
"Ride back to Faith": Mit der Vespa auf Glaubenssuche im Heiligen Jahr
Für seinen neuen Dokumentarfilm "Ride back to Faith" begibt sich der Innsbrucker Regisseur Hermann Weiskopf mit seiner Vespa GTV und Glaubensfragen im Gepäck auf Pilgerfahrt nach Rom. Die (filmische) Reise aus der "Gottlosigkeit" im Heiligen Jahr ist Teil der "Ride back"-Trilogie des Filmemachers, der vor über 40 Jahren aus der Kirche ausgetreten ist. Nach "Ride back to Freedom" (2022), einer Suche nach der in der Coronakrise verloren gegangenen Freiheit, und "Ride back to Best Age" (2024), einer Auseinandersetzung mit dem Älterwerden, will der 62-Jährige im Juni erneut aufs Zweirad steigen und - für ihn typisch - mit den Menschen, die er unterwegs trifft, die großen (Glaubens-)Fragen des Lebens diskutieren.
Wie in seinen früheren Werken, so nimmt die Vespa auch in seinem neuen Film eine zentrale Rolle ein. Der amerikanische Kultfilm "Easy Rider" (1969) habe bewiesen, wie "cool" Protagonisten auf einer Harley-Davidson seien, erklärte der Regisseur im Interview mit Kathpress. "Wären sie mit dem Bus gefahren, wäre der Film nicht derselbe", kam Weiskopf auf Film- und Requisitenkunde zu sprechen. Seine Gesprächspartner wären wohl eher skeptisch, wenn er mit schwarzer Kleidung und einer Harley ankäme, um mit ihnen über Glaubensthemen ins Gespräch zu kommen. "Wenn ich aber mit einer Vespa anhalte und sage 'Hallo, ich bin der Hermann', dann hat das einen gewissen Charme. Die Vespa hat etwas Freundliches, Verbindendes und Einladendes", berichtete der Regisseur aus Erfahrung.
Weiskopf hat der Kirche aus "jugendlicher Rebellion" und aus Trotz nach einem Streit mit dem Vater den Rücken gekehrt, wie er im Interview darlegte. Auch davon soll der Film handeln. Im Laufe der Jahre und im Zuge seiner bisherigen Filme, die sich mit der "Hemisphäre des katholischen Glaubens" auseinandersetzten, sei es wieder zu einer Annäherung an die Kirche gekommen. Nach Filmen, die jüdische Schicksale in der nationalsozialistischen Zeit mit lokalem Bezug zum Thema hatten, war für ihn die Arbeit am Film "Otto Neururer - Hoffnungsvolle Finsternis" (2019) prägend und wegweisend.
"Kirche erlebbar machen"
Die Geschichte vom seliggesprochenen Tiroler Priester, der Widerstand gegen das Nazi-Regime geleistet und im Konzentrationslager Buchenwald mit seinem Leben bezahlt hat, feierte internationale Erfolge. 2019 erhielt der Film beim renommierten "International Catholic Film Festival - Mirabile Dictu" des Vatikans den Preis als "Bester Film" unter 1.500 Bewerbern. Inzwischen 200 Mal - und bis heute - tourt Weiskopf mit dem Film durch Österreich, Italien, Deutschland und plant auch sonst Veranstaltungen über die Landesgrenzen hinaus. "Diese Filmvorführabende und die Gespräche mit den Besucherinnen und Besuchern sind nicht spurlos an mir vorübergegangen", so der Regisseur.
So waren auch eine Beherbergung bei den Franziskanern in Linz während seiner Filmtour, Gespräche mit den Ordensbrüdern und das Aufwachen im Kloster mit Messgesängen im Hintergrund etwas Besonderes für ihn. "Ich habe diese Faszination nur durch Zufall oder Fügung erleben dürfen, und diese Kirche möchte ich im neuen Film erlebbar machen", beschrieb der Regisseur sein Vorhaben. "Ride back to Faith" sei eine Gelegenheit, mit Menschen darüber zu sprechen, was es bedeutet, Teil einer kirchlichen Glaubensgemeinschaft zu sein und welche Vorteile dies in einer säkularisierten und individualisierten Welt hat.
Bischöfliche Zustimmung
In gewisser Weise habe er durch seinen Kirchenaustritt Dinge versäumt - so etwa die Möglichkeit, Taufpate seines Neffen zu sein oder kirchlich zu heiraten, erklärte Weiskopf, dessen Kinder und Frau katholisch sind. Seine Frau habe ihn aber nie gedrängt, kirchlich zu heiraten oder wieder einzutreten. "Sie hat sich eher gedacht, wenn der liebe Gott es so will, dann wird es schon werden. Und es scheint ja fast ein bisschen so zu sein, als behielte sie recht", sagte Weiskopf.
Der Ausgang des Films sei noch offen. Dieser habe aber bereits bischöfliche Zustimmung erhalten, erzählte Weiskopf, der dem Innsbrucker Bischof Hermann Glettler schon sein Vorhaben präsentiert hat. "Wir haben über die geistliche und philosophische Dimension des Films gesprochen, und ich weiß, dass das Projekt sein Wohlwollen hat", so der künftige Pilger. "Ich glaube auch, dass er ein Bischof ist, der das Potenzial filmischer Kommunikation erkannt hat."
Für die Finanzierung seines 90-minütigen Dokumentarfilms hat Weiskopf unter anderem ein Online-Crowdfunding auf der Plattform "Indiegogo" gestartet (www.indiegogo.com/projects/ride-back-to-faith-feature-documentary-film#/). "Ride back to Faith" soll in englischer, deutscher und italienischer Version produziert werden und im Herbst/Winter 2025/26 erscheinen. Auch sein nächstes Projekt befindet sich bereits in Planung: Das Theaterstück mit dem Titel "Carl Lampert - das erste Gebet" wird in der Spielzeit 2026 im Landestheater Vorarlberg Premiere feiern.
Quelle: kathpress