahrhundert sei der Zölibat abgeschafft worden. Hackl räumte ein, dass der priesterliche Dienst aber nicht sehr familienfreundlich sei.
Pastorin Melanie Kirschstein von der lutherischen Kirche in Deutschland sprach davon, dass Pfarrerehen heute großen Belastungen ausgesetzt seien. Das traditionelle lutherische Pfarrhaus mit einer kinderreichen Pfarrerfamilie sei nur mehr die Ausnahme. In den Pfarrhäusern würden sich hingegen bereits vielfältige Lebensformen vorfinden. "Pastorinnen und Pastoren sind Teil und Spiegel der Gesellschaft in der Traditionen und frühere Familienformen brüchig geworden sind", so Kirschstein.
Veranstalter der Tagung war das Institut für Geschichte und Theologie des christlichen Ostens an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Wien gemeinsam mit der ökumenischen Stiftung "Pro Oriente".
Quelle: Kathpress